Passionsblume hilft bei Stress

Wer es nicht schafft, den schwierigen Kreislauf aus Nervosität, Stress und Anspannung mit Ruhephasen zu durchbrechen, gerät in Gefahr, das seelische Gleichgewicht zu verlieren: Hilfe kann von der Passionsblume kommen.

Etwa jeder fünfte Erwachsene soll unter Angst oder nervlicher Anspannung leiden, weil er vom Alltag überfordert ist, unter Leistungsdruck steht oder die Doppelbelastung von Familie und Beruf zu viel ist. „Für viele Menschen ist ein durch Hektik und Stress geprägter Alltag ist für viele inzwischen Dauerzustand“, sagt Radio Niederösterreich-Apotheker Gilbert Zinsler von der Landschaftsapotheke in Horn.

noe.ORF.at: Bei welchen Beschwerden sollte man Passionsblume einnehmen?

Gilbert Zinsler (Landschaftsapotheke in Horn): Passionsblumenextrakte beruhigen und entspannen, sie fördern die Gelassenheit, aber sie machen nicht müde. Daher kann man sie auch während des Tages einnehmen. Sie sind zu empfehlen für Menschen mit nervöser, innerer Unruhe, Erregung, Anspannung, Beklemmung oder Angst. Auch am Abend können sie helfen: Sie erleichtern das Einschlafen bei nervös bedingten Ein- und Durchschlafstörungen.

Aber nicht nur bei augenscheinlichen nervösen Störungen können sie angewandt werden, sondern aufgrund ihrer beruhigenden und Angst- und krampflösenden Wirkung haben sie sich bei Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufproblemen bewährt.

Passionsblume Passiflora caerulea

Eran Finkle/Wikimedia Commons

noe.ORF.at: In welcher Form werden Passionsblumenpräparate eingenommen?

Gilbert Zinsler: Das Kraut der Passionsblume eignet sich zur Herstellung von Tees oder wird konzentriert als Tinktur, also Tropfen, oder als Tabletten eingenommen.

Bei der Anwendung als Tee: Zwei Esslöffel mit ein Viertel Liter kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und dann am besten eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eine Tasse trinken.

Bei einer Anwendung der Tinktur als Tropfen: ein bis drei Mal täglich 30 Tropfen verdünnt in einem Glas Wasser oder unverdünnt einnehmen.

Bei Anwendung als Tabletten bzw. Dragees: zwei bis drei Dragees gleichmäßig über den Tag verteilt. Bei nervös bedingten Ein- und Durchschlafstörungen: ein bis zwei Dragees eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen.

noe.ORF.at: Wie kommt die Passionsblume zu ihrem seltsamen Namen?

Gilbert Zinsler: In der Volksmedizin Amerikas wird die Pflanze schon seit Jahrhunderten zur Beruhigung eingesetzt. Ihren Namen erhielt sie aber erst von europäischen Missionaren. Diese wurden durch die Gestalt der Blüte an die Passion, die Leidensgeschichte Christi, erinnert: Die Nebenkrone der Blüte wurde als Dornenkrone beschrieben, die Staubblätter als Wundmale und die Narben als Nägel.

Passionsblume

dpa/Franziska Kraufmann

noe.ORF.at: Wird die Passionsblume als Arzneimittel gut vertragen? Gibt es Dinge, an die man bei der Einnahme denken sollte?

Gilbert Zinsler: Die Passionsblume als Arzneimittel wird im Allgemeinen sehr gut vertragen und es gibt kaum beschriebene Nebenwirkungen. Im Gegensatz zu anderen Medikamenten mit chemischen Wirkstoffen, die psychisch regulierend wirken, hat die Passionsblume kein bekanntes Abhängigkeitspotenzial. In Absprache mit dem Arzt ist sie daher auch für die Langzeitanwendung geeignet.

Sie hat auch keine bekannten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Die Tropfen enthalten allerdings Alkohol, hier gilt es aufzupassen. Für empfindliche Personen empfehle ich daher Dragees. Diese können auch Kinder ab zwölf Jahren einnehmen.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 8.11.2014

noe.ORF.at: Was kann man sonst noch bei Unruhe und Angst machen?

Gilbert Zinsler: Bei nervöser Unruhe und Angst helfen im Wesentlichen drei Maßnahmen: Entspannung, Verhaltensänderung und medikamentöse Unterstützung.

Es gibt fünf effektive Tipps gegen nervöse Unruhe:

  • Bringen Sie eine klare Struktur in Ihren Tagesablauf und planen Sie Zeit für Entspannung ein.
  • Bewegen Sie sich ausreichend an der frischen Luft und pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte.
  • Trainieren Sie, sich zu entspannen, durch autogenes Training oder Yoga.
  • Unterstützen Sie Ihr Nervensystem mit der natürlichen Angstlöserin Passionsblume. Der Extrakt zeigt positive Effekte auf Nervenbotenstoffe und stärkt so das Nervenkostüm.
  • Sollte dies zu wenig sein, dann nehmen Sie bei Bedarf professionelle, therapeutische Hilfe an.

Das Gespräch mit Gilbert Zinsler führte Andrea Pollak-Steurer, noe.ORF.at.