Flucht vor dem Alltag

Bibiana Zeller schlüpft gerne in fremde Kostüme und Rollen. Schon als Kind wusste sie, dass sie Schauspielerin werden muss, als Flucht vor dem Alltag, erzählt die 86-Jährige in der Radio NÖ-„Nahaufnahme“ mit Judith Weissenböck.

Bibiana Zeller begeistert mit ihrem Schauspiel ein großes Publikum sowohl im Burgtheater als auch in Fernsehfilmen. Das Eintauchen in andere Rollen war für die 1928 geborene Wienerin die Möglichkeit vor dem Kriegsalltag zu fliehen, erzählt sie im Gespräch mit Judith Weissenböck.

„Bitte lasst mich mitspielen“

Anfang April erscheint Bibiana Zellers Biographie, die den Titel „Bitte lasst mich mitspielen“ trägt. Radio Niederösterreich-Redakteurin Marina Watteck hat die Erinnerungen der Kammerschauspielerin aufgezeichnet, obwohl diese laut eigener Auskunft nur ungern über die Vergangenheit nachdenkt. Das liegt vor allem an den schrecklichen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg, den Vertreibungen ihrer jüdischen Schulfreundinnen, sagt Bibiana Zeller. „So etwas prägt einen das ganze Leben.“ Sehr gerne erinnert sie sich hingegen an ihre vielen Auftritte, an Kolleginnen wie Paula Wessely oder Gusti Wolf.

Die Schauspielerin Bibiana Zeller am Mittwoch, 16. Juni 2010,

APA/Georg Hochmuth

Bibiana Zeller stand mit vielen großen Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Bühne, richtiggehend umgeworfen hat sie aber nur einer: Christoph Waltz. „Wenn ich an ihn denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Christoph Waltz ist eine Jahrhunderterscheinung, er musste diese unglaubliche Karriere machen, man musste ihm diesen Raum einfach geben.“

Ungebrochene Lust

Mit fast 87 Jahren ist Bibiana Zellers Lust am Spielen noch immer ungebrochen, seit jeher hat sie gerne die Alten gespielt, erzählt sie. „Um Rollen gekämpft habe ich nie, deshalb habe ich immer das gekriegt, was die anderen nicht wollten.“ Mit der Rolle der Ilse Kottan in der legendären ORF-Serie hat Bibiana Zeller Fernsehgeschichte geschrieben. Als diese 1976 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, sei sie auf der Straße gleichermaßen umarmt wie bespuckt worden. Groß war der Aufruhr, als mit der Serie strenge Grenzen aufgerissen wurden und alle Menschen darüber gesprochen haben.

Die Nahaufnahme zum Nachhören

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