In Baden dreht sich alles um „Frasquita“

In „Frasquita“ wird eine turbulente Geschichte um zwei Freunde, zwei Frauen und die große Liebe erzählt. Das Werk ist eine weniger bekannte Operette Franz Lehárs, bis Ende August steht sie auf dem Spielplan der Sommerarena Baden.

Sendungshinweis

„Theaterfest“, 23.6.2016

In „Frasquita“ erklingen Kastagnetten, exotische Tänze wie Bolero Cubano, Tango, Habanera oder Valse Espagnole. Teile der Presse waren „erregt“, als im Mai 1922 im Theater an der Wien Franz Lehárs Operette „Frasquita“ uraufgeführt wurde. Auf der Website der Sommerarena Baden kann man lesen: „Man war bereits gewohnt, dass Lehár gerne die traditionellen Grenzen des Genres Operette sowohl musikalisch als auch im Sujet sprengte, aber hatte er sich jetzt nicht doch zu weit vorgewagt?“ Das Libretto verfassten Alfred Maria Willner und Heinz Reichert.

Das Werk ist weniger bekannt als andere Lehár-Operetten, trägt aber unverkennbar den Stempel des „Meisters der Operette“. Am populärsten ist das Tenorlied vom blauen Himmelbett („Schatz, ich bitt’ dich, komm’ heut’ Nacht“), das in der Interpretation von Richard Tauber weltbekannt wurde.

Zwölf Jahre nach der Uraufführung wurde „Frasquita“ verfilmt. Unter der Regie von Karel Lamač entstand in einer österreichischen Produktion der Spielfilm „Frasquita“ mit Jarmila Novotná, Hans Heinz Bollmann, Heinz Rühmann, Charlotte Daudert, Rudolf Carl und Hans Moser in den Hauptrollen. Das Lexikon des internationalen Films schreibt über diesen Film: „Alte Verfilmung der gleichnamigen Lehar-Operette; reichlich theaterhaft inszeniert, mit spärlicher Komik, für die u.a. Rühmann und Moser sorgen.“

„Baden setzt auf anspruchsvolle Unterhaltung“

Intendant Sebastian Reinthaller sieht für die Sommerarena Baden wegen der langen Tradition des Spielortes eine sehr starke Positionierung im Theaterfest Niederösterreich. „Die Bühne Baden setzt auf anspruchsvolle Unterhaltung“, erzählt er im Gespräch mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?

Sebastian Reinthaller: Eine Stückwahl ergibt sich u.a. auch aus den Stücken, die ich hier in Baden seit 2014 gespielt habe und erkannt habe, welche Wünsche unser Publikum hat und wie sich dies mit meinem künstlerischen Anspruch in Zusammenhang bringen lässt.

„Carmen“ in Baden war immer schon von mir ein großer Wunsch und Franz Lehár hat diesen Stoff in seiner „Frasquita“ wunderbar verarbeitet. Neben einigen bekannten Melodien und vor allem mit seinem positiven Schluss eignet sich diese Operette sehr gut als Eröffnungspremiere der Sommersaison 2016. Dazu kommt noch Bibiana Nwobilo, meine Giuditta von 2014, die als Frasquita jetzt im Sommer 2016 wieder ihre ganze Persönlichkeit in Gesang, Tanz und großer Ausstrahlung zeigen kann!

Sebastian Reinthaller

APA/Robert Jäger

Sebastian Reinthaller

noe.ORF.at: Wo sehen Sie Ihren Spielort im Gesamtauftritt des Theaterfests positioniert?

Reinthaller: Die Sommerarena Baden hat eine ganz lange und anhaltende Tradition und dadurch eine sehr starke Positionierung im Theaterfest Niederösterreich. Die Bühne Baden setzt auf anspruchsvolle Unterhaltung und kann durch das Angebot mit zwei Spielstätten – die Sommerarena und das Stadttheater Baden - dem Publikum die notwendige Vielfalt anbieten.

noe.ORF.at: Wie sehen Sie Ihren Spielort in drei Jahren? Wie wollen Sie ihn entwickeln?

Reinthaller: In Bezug auf die Sommerarena: Hoffentlich gelingt es dem Land Niederösterreich und der Stadt Baden baldigst, die notwendigen Sanierungsarbeiten durchzuführen, denn diese Spielstätte im Kurpark von Baden ist etwas ganz Einmaliges und muss gehegt und gepflegt werden. Auch sollte das Schauspiel wieder in die Sommerarena einziehen und mehr Konzerte in der Sommerarena stattfinden, aber das gehört schon zu den Aufgaben meines Nachfolgers ab Mai 2017.

noe.ORF.at: Warum glauben Sie, dass die Besucherinnen und Besucher zu Ihnen kommen? Wegen des Stücks, der Inszenierung, des Ambientes oder der Region?

Reinthaller: Die Bühne Baden bietet durch die beiden Spielorte Sommerarena und Stadttheater ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Oben im Kurpark die Operette in seiner kultiviertesten Form, und im Stadttheater das Musical mit allen Raffinessen dieser Musiktheaterrichtung. Hinzu kommen auch noch Konzerte, die ganz verschiedene musikalische Wünsche erfüllen. Neben dieser Vielfalt im künstlerischen Bereich bietet sich die Stadt Baden im Sommer als idealer Ort zum Verweilen, zum Entspannen und eben auch zur Unterhaltung an.

So sind es die Stücke, die nach Baden einladen, es sind die Inszenierungen, die ich immer sehr behutsam für jede Neuproduktion als die bestmögliche Form der Unterhaltung und auch der Anregung aussuche, und die Region punktet ohnehin mit seinem so ganz besonderen Ambiente als geglückte Mischung eines ländlichen und städtischen Standortes der Kultur!

noe.ORF.at: Was ist die Botschaft des Stücks?

Regisseurin Anette Leistenschneider: Auch wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Kultur sich ineinander verlieben, ist ein glückliches Miteinander möglich. Jeder muss dem Anderen nur seine Eigenheiten und Freiheiten lassen.

noe.ORF.at: Wie setzen Sie Ihren Spielort bzw. die Bühnenmöglichkeiten in Ihrer Inszenierung ein?

Leistenschneider: Meiner Ausstatterin Roswitha Wilding-Meisel und mir war es sehr wichtig, so viel an Barcelona mit Teilen seiner typischen Ästhetik in den beiden ersten Akten auf die Bühne zu stellen wie möglich und im dritten Akt Paris „hereinschauen“ zu lassen.

noe.ORF.at: Wovor haben Sie Angst? Vor Regen, dem Publikum, kranken Hauptdarstellern, Kritikern oder als Sommertheaterregisseur bezeichnet zu werden?

Leistenschneider: Zum Glück bin ich kein ängstlicher Mensch, sonst wäre ich am Theater fehl am Platze. Bei schlechtem Wetter bleibt das Dach der Arena geschlossen; alle Sänger werden gesund bleiben (ich klopfe dreimal auf Holz, denn abergläubisch bin ich wie fast alle Theaterleute) und nach etwa 90 Inszenierungen an den unterschiedlichsten Opernhäusern und Festivals im deutschsprachigen Raum sowie den Niederlanden, Polen und Bulgarien, von denen etwa zehn im Sommer als Open-Air oder in einem so ganz besonderen Bau wie der Sommerarena stattfanden, kann ich mir nicht vorstellen, als „Sommerregisseurin“ bezeichnet zu werden.

Das schreibt die Kritik über „Frasquita“

„Carmen für sanfte Gemüter, das ist diese 1922 uraufgeführte Operette Franz Lehárs. ... Im Gegensatz zur großen Schwester gibt’s kaum Ohrwürmer, dafür sind Ecken und Kanten abgefeilt. Carmen, also Frasquita, trägt nur am Anfang Messer, Don José, also Armand Mirbeau, ist nur verliebt und nicht hörig. Bibana Nwobilo und Sebastian Reinthaller erfreuen viele im Publikum durch Attraktivität und Stimmen. Sieglinde Feldhofer, Thomas Malik und Rupert Bergmann füllen die heiteren Partien ausgezeichnet."
Thomas Jorda, "Niederösterreichische Nachrichten“

Mehr über „Frasquita“

Die Premiere von „Frasquita“ in der Sommerarena Baden war am 17. Juni. Weitere Vorstellungen sind in der Zeit von 18. Juni bis 27. August. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr (am 19. August bereits um 18.00 Uhr). In der Sommerarena werden bis 4. September außerdem das Singspiel „Das Dreimäderlhaus“ (Premiere am 8. Juli) und das Musical „Jekyll & Hyde“ (Premiere am 29. Juli) gezeigt.

Mitwirkende: Bibiana Nwobilo, Sieglinde Feldhofer, Lilla Galambos, Gabriele Kridl, Laura Scherwitzl, Beppo Binder, Rupert Bergmann, Daniel Ferlin, Franz Födinger, Georg Lehner, Thomas Malik, Sebastian Reinthaller und Lorin Wey.
Intendanz: Sebastian Reinthaller
Regie: Anette Leistenschneider
Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik
Ausstattung: Roswitha Wilding-Meisel
Choreografie: Marcus Tesch

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