„Aufnahmeprüfung“ für Kraftwerksturbine

Das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug (Bezirk Melk) wird seit vier Jahren modernisiert, alte Turbinen werden durch neue ersetzt. Eine dieser Turbinen hat nun die „Aufnahmeprüfung“ vor sich. Dabei kommt ein tonnenschwerer Kran zum Einsatz.

Der schwimmende Kran, der beim Kraftwerk Ybbs-Persenbeug im Einsatz ist, hat einen Namen: Erich. Erich kann bis zu 80 Tonnen heben, dieses Mal befördert er sogenannte Dämmbalken aus Stahl an die richtige Stelle. Vor der Schleuse zur Turbine Nummer vier werden die Balken aufeinander gestapelt.

Im Kraftwerk Ybbs-Persenbeug wird eine Turbine abgedämmt

ORF/Miriam Steiner

Kran Erich stapelt die 14 Tonnen schweren Stahlbalken übereinander

„Das ist definitiv Millimeterarbeit“, sagt Kran-Kapitän Josef Jagsch. Trotz jahrelanger Erfahrung müssen er und sein Kranlenker höchste Konzentration an den Tag legen. Liegen die Balken nicht exakt aufeinander, dann hält die Konstruktion später nicht dicht.

Selbst durch den kleinsten Spalt würde sich das Donauwasser sonst seinen Weg zur Turbine bahnen. Dafür, dass das nicht passiert, müssen neben der Besatzung am Kran auch Taucher sorgen. Trotz minus fünf Grad Außentemperatur taucht Thomas Vondal daher hinab zum Flussboden.

„Ich räume ein paar Äste oder ein paar Steine weg“, sagt er. Mit plus drei Grad liegt die Wassertemperatur derzeit über der Außentemperatur, die Sicht unter Wasser sei im Winter besser: „Im Sommer sind die Temperaturen angenehmer, aber da haben wir oft null Sicht.“

Alte Kaplan-Turbinen werden ersetzt

All diese Arbeiten sind Teil eines mehrjährigen Modernisierungsprojekts im Kraftwerk Ybbs-Persenbeug. Jahr für Jahr werden dabei die alten Turbinen aus den 1950er Jahren durch neue ersetzt. Bei drei der sechs Turbinen ist das bereits geschehen. Die Turbine Nummer vier, die jetzt abgedämmt und dann kontrolliert wird, gehört dazu.

Sie wurde vor etwa vier Jahren eingesetzt, jetzt wird sie zum dritten und vorerst letzten Mal kontrolliert. Wenn alles passt, dann hat sie sozusagen ihre Aufnahmeprüfung bestanden. „Danach gibt es nur noch alle paar Jahre routinemäßige Kontrollen“, sagt Florian Seidl vom Kraftwerksbetreiber Verbund.

Ybbs-Persenbeug ist das älteste Donaukraftwerk Österreichs, die alten Kaplan-Turbinen gelten als große Leistung damaliger Ingenieurskunst. Zur Effizienzsteigerung sollen in den kommenden Jahren alle sechs Turbinen ausgetauscht werden, dann kann hier um sechs Prozent mehr Strom erzeugt werden als bisher. „Das hört sich nicht nach sehr viel an, aber das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 22.000 Haushalten“, erklärt Seidl.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 27.1.2019

Neben der Turbine Nummer vier müssen auch die anderen beiden sowie die kommenden neuen Turbinen zu Beginn mehrere Male überprüft werden. „Wir wollen, dass auch unsere neuen Maschinen wieder so lang halten wie die alten“, so Florian Seidl. Kommende Ingenieursgenerationen sollen „von unserer Arbeit ebenso begeistert sein, wie wir es von der Arbeit der Generationen vor uns sind“.

Miriam Steiner, noe.ORF.at

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