Schwarz: Bildungsreform fertig verhandeln

Das vorzeitige Ende der Regierungszusammenarbeit auf Bundesebene hat die geplante Bildungsreform ins Wanken gebracht. Bildungslandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) fordert aber, die offenen Punkte fertig zu verhandeln.

Die von der Bundesregierung schon seit längerem geplante Bildungsreform hängt in der Luft. Dennoch wird weiterhin über die einzelnen Aspekte diskutiert. Themen sind etwa die Abschaffung der Sonderschulen, die Leseschwäche der Schülerinnen und Schüler, geplante Schulcluster, aber vor allem auch die Schulautonomie, die gestärkt werden soll. ORF-Niederösterreich Chefredakteur Robert Ziegler hat mit Niederösterreichs Bildungslandesrätin Barbara Schwarz darüber gesprochen, wie es im Bildungsbereich weitergehen soll und wohin sich die Schule entwickelt.

Studiogespräch Ziegler Schwarz

ORF

ORF-NÖ Chefredakteur Robert Ziegler im Gespräch mit Landesrätin Barbara Schwarz

noe.ORF.at: Ein Thema im Bildungsbereich ist die Abschaffung der Sonderschulen, diesbezüglich sind Sie zurückhaltend. Es gibt aber Experten, die sagen, es sei diskriminierend, wenn es eigene Schulen gibt, warum sehen Sie das anders?

Barbara Schwarz: Das Miteinander steht ganz oben und ist wichtig. Wir versuchen in Niederösterreich Campuslösungen umzusetzen, damit die Kinder vieles miteinander tun können. Bei besonderen Bedürfnissen oder Begabungen können sie wieder unterschiedlich unterrichtet werden, ich glaube das ist ein guter Weg. Wir haben auch mehr als 52 Prozent der Kinder inklusiv in der Schule im Unterricht. Mir ist wichtig, dass wir den Eltern die Wahlfreiheit lassen.

noe.ORF.at: Für immer mehr Kinder ist Deutsch nicht die Muttersprache. Damit diese Kinder unsere Sprache lernen, braucht es mehr Lehrer. Sie haben beklagt, dass es zu wenig Geld vom Bund gibt, ist schon Geld geflossen?

Schwarz: Da ist noch nicht viel und auch nicht genug geflossen. Es wird mit dem Bund noch weiter verhandelt werden müssen, um in den Spracherwerb investieren zu können und die Kinder mitnehmen zu können. Ein Kind, das die Sprache gut beherrscht, ein Kind, das gut lesen kann und sich gut zurecht findet, hat bessere Bildungschancen.

noe.ORF.at: Viele Kinder mit deutscher Muttersprache haben ebenfalls Schwierigkeiten beim Lesen. Wir haben berichtet, dass es hier viele Freiwillige von Außen gibt, die helfen. Läuft etwas falsch, wenn man Lesen und Schreiben nicht mehr in der Schule lernt?

Schwarz: Zunächst einmal will ich den Freiwilligen danken, etwa den vielen Pensionisten, die in Schulen kommen und mit den Kindern Lesen lernen. Natürlich sollte das das Schulsystem, aber nicht nur das Schulsystem, abdecken. Kinder müssen Freude am Lesen haben. Diese Freude kann ihnen in der Schule vermittelt werden, dazu braucht es aber auch die Unterstützung der Eltern.

noe.ORF.at: Bei der Bildungsreform des Bundes gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die geplant sind: Schulcluster, wo ein Direktor mehrere Schulen unter seiner Leitung hat, mehr Schulautonomie, Änderungen bei der Klassenschülerhöchstzahl. Welche Punkte befürworten Sie?

Schwarz: Sehr gut finde ich die Autonomie. Wir brauchen flexible Möglichkeiten. Deswegen ist die Schulautonomie ein Grund, mich zu freuen, wenn das Bildungspaket durchgeht, weil ich meine, dass es in den Schulen in diesem Bereich eine hohe Kompetenz gibt. Ich merke, dass viele verschiedene Lern- und Lehrmethoden zur Anwendung kommen und Lehrerinnen und Lehrer sehr engagiert sind.

noe.ORF.at: Welche Nachteile gebe es, wenn es nicht mehr zur Abstimmung der Bildungsreform kommen würde?

Schwarz: Der Nachteil wäre, dass zunächst alles so bleibt, wie es ist und Stillstand wünschen wir uns nicht. Ein weiterer Nachteil wäre, dass wir vermutlich weiterverhandeln müssten. Es wird eine Regierungsneubildung geben und niemand weiß, wie diese aussehen wird, dann müsste man möglicherweise wieder bei Null beginnen. Ich denke, wenn das Paket jetzt auf den Weg gebracht wird, ist es gut so, vorausgesetzt, Bildungsministerin Sonja Hammerschmid erfüllt ihre Hausaufgaben und findet in den wenigen offenen Punkten noch Einigung.

Das Gespräch mit Barbara Schwarz führte Robert Ziegler, noe.ORF.at

Links: