Deutscher Buchpreisträger Menasse liest in Krems
Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse wurde am Montag mit dem Deutschen Buchpreis 2017 ausgezeichnet. Er gewann den hochdotierten und renommierten Literaturpreis für seinen in Brüssel spielenden Europaroman „Die Hauptstadt“, der auch für den Österreichischen Buchpreis nominiert ist - mehr dazu in Deutscher Buchpreis für Robert Menasse (news.ORF.at; 9.10.2017).
Roman entwirft europäisches Panorama
Menasse, der wahlweise auch in einem Haus im Waldviertel lebt und schreibt, taucht in seinem Roman „Die Hauptstadt“ tief in die Brüsseler EU-Institutionen ein. Rund um die Planung von Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Europäischen Kommission entwirft er ein vielstimmiges europäisches Panorama.
APA/dpa/Arne Dedert
Seine erste Lesung nach der Auszeichnung findet am Donnerstag, dem 19. Oktober, im Unabhängigen Literaturhaus Niederösterreich in Krems statt. Der Autor und profunde EU-Kenner wird aus seinem prämierten Roman lesen und anschließend ein Gespräch mit Literaturkritiker Klaus Zeyringer führen.
Auch im November wird Menasse in Krems zu Gast sein. Von 16. bis 19. November werden Krems und Spitz an der Donau wieder zu den Begegnungsorten der „9. Europäischen Literaturtage“. 35 international renommierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie Literaturexperten werden nach Niederösterreich kommen.
Robert Menasse und der deutsche Historiker Philipp Blom werden die Literaturtage am 16. November im Klangraum Krems in der Minoritenkirche eröffnen. Zum Thema „Die Welt aus den Angeln - Wie der Klimawandel Europa verändert“ werden Menasse und Blom ein diskursives Gespräch führen.
Menasse wurde bereits vielfach ausgezeichnet
Robert Menasse wurde am 21. Juni 1954 in Wien geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Er wurde 1990 erster Preisträger des Heimito-von-Doderer-Preises. In Folge wurde der Autor vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Lion-Feuchtwanger-Preis (2002), dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (2002), dem Joseph-Breitbach-Preis (2002) dem Erich-Fried-Preis (2003), dem Prix Amphi (2007) dem Donauland-Sachbuchpreis (2012), dem Österreichischen Kunstpreis (2012), dem Heinrich-Mann-Preis (2012) und dem Max-Frisch-Preis (2014).
Rafaela Präll
Das Preisgeld in der Höhe von 100.000 Schilling (umgerechnet 7.267 Euro), das Menasse für den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik 1998 erhielt, verwendete der Autor zur Stiftung des Jean-Amery-Preises. Entgegen seinen nicht wirklich gelungenen Karriere-Versuchen als Dramatiker, hatte Menasse als Essayist von Anfang an Erfolg. Mit „Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik“ (1990), „Das Land ohne Eigenschaften“ (1992), „Dummheit ist machbar“ (1999) oder „Das war Österreich“ (2005) legte er sich als Kritiker der Zustände in seinem Heimatland mit nahezu allen an.
Gegenwart und Vergangenheit, Austrofaschismus und Antisemitismus, Politik und Kultur, Medien- und Finanzpolitik, Demokratiedefizit und Globalisierung sind Themen, mit denen sich Menasse in Essays und Kommentaren auseinandersetzt.
Für Recherchen zu seinem nun ausgezeichneten Roman nahm sich Robert Menasse, dessen Halbschwester Eva ebenfalls als Autorin tätig ist und dessen Gattin Elisabeth Menasse-Wiesbauer das ZOOM-Kindermuseum in Wien leitet, längere Zeit in Brüssel eine Wohnung, um zu überprüfen, „ob die sogenannten Eurokraten sozusagen romantauglich sind“. Menasse bewies: Sie sind es. Und er erklärte in seinen Dankesworten: „Ich habe große Hochachtung vor ihnen.“
Benedikt Fuchs, noe.ORF.at
Links:
- Deutscher Buchpreis für Robert Menasse (news.ORF.at; 9.10.2017)
- Unabhängiges Literaturhaus Niederösterreich