Schwierige Bergung nach Havarie

Auf der Donau bei Regelsbrunn (Bezirk Bruck/Leitha) hat sich in der Nacht auf Montag ein folgenschwerer Unfall ereignet. Ein Schubverband war auf einen im Mai gesunkenen Schotterfrachter aufgelaufen und blockierte damit die natürliche Fahrrinne.

Während man seitens der Obersten Schifffahrtsbehörde betonte, das Wrack bis Ende Jänner 2012 bergen zu wollen, übte der WWF heftige Kritik an der „fahrlässigen Ausrüstung“ vieler Donauschiffe.

Schiffswrack soll zerteilt werden

Reinhard Vorderwinkler, Leiter der Obersten Schifffahrtsbehörde, sagte am Mittwoch, dass man das 500 Tonnen schwere und 80 Meter lange Wrack des gesunkenen Schotterfrachters bereits mehrere Male bergen habe wollen, jedoch jedes Mal gescheitert sei. Nun soll die Havarie an Ort und Stelle zerteilt und so aus dem Flussbett gezogen werden.

„Keine Gefahr für die Umwelt“

Zum aktuellen Unfall in der Nacht auf Montag meinte Vorderwinkler: „Es ist nichts ausgelaufen, es gibt keine Verletzten und es besteht auch keine Gefahr für die Umwelt. Es handelt sich um eine Havarie, wie sie öfter vorkommt.“ Mittels Spezialwerkzeug wolle man dem Frachter zu Leibe rücken. Die Bergung soll bis Ende Jänner abgeschlossen sein. Bis dahin wird der Schiffsverkehr auf der Donau auf Höhe Regelsbrunn auf eine Ersatzfahrrinne „umgeleitet“.

Schubverband ist auf Frachter bei Regelsbrunn aufgelaufen

APA/Steiner/WWF

Der Schubverband liege noch immer auf dem Wrack und soll in Kürze „befreit“ werden. Man müsse aber zuwarten, bis das Wasser ein wenig gestiegen sei. Würde man derzeit einfach „anreißen“, bestehe die Gefahr, dass der Rumpf des aufgelaufenen Transporters derart beschädigt wird, dass der gesamte Schubverband sinkt. Vorderwinkler versicherte, dass man bereits vor längerer Zeit eine Information an alle Schiffsbetreiber ausgegeben habe.

WWF: „Gefährliche Situationen bei schlechter Sicht“

Für Gerhard Egger, Naturschutzexperte beim WWF, ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis erneut ein Frachter auf das gesunkene Schotterschiff aufläuft: „Nur 20 Prozent der Schiffe dürften derzeit mit einem aktuellen Ortungssystem und Echtzeitkarten ausgerüstet sein. Bei schlechter Sicht kommt es daher leicht zu gefährlichen Situationen.“

Mehr zum Thema:

Versunkenes Schiff fordert Techniker (noe.ORF.at; 13.11.2011)

Bisher seien die Unfälle noch glimpflich ausgegangen, da noch kein Gefahrenguttransporter betroffen war. „Das Verkehrsministerium muss die Frächter zum Einsatz moderner Fluss-Informationssysteme verpflichten bevor es zu einer Katastrophe mit gefährlichen Gütern mitten im Nationalpark kommt“, sagte Egger. „Die Frächter sind offenbar nicht bereit, 2.000 Euro in ein Navigationssystem zu investieren, fahren lieber blind und riskieren Umweltschäden.“

Naturschützer befürchten „ökologisches Desaster“

Die Donau ist nach Angaben des WWF im Bereich des Nationalparks Donau-Auen als Schifffahrtsstraße ausgewiesen. Bis zu zehn Millionen Tonnen an Gütern werden jedes Jahr auf der Donau in Österreich transportiert. Immer öfter komme es aufgrund von Navigationsfehlern zu gefährlichen Unfällen. Das stelle eine große Gefahr für diesen einzigartigen Lebensraum dar. „Eine Ölkatastrophe im Nationalpark Donau-Auen wäre ein ökologisches Desaster, das unbedingt verhindert werden muss“, warnte der WWF am Mittwoch.