Missbrauchsfall Pitten: Staatsanwalt ermittelt

Im Wohnheim Pitten (Bezirk Neunkirchen) der Volkshilfe Wien soll es zum Missbrauch von Kindern gekommen sein. Als Verdächtiger gilt ein ehemaliger Erzieher. Der Mann sei „teilweise geständig“ und befinde sich auf freiem Fuß, so die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt.

Laut Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt geht es um Fälle aus den 1990er Jahren und aus 2010. Ermittlungen seien im Gang, sagte der Sprecher der Anklagebehörde, Erich Habitzl.

Volkshilfe machte Strafanzeige

Der Verdacht gegen den Erzieher sei im Sommer 2010 von einer Kollegin geäußert worden, die Volkshilfe sei der Sache nachgegangen, so Walter Kiss, Geschäftsführer der Volkshilfe Wien - mehr dazu in Pitten: Neuer Verdachtsfall von Kindesmissbrauch aufgetaucht. Letztlich sei das Dienstverhältnis mit dem Mann nach 19 Jahren „einvernehmlich“ aufgelöst worden. Außerdem sei Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt erstattet worden. Kiss betonte, dass die Volkshilfe Wien aufgrund der Verdachtslage „alle Maßnahmen getroffen“ habe.

Fälle sind teilweise verjährt

Hinsichtlich der drei mutmaßlichen Opfer aus den 1990er Jahren sei ein „Großteil verjährt“. In einem Fall sei jedoch ein Gutachten zu einer allfälligen Körperverletzung beauftragt, auf das die Anklagebehörde laut Habitzl noch wartet. Aus 2010 gehe es um zwei weitere Buben, die Kiss zufolge nach wie vor in Pitten in Betreuung sind und laut Habitzl kontradiktorisch einvernommen wurden. Die Ermittlungen würden laufen.

Betroffene meldeten sich bei Opferhotline

Bei der Hotline für Opfer, die der Weiße Ring und die Stadt Wien eingerichtet haben, sollen sich laut Ö1-Mittagsjournal drei mittlerweile erwachsene Betroffene aus den 1990er Jahren gemeldet haben. Dem Bericht zufolge hat der Erzieher, nachdem sich die Volkshilfe Wien als Betreiber des Kinderwohnheimes Pitten einvernehmlich von ihm getrennt hatte, außerdem bei einem anderen Kinderheim anheuern können.

Verdächtiger war danach in anderem Kinderheim tätig

Die Leiterin der Arbeitsrechtsabteilung der Arbeiterkammer Wien, Irene Holzbauer, sagte, man hätte den Mann bis zur endgültigen Klärung aller Vorwürfe suspendieren oder kündigen können. Wenn Verdachtselemente vorhanden seien, so könnte auch unabhängig von der Strafbarkeit eines Verhaltens eine Entlassung ausgesprochen werden.

Der Erzieher soll dem Mittagsjournal zufolge nach der einvernehmlichen Auflösung seines Dienstverhältnisses mit der Volkshilfe Wien in ein Kinderdorf ins Burgenland gewechselt sein. „Engagierte Personen“ hätten das dortige Landeskriminalamt informiert. Als Ermittlungen aufgenommen wurden, habe sich die Einrichtung von dem Verdächtigen getrennt.

Volkshilfe: „Kinder werden therapeutisch begleitet“

Die Volkshilfe Wien teilte am Donnerstagnachmittag in einer Aussendung mit, dass die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt im Sommer 2010 die Anzeige „sehr rasch zurückgelegt“ habe. Die betroffenen Kinder seien umgehend psychologisch betreut worden und würden seither therapeutisch begleitet.

Aufgrund neuer Verdachtsmomente habe die Staatsanwaltschaft die Untersuchungen Ende 2011 wieder aufgenommen, was von der Volkshilfe Wien „ausdrücklich begrüßt und uneingeschränkt unterstützt“ werde.