SC Wr. Neustadt: „Machen uns keine Sorgen“

Die Bundesliga-Saison 2011/2012 neigt sich ihrem Ende zu. Vier Spieltage sind noch zu absolvieren und während es an der Tabellenspitze im Kampf um die Meisterschaft und die Europacup-Plätze spannend wie selten zugeht, hat der SC Wiener Neustadt sein Ziel bereits fast erreicht.

Der Klassenerhalt ist so gut wie gesichert. Man kann im Süden Niederösterreichs also guten Gewissens für die neue Bundesliga-Saison planen – was sich allerdings alles andere als einfach gestaltet. Viele Fragezeichen stehen derzeit noch hinter wichtigen Eckpfeilern wie dem Budget, dem Kader und auch dem Trainer. Die erste entscheidende Antwort könnte am Montag die Vergabe der Bundesliga-Lizenzen in erster Instanz liefern.

Nach der Saison ist vor der Saison

Nach der Saison ist vor der Saison - und deshalb sind die Vorbereitungen in Wiener Neustadt voll im Gange. Allerdings gibt es derzeit sicher einfachere Aufgaben, als Verantwortlicher beim SC zu sein. Als solcher hat man es nämlich mit vielen Fragezeichen zu tun: Reichen die finanziellen Mittel, um weiterhin Bundesligafußball zu bieten? Wie viele Spieler werden den Verein verlassen?
Und was ist mit dem derzeitigen Erfolgstrainer – bleibt er oder geht er?

Auf die meisten dieser Fragen gibt es derzeit noch keine Antwort.

SC Magna Wiener Neustadt - FC Red Bull Salzburg

APA/Andreas Pessenlehner

Die Finanzen

Der kommende Montag könnte allerdings die erste Antwort bringen. Dann vergibt der Bundesliga-Senat in erster Instanz die Lizenzen für die neue Saison. In Wiener Neustadt ist man zuversichtlich. „Sorgen machen wir uns keine! Wir haben die Unterlagen nach bestem Wissen und Gewissen bei der Bundesliga eingereicht. Wir gehen davon aus, dass wir die Lizenz am Montag erhalten werden!“, betont Wiener Neustadts Teammanager Christoph Ungerböck.

Finanziell muss Wiener Neustadt seit dem Ausstieg von Präsident und Geldgeber Frank Stronach allerdings auf Sparflamme fahren. „Das Budget für die neue Saison bewegt sich in einer ähnlichen Dimension wie in der vergangenen, ist aber etwas niedriger“, so Ungerböck. 2011 hat Wiener Neustadt die Lizenz in ersten Instanz erhalten.

Kein Hauptsponsor in Sicht

Was man in Wiener Neustadt bisher nicht gefunden hat, ist ein Hauptsponsor. „Wir sind auf der Suche, wir führen viele Gespräche mit einigen Unternehmen, noch haben wir aber keinen in Aussicht!“ Auf die Planungen hatte das keinen Einfluss: „Wir haben unser Budget ohne Hauptsponsor geplant. Auch wenn wir natürlich gerne einen hätten – es geht auch ohne!“

Sparen bleibt beim SCWN aber weiterhin oberstes Gebot: Gab es unter dem Mäzen Frank Stronach noch einige hoch dotierte Spielerverträge, spielt es das in Wiener Neustadt nun nicht mehr. Viele Akteure müssen ihre Leistung für weniger Geld bringen. Was nicht jedem gefällt und die Einleitung zum nächsten Punkt liefert.

Der Kader

Wer spielt nächste Saison für den SC Wiener Neustadt? – Diese Frage kann derzeit niemand mit Sicherheit beantworten. Der Kader für die kommende Saison ist wohl das größte Fragezeichen für die neue Spielzeit.

Bei nicht weniger als 14 Spielern läuft der Vertrag mit Ende dieser Saison aus – die Konsequenz: „Der ein oder andere wird uns wohl verlassen!“, sagt Ungerböck. Unter diesen 14, die bislang keinen Vertrag für die neue Saison haben, befinden sich unter anderem Leistungsträger wie Wolfgang Klapf, Michael Madl, Mario Reiter und Andreas Schicker. Allesamt Stammspieler in der Elf von Trainer Peter Stöger und allesamt Akteure, die mit dafür verantwortlich sind, dass Wiener Neustadt das Thema „Abstieg“ für diese Saison ad acta legen kann. „Wir werden keine Spieler verkaufen, nur um Geld zu machen!“

Was würde also passieren, wenn der SC sie alle abgeben muss? Ein neuerlicher Klassenerhalt wäre ohne Madl, Reiter und Co. in jedem Fall schwierig. Wiener Neustadt will deshalb zumindest einige von ihnen beim Verein halten. „Wir werden keine Spieler verkaufen, nur um Geld zu machen. Aus wirtschaftlicher Sicht sind Transfers für uns eine Möglichkeit aber keine Notwendigkeit. Wir wollen auch nächste Saison sportlich konkurrenzfähig bleiben. Weil wir uns aber auch als Ausbildungsverein für junge Spieler sehen, werden wir keinem, der ein gutes Angebot bekommt, Steine in den Weg legen. Die Rahmenbedingungen für uns müssen aber passen.“

Die interessanteste Personalie der Wiener Neustädter steht im Tor: Jörg Siebenhandl hat mit zum Teil großartigen Leistungen dazu beigetragen, dass Wiener Neustadt vor allem im Frühjahr eine der besten Defensivreihen stellt, vor allem zu Hause fast keine Gegentore mehr erhält. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten bei anderen Klubs. Allerdings hat sich Siebenhandl schon vor einigen Monaten zu Wiener Neustadt bekannt, betont Ungerböck. „Jörg Siebenhandl hat über die Saison hinaus einen Vertrag bei Wiener Neustadt. Wir wollen ihn unbedingt halten, weil wir wissen, was wir an ihm haben. Wenn allerdings ein wirklich überdurchschnittlich gutes Angebot für ihn kommt, muss man irgendwann auch wirtschaftlich denken.“ „Wer unsere finanziellen Möglichkeiten überschreitet, den holen wir nicht!“

Welche Spieler auch immer gehen – man wird in Wiener Neustadt Ersatz brauchen, um auch nächste Saison die Qualität innerhalb des Kaders zu haben, um den Klassenerhalt zu schaffen. Und man ist auch schon auf der Suche. Allerdings nicht, ohne die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen außer Acht zu lassen: „Spieler, die zu uns kommen wollen, müssen wissen, dass wir für sie unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht überschreiten werden. Wer sie überschreitet, den holen wir nicht!“

Hauptverantwortlich für die Kaderzusammenstellung ist der Trainer. Ob der allerdings auch nächste Saison noch Peter Stöger heißt, ist nicht sicher.

Der Trainer

Wenn es heuer um die Wahl zum „Trainer des Jahres“ in der Bundesliga geht, wird es wohl nicht wenige geben, die zuerst an Peter Stöger denken.

Peter Stöger in der Coaching-Zone

APA/Krugfoto

Zu Beginn dieser Saison verpflichtet, hat Stöger aus dem für viele Fußballexperten „sicheren Abstiegskandidaten“ eine solide Bundesliga-Mannschaft geformt. Eine Mannschaft, die hauptsächlich aus jungen Spielern aus der Regionalliga zusammengestellt wurde und heuer nicht ein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz gestanden ist.

Rätselraten um Stöger

Eine Leistung, die nicht zuletzt Peter Stöger zu verdanken ist. Ob dieser aber auch zur neuen Saison auf der Trainerbank in Wiener Neustadt Platz nehmen wird, ist fraglich. Geht es nach Team-Manager Ungerböck, auf alle Fälle: „Peter Stöger hat auch für die kommende Saison einen Vertrag bei Wiener Neustadt, er ist das Hirn hinter der Planung, er stellt den Kader zusammen. Peter Stöger wird auch in der nächsten Spielzeit Trainer von Wiener Neustadt sein!“

Von Peter Stöger selbst bekommt man auf diese Frage derzeit aber noch keine Antwort. So lange der Klassenerhalt nicht endgültig in trockenen Tüchern ist, will Stöger zur Zukunft des Vereins und auch zu seiner persönlichen nicht Stellung nehmen. Fakt ist zumindest, dass zur neuen Saison Klubs wie Ried und Sturm Graz einen neuen Trainer suchen. Es wäre wohl keine Überraschung, wenn Peter Stöger auf der Liste dieser Klubs ziemlich weit oben stehen würde.

Mathias Eßmeister (noe.ORF.at).