Arsen: Mordanklage wahrscheinlich

Im Fall der möglichen Giftmorde hat die 51-jährige Verdächtige am Donnerstag weiterhin alle Vorwürfe abgestritten. Sie wurde erstmals zu den Ergebnissen der Gutachten einvernommen. Die Frau muss mit einer Mordanklage rechnen.

In der Einvernahme bestritt die Verdächtige alle Vorwürfe und stellte in den Raum, das Alois F. durch die Einnahme von Medikamenten gestorben sei. Herbert A. habe selbst als Ursache für seine Krankheiten vergifteten Wein oder eine genetische Veranlagung vermutet, sagte die Verdächtige laut Staatsanwaltschaft Krems.

Bereits am Dienstag wurde die Beschuldigte von ihrem Verteidiger Timo Gerersdorfer zum ersten Mal mit den Ergebnissen der Gutachten konfrontiert. Die 51-Jährige verlangte daraufhin die Übersetzung der Ausführungen auf Polnisch, so Gerersdorfer, er regte das bereits an.

Pipette

Fotolia.com / Chepko Danil

Die Gutachten belasten die Frau

Verdächtige „massiv suizidgefährdet“

Für eine sinnvolle Aussage seiner Mandantin werde aber mehr Zeit erforderlich sein, sagte Gerersdorfer. Daher brachte auch die Einvernahme am Donnerstag keine neuen Erkenntnisse, so der Verteidiger. Der Gesundheitszustand seiner Mandantin sei unterdessen kritisch: „Sie wird seit Wochen medikamentös behandelt.“ Die Frau sei außerdem massiv suizidgefährdet.

Die Gutachten von Christian Reiter belasten die Tatverdächtige schwer. Demnach starben sowohl der 62-jährige Niederösterreicher als auch der 68-jährige Wiener an den Folgen einer Arsenvergiftung. Das Gift konnte in den Nägeln und den Organen beider Verstorbener nachgewiesen werden - mehr dazu in Arsen: Gutachten belasten Pflegerin.

"Woher soll sie das Arsen gehabt haben?

Dem Vernehmen nach erhielt der Niederösterreicher F. eine Dosis des giftigen Schwermetalls, er starb am 14. Februar 2011 im Landesklinikum Krems. Erst die gezielte Suche brachte Ergebnisse. Dem Wiener A., der am 15. Oktober 2010 im Krankenhaus Hietzing starb, sollen drei Dosen verabreicht worden sein. Bereits bei einer ersten Obduktion nach seinem Tod wurde eine massiv erhöhte Arsenkonzentration gefunden.

Gerersdorfer will jetzt das Gutachten genau analysieren und eventuell auch Ergänzungsgutachten beantragen, sagte er gegenüber noe.ORF.at. Arsen sei in Österreich und Polen nicht zu kaufen. „Woher soll meine Mandantin dann das Arsen her gehabt haben“, fragte der Anwalt der Beschuldigten.

Mordanklage sehr wahrscheinlich

Geht es nach der Staatsanwaltschaft Krems, erwartet die verdächtige Polin eine Anklage wegen Mordes, so Sprecher Franz Hütter: „Das Verfahren läuft massiv in diese Richtung.“ Die Gutachten bestätigen, dass es offensichtlich zwei Ermordete gebe, so Hütter weiter.

Ob es eine Anklage gibt oder nicht, hängt jetzt noch von ausstehenden Erhebungen unter anderem in Polen ab. Dort wurden Rechtshilfeersuchen beantragt. Mit einer Erledigung sei erst in den nächsten Wochen zu rechnen. Dabei gehe es unter anderem um weitere Informationen zum Umfeld der Beschuldigten. Die 51-Jährige befindet sich seit Ende März in Untersuchungshaft. Auch gegen ihren Sohn wurde ermittelt. Er soll seiner Mutter geholfen haben, Geld beiseite zu schaffen.