Raumplanung: Mehr Kooperation in Ostregion

NÖ, Wien und das Burgenland wollen in der Raumplanung stärker kooperieren. Die Landeshauptleute wollen die Herausforderungen der boomenden Ostregion gemeinsam meistern. Grundlage ist eine neue Studie, die am Mittwoch vorgestellt wurde.

Die Studie zeigt, dass die Ostregion die wirtschaftliche stärkste Österreichs ist und eine der dynamischsten Regionen der EU. So dokumentieren die Zahlen für Wien bereits in den vergangenen Jahren einen deutlich höheren Bevölkerungsanstieg als vorhergesagt.

Häupl und Pröll

APA/Techt

Niessl, Pröll und Häupl

Bald drei Millionen Einwohner haben

Nach der Studie der Planungsgemeinschaft wächst Wien durchschnittlich um mehr als 15.000 Personen jährlich, längerfristig wird somit die Überschreitung der Zwei-Millionen-Grenze wahrscheinlich. Das bedeutet auch, dass bis etwa 2030 für Wien ein Bevölkerungszuwachs von deutlich mehr als 200.000 Einwohner angenommen werden kann. Für den niederösterreichischen Teil der Stadtregion werden grob geschätzt etwa 150.000 und für den burgenländischen Teil etwa 20.000 zusätzliche EinwohnerInnen zu erwarten sein.

Größter Wirtschaftsmotor Österreichs

Die „Stadtregion plus“ ist auch die bedeutendste Wirtschaftsregion Österreichs. Allein der Anteil Wiens an der bundesweiten Wirtschaftsleistung beträgt rund 26 Prozent. Die gesamte Ostregion mit den Ländern Wien, Niederösterreich und Burgenland erbringt rund 45% der Wirtschaftsleistung Österreichs.

Die Studie hat auch den Durchschnittsbürger der Stadtregion im Jahr 2010 erhoben. Dieser ist 1,72 Meter groß, 74 Kilogramm schwer, ist knapp 41 Jahre alt und verdient rund 1.200 Euro netto. Die kulinarischen Vorlieben: Pasta und Weißwein.

Aber auch über die Staatsgrenzen hinaus habe man aus niederösterreichischer Sicht strukturelle Herausforderungen zu meistern, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Präsentation der Studie.

„Wir haben eine weitere sehr dynamische Achse vor uns, nämlich den Raum zwischen Wien und Bratislva, das betrifft vor allem den Raum Niederösterreich wobei man sagen kann, dass diese Region wahrscheinlich zu den wirtschaftlich und auch demografisch am schnellsten wachsenden in den nächsten 20 bis 30 Jahren zählen wird“, sagte Pröll.

Häupl und Pröll

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Standortqualität verbessern, Lebensqualität erhalten

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte zu diesen Herausforderungen für die Stadtregion, dass etwa Wien wesentlich früher als angenommen die Zwei-Millionen-Grenze an Einwohnern erreichen werde und die gesamte Region die Drei-Millionen-Grenze überschreiten werde.

Das Burgenland wiederum sieht sich, so Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ), auch als wichtiger Energieversorger für diese Region, da man in den nächsten Jahren deutlich mehr Strom erzeugen werde als man tatsächlich im Burgenland verbrauche.

Enge politische Abstimmungen geplant

Um die Siedlungstätigkeit gezielt zu steuern gäbe es einige Grundsätze, auf die in in der Region geachtet werde, wurde bei der Studienpräsentation versichert. So gehe es darum, dass Boden gespart werde, Autoverkehr durch den Ausbau der öffentlichen Verbindungen reduziert werde, die Kosten für Infrastruktur und Energie möglichst gering ausfallen und großzügige zusammenhängende Grün- und Freiflächen erhalten bleiben sollen.

„Challenge ist Kompatibilität mit Naturschönheiten“

Dank der Studie lägen nun erstmals gesicherte Daten vor, um gemeinsame Planungsarbeit für die Zukunft zu machen, so der Wiener Bürgermeister. Angesichts der Annahme, dass bis 2030 im betreffenden Gebiet rund drei Mio. Menschen - zwei Mio. davon in Wien - leben werden, bedeute dies Konsequenzen für die Verkehrsinfrastruktur und die Siedlungspolitik. „Die Challenge ist, das kompatibel zu machen mit den Naturschönheiten“, verwies Häupl auf den Donauraum, den Neusiedler See und die March.

Pröll nannte die Siedlungsentwicklung als große Herausforderung. Um der Randbesiedelung entgegenzuwirken, müssten Orts- und Stadtkerne wiederbelebt werden. Außerdem gebe es das Problem, dass zentrale Baulandreserven oftmals gehortet würden, um später höhere Preise zu erzielen. Zudem gelte es, als Maßnahme gegen den „Bodenfraß“ verdichtete Bauformen zu forcieren. Um den Verkehr zu entlasten, müsse vorrangig an hochrangigen Knotenpunkten gebaut werden. Schließlich gibt es laut Pröll schon jetzt bis zu 130.000 Pendler nach Wien bzw. 50.000 aus Wien.