Pöchlarn: Fahrlässige Tötung?

Das Unwetter am Samstag in Pöchlarn (Bezirk Melk) hat nun ein zweites Menschenleben gefordert: Am Montagabend erlag ein 32-Jähriger seinen schweren Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung.

Zwei Tage kämpften die Ärzte im Krankenhaus Amstetten vergeblich um das Überleben des Schwerverletzten, doch am Montag verloren sie um 18.30 Uhr diesen Kampf. Der 32-jährige Mitveranstalter des Mittelalterfestes starb an den Folgen seiner schweren Verletzungen.

Verdacht auf fahrlässige Tötung wird geprüft

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelt nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Außerdem wurde ein Sachverständiger beauftragt, der die Beschaffenheit jenes Baumes prüfen soll, von dem abgerissene Äste auf Zelte gestürzt waren und Menschen unter sich begraben hatten.

Die Ermittlungen richten sich gegen zwei Personen, die als Ansprechpartner bzw. als Verantwortliche der Veranstaltung aufscheinen, sagte die Leitende Staatsanwältin Michaela Schnell am Dienstag zur APA. Einvernahmen seien angeordnet. Noch am Montag sei überdies der Sachverständige bestellt worden. Wie lange es dauern werde, bis ein Gutachten vorliegt, sei vorerst nicht absehbar, so Schnell.

Möglicherweise werde auch zu klären sein, wie akut die Unwetterfront am Samstagabend über Pöchlarn aufgezogen war, so die Leitende Staatsanwältin Michaela Schnell. Daraus könnte die Frage resultieren, ob das Festgelände im Schlosspark rechtzeitig zu räumen gewesen wäre.

Achtjähriger wurde Vollwaise

Elf Menschen wurden bei dem Mittelalterfest teils schwer verletzt. Am Samstagabend hatte ein Unwetter dazu geführt, dass im Schlosspark, wo das Fest veranstaltet worden war, Äste eines mächtigen Baumes abgerissen wurden, auf ein Festzelt fielen und zahlreiche Besucher unter sich begruben - mehr dazu in Unwetter: Toter bei Mittelalterfest.

Für den Buben wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet (RZB, Kto. 1-04.101.010, BLZ 31000, Verwendungszweck: Lukas)

Ein 51-jähriger Mann aus Pöchlarn war in der Nacht auf Sonntag im Spital in St. Pölten gestorben. Ein knapp acht Jahre alter Bub, der selbst schwere Kopfverletzungen erlitt, ist seither Vollwaise. Das Land Niederösterreich und einige Vereine sicherten dem Kind bereits am Montag Hilfe zu. Zwei weitere der schwer verletzten Opfer des Unwetterunglücks befinden sich im Krankenhaus Amstetten.

Orkanartige Böen zogen auf

Am Samstag gegen 18.00 Uhr waren im Zuge eines aufziehenden Unwetters orkanartige Böen aufgetreten. Das Unwetter sei „sehr schnell hereingebrochen“, sagte der Melker Bezirkshauptmann Norbert Haselsteiner. Es habe keine Hinweise gegeben, dass Gefahr von dem Baum ausgehen könnte.

Auf dem Pöchlarner Schlosspark liege eine Naturdenkmalerklärung. Das heiße auch, dass die Stadtgemeinde als Grundeigentümer mit der Bezirkshauptmannschaft als Naturschutzbehörde zusammenarbeite. Haselsteiner: „Es ist in der Vergangenheit regelmäßig passiert, dass Bäume wegen einer möglichen Gefährdung entfernt wurden.“ Der Unglücksort, der Schlosspark in Pöchlarn, bleibt gesperrt.

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