Vorrang für Fledermäuse

Im Stift Klosterneuburg sollten die Fassade und der Dachstuhl generalsaniert werden. Doch das Stift hat empfindliche Bewohner - Große Mausohren. Weil die Fledermäuse jetzt ihre Jungen aufziehen und Ruhe brauchen, werden die Arbeiten verschoben.

Die Jungfledermäuse der Art Großes Mausohr wurden im Juni geboren. Obwohl eine Fledermaus weniger als 30 Gramm wiegt, gilt das Große Mausohr als die größte Feldermausart in Österreich. Und es ist, wie alle anderen heimischen Fledermäuse auch, gefährdet. Unter dem riesigen Dach des Stifts Klosterneuburg bieten sich den Tieren aber ideale Voraussetzungen.

Teile des alten Dachs werden wieder angebracht

„Die großen Dachbodenquartiere sind recht wichtig für die Fledermäuse, denn sie können dort auch die ersten Flugübungen ganz fein machen, ohne dass sie gestört werden“, sagt die Biologin Nadja Santner.

Fledermäuse

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Große Mausohren

Die Renovierung des Stifts wurde sogar aus Rücksicht auf die Jungfledermäuse umgeplant - erst im Herbst, wenn sie ihr Sommerquartier verlassen, wird hier weitergearbeitet. Und auch dabei achtet man auf ihre Bedürfnisse. „Deswegen haben wir das Aus- und Einflugloch mehrfach beobachtet. Dieses Loch muss an derselben Stelle wie das alte sein, denn ansonsten wird es von der Kolonie nicht mehr angenommen“, so Leopold Ronalter von der Bauabteilung des Stiftes Klosterneuburg. Das Dach wird außerdem außen unter der Deckung verschalt, und innen wird ein Teil der alten Latten angebracht. Durch den Geruch der Tiere sei die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, dass sie dann wiederkommen, heißt es.

Wegfall eines Quartiers kann Todesurteil sein

Fledermäuse sind sehr sensibel, was Veränderungen betrifft. „Dadurch, dass sie unterschiedliche Quartiere im Jahresverlauf benützen, kann es schon sein, dass wenn ein Quartier wegfällt und sie nicht schnell genug ein neues finden, dass das für eine ganze Population das Todesurteil ist“, so Santner.

Dachstuhl des Stiftes

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Der Dachstuhl bietet genug Platz für die Fledermäuse

Im Stift hat man großes Interesse, dass die Tiere im nächsten Frühjahr wiederkommen, die Wälder der Umgebung bieten ihnen auf jeden Fall den idealen Platz zur Futtersuche.