Der Kampf gegen öde Zentren

Jahrzehntelang sind Supermärkte und Einkaufszentren auf der grünen Wiese abseits der Ortskerne scheinbar wahllos bewilligt worden. Die Kaufkraft wanderte aus den Stadtzentren ab. Die Folge sind heute viele Orte, die langsam veröden. Experten fordern eine rasche Trendumkehr.

Der Einkaufspark in Horn entstand 1995 auf der grünen Wiese. Für das Waldviertel eine große Sache: 2,6 Milionen Besucher zählt man jedes Jahr. Das kommt der Gemeinde und dem Stadtbudget zugute. „Die Kommunalsteuer wirkt sich positiv auf unser Budget aus. Das ist eine Tatsache, die ich nicht leugnen und auch nicht missen will. Sonst wäre ein ausgeglichenes Budget nur schwer möglich“, sagt Bürgermeister Jürgen Maier (ÖVP).

Auch Wohnen in Zentren unbeliebt

Leere Geschäfte sind die Folge in den Ortszentren. „Man hat sich daran gewöhnt. Es ist aber schon erschütternd“, sagt Theresa Sluka aus Horn. „Es gibt noch die Banken und einige Geschäfte. Aber sonst ist alles in der Peripherie“, meint Michael Räuchle. Die Menschen sind auf das Auto angewiesen, der Verkehr in den Städten steigt.

In Horn versucht man mittlerweile eine Trendumkehr. Dienstleistungsbetriebe siedelten sich im Zentrum an. Es wurde viel renoviert. Aber ein Problem bleibt: „Es ist das Wohnen, das uns in der Innenstadt am meisten Sorgen macht. Wir hatten 1990 innerhalb der Stadtmauern noch 1.130 Bewohner, jetzt stehen wir bei 550“, sagt Maier.

Leeres Geschäft in der Innenstadt

ORF

Verödete Geschäfte im Zentrum

Kritik an „Wegwerfarchitektur“

Bei einem Symposium in St. Pölten kritisierten Experten auch die fragwürdige Wegwerfarchitektur, die auf der grünen Wiese ohne Einschränkungen genehmigt wurde. „Man hat es den Supermarktketten zu leicht gemacht, was die Standortwahl und die Verkehrserschließung betrifft. Das hat immer die öffentliche Hand bezahlt. Auch die Architektur ist betroffen“, sagt der Raumplaner Reinhard Seiß.

Man müsse in NÖ eine höhere Architekturqualität einfordern, sagt Seiß. Andere Bundesländer seien da rigoroser: „Man denkt an Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Da gibt es starke Player am Handelsmarkt, die mehr Wert auf Architektur legen.“

Politik ruderte 2005 zurück

Dass die Entwicklung anders gelaufen ist als erwartet, steht wohl außer Frage, denn 2005 hat man mit einer Gesetzesnovelle in der Raumordnung die Notbremse gezogen. Neue Projektwidmungen sind in Niederösterreich auf der grünen Wiese nun nicht mehr möglich. Das letzte Projekt war ein neues Einkaufszentrum in Gerasdorf – mehr dazu in EKZ-Gerasdorf löst Kampf um Kunden aus.