Raubprozess vertagt: Angeklagte geständig

Versuchter Mord und schwerer Raub an einem betagten Ehepaar in Oeynhausen (Bezirk Baden): Diesen Vorwurf erhob die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt am Dienstag gegen drei Männer. Ein Urteil hat es nicht gegeben, der Prozess wurde vertagt.

Die drei Männer (Jahrgängen 1970 und 1971) war am 24. Jänner 2012 in Oeynhausen in das Haus eines 76-Jährigen eingedrungen und hatte diesen sowie seine gleichaltrige Frau misshandelt und ausgeraubt. Die Beute fiel gering aus: knapp 1.700 Euro und „minderwertiger Schmuck“, so der Staatsanwalt.

Räuber hofften auf 800.000 Euro im Safe

Die drei Beschuldigten sprachen vor Richterin Birgit Borns vom „Opa“, wenn sie ihr Opfer meinten. Finanzielle Engpässe hatten sie auf die Idee gebracht, auf kriminelle Weise zu Geld zu kommen. Einer der Angeklagten wollte so auch das Begräbnis seines jung verstorbenen Sohnes finanzieren. Durch einen Tipp kamen sie auf den 76-Jährigen, von dem es hieß, dass er als Spielautomatenbetreiber ein beachtliches Vermögen besitze.

„800.000 Euro soll er in seinem Safe gehabt haben“, erklärte der Erstangeklagte. Das habe ihm und seinen zwei Bekannten ein gewisser „Rajo“ erzählt. Der soll auch der Rädelsführer bei dem Coup gewesen sein. Nur: „Rajo“ ist flüchtig, auch von seinem Sohn, der mitgemacht haben soll, fehlt jede Spur.

76-Jähriger schoss mit Gaspistole auf Räuber

Schon Tage vor der Tat legten sich die Angeklagten auf die Lauer, spionierten das Haus des Ehepaares aus. Am 24. Jänner 2012, als sich das Ehepaar zu Bett gelegt hatte, drangen sie über ein Kellerfenster in das Einfamilienhaus ein. Sie glaubten, leichtes Spiel zu haben. Doch der Hauseigentümer zückte eine Gaspistole, drückte ab und verteidigte sich auch mit einem Hirschfänger. Die Täter schlugen ihn mit einer Stahlrute nieder und stachen auf ihn ein. Sie ließen erst von ihm ab, als er sich tot stellte. Seine - wenige Monate nach dem Überfall an einem Herzinfarkt verstorbene - Ehefrau malträtierten sie mit einem Elektroschocker, fesselten und knebelten sie - mehr dazu in Brutaler Raubüberfall auf Seniorenpaar.

Im Prozess versuchten die Angeklagten, ihre Tat herunterzuspielen. Von Raub wollten sie nichts wissen, sie hätten nur einen Einbruchsdiebstahl begehen wollen, lautete ihre Verantwortung. „Es war eine instinktive Reaktion, mein Mandant hat in Panik zugeschlagen“, erklärte die Verteidigerin des Erstangeklagten, der auch Mordversuch zu verantworten hatte.

Der flüchtige „Rajo“ soll der Drahtzieher sein

Mehr als drei Stunden dauerte die Einvernahme des Erstangeklagten. Der Serbe, der Musiker als seine Profession angab, versuchte dabei die Hauptschuld auf den großen Unbekannten abzuwälzen: auf jenen flüchtigen Serben, der die Idee gehabt hätte, in das Haus des betagten Ehepaares einzusteigen. Dieser „Rajo“ habe im Vorfeld gemeint, dass alles ein leichtes Spiel sei: „Er hat gesagt, wir brauchen nur durch das Kellerfenster einzusteigen und die Beute abzutransportieren.“

Er sei der „Versuchung erlegen, einen Einbruchsdiebstahl zu begehen“, meinte der Beschuldigte. Von einem Raubüberfall, so wie die Anklage es allen drei Angeklagten unterstellt, sei niemals die Rede gewesen. Auch der Zweit- und Drittangeklagte bezeichneten „Rajo“ als Drahtzieher und Haupttäter des Überfalls.

Männer waren mit Stahlrute und Messern ausgerüstet

Gegen diese Version spricht allerdings die Tatsache, dass die Täter mit Stahlrute, Elektroschocker, Messer und Klebebändern ausgerüstet waren, als sie sich bereits am Vorabend des Überfalls im Garten des Einfamilienhauses ihrer späteren Opfer auf die Lauer legten. Der Zweitangeklagte wartete in seinem Auto an der nahegelegenen Bundesstraße B17. Er sollte dann zur Tat schreiten, wenn man - wie erhofft - den Tresor mit 800.000 Euro Inhalt abgeschleppt hätte.

Tatsächlich gab es in dem Haus einen großen Safe. „Wir haben ihn aber nicht angerührt“, sagte der Erstangeklagte. Warum, konnte er nicht erklären. Möglicherweise lag es daran, dass „Rajo“ nicht, wie geplant, im Keller des Hauses blieb, sondern zielstrebig in das Schlafzimmer der Opfer ging und zuschlug. Das war jedenfalls aus den Aussagen aller Angeklagten herauszuhören. Mit Gegenwehr des Hausbesitzers, der sich mit seiner Ehefrau bereits zu Bett begeben hatte, rechnete damals keiner der Täter. Warum der 76-Jährige nicht einfach nach dem Schlüssel für den Safe gefragt wurde, wollte ein Verteidiger wissen. „Ich habe vorher noch nie einen Raubüberfall begangen“, antwortete einer der Serben.

Räuber verließen fluchtartig den Tatort

Der Erstangeklagte, dem auch Mordversuch angelastet wurde, gab zu: „Als ich so viel Blut gesehen habe, hab’ ich Angst gehabt, dass der alte Mann das nicht überlebt.“ Als sie realisierten, was sie angestellt hatten, verließen die Täter fluchtartig und nur mit geringer Beute das Einfamilienhaus. Der Opferanwältin zufolge geht es dem 76-Jährigen „nicht sehr gut geht“, er nimmt psychosoziale Prozessbegleitung in Anspruch.

Auch der Zweit- und Drittangeklagte bezeichneten „Rajo“ als Drahtzieher und Haupttäter des Überfalls. Die Einvernahmen - zum Großteil mittels Dolmetsch - zogen sich in die Länge, weshalb die Vorsitzende des Geschworenensenats, Birgit Borns, am Nachmittag eine Vertagung des Prozesses für durchaus möglich hielt. Am frühen Abend wurde die Geschworenenverhandlung dann auf 19. April vertagt.