Eine Gemeinde kämpft um ihren Arzt

Wer in nächster Zeit in St.Aegyd am Neuwalde (Bezirk Lilienfeld) krank wird, hat nicht nur ein gesundheitliches Problem. Der Gemeindearzt geht nämlich zu Monatsende in Pension, und um seinen Nachfolger gibt es ein heftiges Gerangel.

Wenn es um die Neubesetzung der Gemeindearztordination von St. Aegyd am Neuwalde geht, versteht ein Großteil der 2.000 Einwohner keinen Spaß. Sie hätten eigentlich schon ihren Favoriten für die Praxis gehabt, doch der sollte nicht zum Zug kommen. Mit einer Unterschriften-aktion, Beschwerdeanrufen und Protest-E-Mails möchten sie erreichen, dass sich das Blatt nun doch noch wendet, denn sie wollen diesen Arzt, und keinen anderen.

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Wer wird ab April Gemeindearzt?

Wunschkandidat kam nicht zum Zug

Nach 32 Jahren legt Erhard Schrödlein Ende März seinen Arztmantel zur Seite. Ein junger Kollege, der ihn bis jetzt vertrat, sollte die Ordination übernehmen.

Doch auch ein Arzt aus der Steiermark bewarb sich um die Stelle und bekam den Zuschlag. Einen Wechsel von Doktor Schrödlein zu dessen Wunschkandidaten Doktor Kober gibt es also nicht.

Wer ab April die Ordination übernimmt, ist noch offen

Die Menschen in St. Aegyd am Neuwalde wollen das nicht hinnehmen. "Herr Doktor Kober ist auch menschlich, und ein würdiger Nachfolger für Herrn Doktor Schrödlein. Er kann sich anpassen, er hat Familie in St. Aegyd, es passt einfach, er kann mit den Patienten umgehen“, sagt Sonja Feldmann.

Doch wer in die Ordinationsräumlichkeiten einziehen wird, steht noch immer nicht fest. Denn der steirische Arzt zog offenbar wegen der Anfeindungen mancher St. Aegyder seine Bewerbung zurück. "Die haben den Arzt aufs Böseste beschimpft. Ich habe es nur gehört, ich weiß nicht, wer es war. Aber es ist schlimm, dass man sich so benimmt“, meint Annemarie Hofecker.

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Kassenvertrag wird neu ausgeschrieben

Der Kassenvertrag wird nun neu ausgeschrieben, denn der junge Landarzt, den sich die Bevölkerung wünscht, kommt nach dem Rückzug des Konkurrenten nicht automatisch zum Zug. In St. Aegyd am Neuwalde will man alle Hebel in Bewegung setzen, um den Wunschkandidaten durchzuboxen.

Franziska Matzka, eine alte Dame, schrieb sogar einen Brief an den Bundespräsidenten. Sie will im „Kampf um den Landarzt“ noch weitergehen: „Ich habe telefoniert, und die möchten uns jetzt endlich wieder den Herrn Doktor Koper geben, und der soll zum Einsatz kommen. Sonst machen wir eine Demonstration.“

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