4.500 private Exponate für Schallaburg-Schau

Die Sammelaktion für die Schallaburg-Ausstellung über den Ersten Weltkrieg ist zu Ende gegangen. Das Ergebnis hat die Erwartungen übertroffen: 4.500 persönliche Erinnerungsstücke wurden für die Ausstellung im kommenden Jahr angeboten.

Die Sammelaktion dauerte sieben Wochen, 900 Personen meldeten sich per Telefon, 200 schrieben E-Mails und Briefe. 4.500 Exponate wurden den Ausstellungsmachern angeboten. Die Sammelaktion wurde vom Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung durchgeführt, das seinen Hauptsitz in Graz und eine Außenstelle in Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) hat.

Persönliche Aufzeichnungen von Erzherzog Friedrich

In Raabs korodinierte der Historiker Philipp Lesiak die Sammelaktion: „Es ist unglaublich, welche Schätze uns angeboten wurden“, sagt er. Fotos, Feldpostbriefe, Tagebücher, Uniformen, Mannschaftskisten, und manches, das bis jetzt in der Öffentlichkeit gar nicht bekannt war. „Ein privater Sammler hat uns eine Autographensammlung angeboten, in der die persönlichen Aufzeichnungen von Erzherzog Friedrich vorhanden sind, dem Oberkommandanten im Ersten Weltkrieg“, so Lesiak.

Exponate aus der Sammelaktion

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung

Bei der Sammelaktion waren auch viele Ansichtskarten dabei, „aber auch da gibt es die skurrilsten Objekte, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie etwa Postkarten, die auf Birkenrinde geschrieben wurden. Die Soldaten von der Ostfront haben damals ihre Postkarten zu Ostern und Weihnachten auf Birkenrinde geschrieben und gezeichnet.“

Ein Leiterwagen zum Brennholzsammeln

Bei manchen Sammlerstücken kann man sich vorstellen, wie hart und entbehrungsreich der Alltag war, erzählt Sammlungskoordinator Philipp Lesiak: „In Österreich, vor allem in den späteren Kriegswintern, war die Versorgungslage katastrophal. Es blieben aber auch dieser Zeit Objekte erhalten wie zum Beispiel ein Leiterwagen aus Klaubholz. Zwei Kinder bastelten ihn, dazu machten sie ein Geschirr für ihren Hund, der den Leiterwagen zog, und so war das Brennholzsammeln für sie einfacher.“

Ansichtskarte aus dem Ersten Weltkrieg

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung

Auch Taschenuhren, Zigarettenetuis oder Kartentaschen wurden den Ausstellungsmachern angeboten: Exponate, die ihren früheren Besitzern während des Ersten Weltkriegs das Leben retteten, weil sie Gewehrprojektile aufgefangen oder abgelenkt hatten.

Alle Erwartungen wurden übertroffen

Das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung führte bereits 2005 für die Schallaburg und 2009 für die Landesausstellung Sammelaktionen durch. Diese Sammelaktion für die Schallaburg-Schau 2014 war die bisher erfolgreichste.

"Eine derart große Resonanz, die auch das große Interesse für das Thema des Ersten Weltkriegs widerspiegelt, hat unsere Erwartungen übertroffen“, freut sich Stefan Karner, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung.

Exponate aus der Sammelaktion

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung

Die zur Verfügung gestellten Exponate werden nun über den Sommer gesichtet und für die Ausstellung ausgewählt. 2.500 Stücke seien bereits in einer wissenschaftlichen Datenbank erfasst, sagte der für Kulturagenden zuständige Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP).

Schallaburg-Plakat "Jubel und Elend", 2014

Schallaburg

Sammelaktion „Jubel & Elend"
Infos: sammelaktion@schallaburg.at

Weitere Exponate werden noch gesucht

Weitergesammelt wird aber auch noch nach der Einreichfrist, heißt es bei den Wissenschaftern. Wer noch ein Erinnerungsstück findet, kann dieses per E-Mail unter sammelaktion@schallaburg.at oder postalisch an das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, Außenstelle Raabs an der Thaya, Oberndorf bei Raabs 7, 3820 Raabs an der Thaya, anbieten.

Philipp Lesiak erläutert, was noch gesucht wird: "Wir sind zum Beispiel an Gegenständen interessiert, die etwas über den Alltag in der Heimat aussagen oder über andere Aspekte, zum Beispiel über die Frau im Ersten Weltkrieg - da haben wir relativ wenige Gegenstände -, aber auch Kinderspielzeug und wie es damals ausgesehen hat. Da würden wir gerne noch ein bisschen mehr bekommen.“

Reinhard Linke, noe.ORF.at

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