Cobra: „Sind alle tief betroffen“

Am Tag nach der Tat zeigt man sich beim Einsatzkommando Cobra gezeichnet. „Wir sind alle tief betroffen“, sagt Sprecher Detlef Polay gegenüber noe.ORF.at. Bis man sich über das Geschehene tatsächlich bewusst ist, werde es noch dauern.

noe.ORF.at: Für die Einsatzkräfte ist der Tod von drei Polizisten und einem Rot-Kreuz-Mitarbeiter ein extremes Ereignis. Detlef Polay, Sprecher der Cobra, wie wird dieses Ereignis heute bei der Cobra aufgearbeitet?

Waffenarsenal entdeckt
Laut Walter Weninger, stv. Kommandant der Cobra wurde in dem Keller ein Waffenarsenal im dreistelligen Bereich sichergestellt - mehr dazu in Amoklauf: Leiche identifiziert

Polay: Wie Sie nachvollziehen können, sind wir alle tief betroffen und ich möchte bei dieser Gelegenheit auch die Chance wahrnehmen noch den Angehörigen unser tiefes Beileid auszusprechen. Wir sind, wie gesagt alle sehr betroffen, auch die Kollegen sind betroffen. Es waren Kollegen dabei als ein Mensch verstorben ist, sie haben noch versucht ihm in seiner letzten Stunde auf die eine oder andere Weise zu helfen und zu unterstützen. Es wird noch dauern, bis wir uns bewusst werden, was das bedeutet. Wir haben da noch einige Arbeit zu tun und unsere Trauer zu leisten.

noe.ORF.at: Blenden wir noch einmal mehr zurück, als das Drama in Annaberg begonnen hat. Wie war es möglich, dass der Täter gleich mehrere Polizisten erschießt und er selbst nicht erschossen wurde?

Polay: Es ist so, wenn man sich in diese Situation hineindenkt, dass wir grundsätzlich gewisse Vorgaben und Gesetze haben, in eine hohen Demokratie leben und alle froh sind dass es so ist. Es ist nicht so, dass wir gleich ohne Vorwarnung, ohne irgendetwas, auf einen Menschen schießen können. Und diesen vielleicht dadurch verhindern, dass er vielleicht auf uns schießt. In dieser Situation war es so, dass ein Mensch, der bisher als möglicher Wilderer in Frage kam, ohne Vorwarnung, ohne irgendein Moment in dem wir erkennen konnten, dass er sich gegen uns wendet und dass er gleich auf uns schießt geschossen hat und wir hier gar keine Möglichkeit hatten, das vorher zu sehen.

Detlef Polay

Thomas Lenger

Detlef Polay, Sprecher des Einsatzkommandos Cobra.

noe.ORF.at: War aus heutiger Sicht die Nachrichtensperre klug? Der Mann hätte ja auf dem Weg weitere Menschen gefährden können. Wäre die Bevölkerung nicht besser gewarnt worden?

Polay: Erstens einmal war es so, dass sich die Szenen im Bereich von Lilienfeld in der Nacht abgespielt haben. Es wäre hier gar nicht möglich gewesen, in diesem knappen Zeitraum, Menschen über Radio, Fernsehen oder sonst irgendwie zu warnen bzw. auch aufgrund des Gefährdungsgrades von Haus zu Haus zu gehen und diese zu verständigen. Das wäre kaum möglich gewesen. Und wenn Sie von einer Nachrichtensperre reden: Ich denke wir haben hier alles versucht um einen Täter der höchst gewaltbereit war dingfest zu machen und ob Medien damit zufrieden sind oder nicht, ob jetzt Auskunft gegeben wird, das ist eine andere Sache, das hat mit dem Fall selber nichts zu tun.

noe.ORF.at: Abgesehen von den vier Toten gab es auch einen Verletzten. Ein Polizist, der bereits aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Von dem Verletzten war gestern kaum die Rede - wie ist das passiert und wie geht es ihm?

Polay: Soweit ich weiß, ist er im Bereich des Armes getroffen worden und ich wünsche ihm auf diesem Weg gute Besserung.

noe.ORF.at: Warum hat der Zugriff letztlich so viele Stunden gedauert, bis dann nach Mitternacht die Leiche gefunden worden ist?

Landkarte

APA/ORF.at

Die Tatorte

Polay: Das ist ganz leicht zu erklären. In der Situation in der wir uns auf den Zugriff vorbereitet haben, konnten wir eingrenzen, dass wir es mit einer reinen Tätersituation zu tun haben und in einer reinen Tätersituation spielt die Zeit für uns. Wir haben zu dem Zeitpunkt gewusst, dass der Verdächtige bereits vier Menschen zumindest getroffen hatte und er keinen Hehl daraus macht, weiterhin von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Deswegen sind wir mit hoher Schutzausrüstung sehr langsam vorgegangen.

noe.ORF.at: Wie kann man sich die Todesumstände des Mannes vorstellen, es heißt ja, dass es noch gebrannt hat, als der Zugriff stattgefunden hat. Demnach hätte der Tod oder Selbstmord des Mannes kurz vorher stattgefunden. Was ist denn da bekannt?

Polay: Es ist mir über die konkreten Umstände nichts bekannt, da wir selbst nicht dabei waren. Alles andere werden weitere Erhebungen ergeben. Es ist richtig, dass es gebrannt hat und wir mit schwerer Ausrüstung, die uns die Feuerwehr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, dort gelöscht haben und erst dann feststellen konnten, dass der Täter auch in diesem Raum ist.

noe.ORF.at: Heute heißt es, dass Gegenstände im Haus gefunden wurden, die auf weitere Verbrechen schließen lassen. Der Mann soll ja auch bereits einmal einen anderen Jäger bedroht haben, können Sie das bestätigen?

Polay: Es wird da noch weitere Untersuchungen geben und zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich das nicht bestätigen, ich höre das auch nur über die Medien.

noe.ORF.at: Irgendwann im Laufe des gestrigen Tages klar geworden, dass muss jener Wilderer sein, der seit Jahren sein Unwesen treibt. Wann war klar, dass es der Wilderer war?

Polay: Die Vermutung lag nahe in dem Moment wo dieser Täter das erste Mal geschossen hat, da war uns klar dass wir es mit einem gefährlichen Menschen zu tun und es gilt diesen gefährlichen Menschen für die Sicherheit der Menschen in diesem Land ganz einfach zumindest soweit handlungsunfähig zu machen, damit er keinen weiteren Schaden anrichten kann, keine weitere Menschen verletzen kann. Ob es sich letztendlich um den Wilderer gehandelt hat, ob es auch diese Person ist, die wir gesucht haben, das werden letztendlich die Ermittlungsergebnisse zeigen.

noe.ORF.at: Welche Lehren wird das Einsatzkommando Cobra nach diesem Tag ziehen?

Polay: Wir werden die Analysen anstellen, wir werden so wie wir das immer machen bei einem Einsatz eine entsprechend Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitungen. Im Zuge dieser Nachbereitungen werden wir sehen ob es Lehren gilt für uns daraus zu ziehen. Und wenn es so ist dann werden wir diese in die Ausbildung einfließen lassen.

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