35 Jahre „Nein“ zu Atomkraft

Am 5. November jährt sich zum 35. Mal Österreichs „Nein“ zur Atomkraft. Das Kraftwerk in Zwentendorf war damals jedoch schon gebaut und betriebsbereit. Zum Jubiläum konnte man bei einem Flohmarkt historische AKW-Souvenirs erstehen.

In den 1960er-Jahren wurde die Kernenergie als die Energieform der Zukunft gesehen. 1972 erfolgte der Spatenstich für das Kernkraftwerk Zwentendorf. Die Anlage wurde als „Wunderwerk der Technik“ gepriesen und sollte später 700.000 Kilowatt Strom liefern.

Sendungshinweis:
„Guten Morgen NÖ“, 5.11.13

Doch in den 1970er-Jahren begann in den westlichen Industrienationen der Widerstand gegen die Atomkraft, vor allem das Problem der Sicherheit wurde immer wieder angeführt. Im Fall des AKW Zwentendorf stellten Geologen die Frage, ob der Standort im Tulnnerfeld auch erdbebensicher sei, und im Waldviertel regte sich Widerstand gegen mögliche Atommüllendlager. Bald erhoben sich die Proteste österreichweit.

Demonstranten vor AKW Zwentendorf

ORF

Kraftwerk stand jahrelang leer

Unter dem Druck der Öffentlichkeit entschied die SPÖ-Alleinregierung, eine Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Kraftwerks durchzuführen. Das Ergebnis der Volksabstimmung am 5. November 1978 war knapp: 49.5 Prozent stimmten dafür, 50.5 Prozent dagegen. In der Folge beschloss der Nationalrat 1978 einstimmig ein Verbot der Stromerzeugung aus Kernenergie.

Jahrelang stand die Kraftwerksruine leer, Teile der Anlage wurden verwertet, es gab unzählige Ideen für eine Nutzung der Gebäude, vorgeschlagen wurden etwa ein „Historyland“ oder ein Museum gescheiterter Technologien.

Panell Zwentendorf

ORF

Sonnen- statt Kernenergie

2005 kaufte die EVN die Anlage. Das historische AKW wurde zu einem Schulungsreaktor umgebaut und bietet weltweit einzigartige Möglichkeiten für Mitarbeiter von Kernkraftwerken.

Zwentendorf liefert - 35 Jahre nach der Volksabstimmung - nun doch Energie: 2.300 Paneele erzeugen Strom aus Sonnenenergie - mehr dazu in Vom Atom- zum Sonnenstrom. Zwentendorf ist auch ein gern genützter Drehort für Filme - mehr dazu in AKW als Kulisse für Kinospielfilm. Vor zwei Jahren fand auf dem Gelände rund um das AKW erstmals das „Tomorrow Festival“ statt - mehr dazu in Grünes Festival im Atomkraftwerk. Und jeden Freitagnachmittag können Interessierte eine Führung durch das nie in Betrieb genommene Kernkraftwerk Zwentendorf machen.

Ungewöhnliche AKW-Souvenirs zum Jubiläum

An diesem Wochenende lockt das 35-Jahr-Jubiläum besonders viele Besucherinnen und Besucher nach Zwentendorf. Höhepunkt ist ein Flohmarkt, bei dem man vom Original-AKW-Telefon, über Unterwäsche bishin zum Überwachungsmonitor und alten Büroutensilien viele ungwöhnliche Souvenirs mit nach Hause nehmen kann.

Flohmarkttisch mit alten Telefonen

ORF/Margit Laufer

Ein Besucher aus Perchtoldsdorf erstand zum Beispiel ein Handrad: „Es ist ein Abschiedsgeschenk für einen Kollegen, der hier beim Bau tätig war und jetzt in Pension geht.“ Ein Interessierter aus Oberösterreich freut sich über ein Paar Ohrenschützer aus dem AKW, die nie Verwendung fanden: „Die kann ich gut brauchen, weil ich einen sehr lauten Rasenmäher habe.“

Mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher werden an diesem Wochenende erwartet. Gegen eine Spende für die Kinderkrebshilfe des St. Anna Kinderspitals kann hier jeder sein persönliches kleines Stück Zeitgeschichte mitnehmen.

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