Schulen: Kritik an Test-Flut

Die Tests zum Bildungsstandard sind umstritten. Abgesehen davon, dass Testdaten plötzlich im Internet auftauchten, wird auch die Vielzahl der Tests selbst kritisiert. Etwa vom Bildungsexperten Stefan Hopmann. Er erntete dafür Applaus in Grafenegg.

Mehr als tausend Lehrerinnen und Lehrer kamen zur Festveranstaltung nach Grafenegg. Vertreter von 350 Volksschulen wurden dort für ihre Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen wie Gemeinden oder Vereinen ausgezeichnet. Ein heißes Diskussionsthema waren die Bildungsstandard-Tests, die in den Volksschulen eingeführt wurden. Bildungslandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) ist gegen die Flut von Tests: „Die Kinder werden von einem Test zum nächsten gejagt. Sie kriegen dann natürlich mit, dass wieder einmal Unzufriedenheit herrscht. Kinder nehmen das auch persönlich. Lassen wir Kinder lernen in der Schule. Zeigen wir ihnen, wie schön lernen ist und testen wir sie nicht ununterbrochen“, so Schwarz.

Hopmann: „Kinder werden auf Tests hin gedrillt“

Ein Kernproblem sei, dass Kinder auf die Tests hin gedrillt würden und das eigentliche Lernen auf der Strecke bleibe, sagt der Bildungswissenschafter der Universität Wien, Stefan Hopmann. „Je mehr wir in diesem Hase-und-Igel-Rennen verlangen, desto schlechter werden die Ergebnisse.“

Bildungswissenschafter Stefan Hopmann auf der Bühne mit Mikrofon

ORF

Bildungsexperte Stefan Hopmann

Er untermauert seine These mit dem Beispiel des oft zitierten PISA-Vorbildlandes Finnland: „Wenn Sie dann Langschnittdaten anschauen in Finnland, was die langfristige Entwicklung der Kinder angeht, dann werden Sie feststellen, dass die Werte deutlich schlechter sind als die österreichischen.“

Lernerfolg hängt stark vom Lehrer ab

Untersuchungen hätten auch die Rolle der Eltern analysiert, so Hopmann. „Je mehr die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus zusammenbricht und je mehr sich die Eltern aus dem Geschäft verabschieden, desto mehr wirkt sich das mittelfristig auf die Lernfreude, die Lernfähigkeit und dann auf die Leistung aus.“ Wichtig sei es, das Lernen so zu gestalten, dass die Kinder selber gerne lernen wollen. „Dann werden sie ihren Weg gehen“, so der Bildungsexperte. Deswegen hänge der Lernerfolg sehr viel stärker vom jeweiligen Lehrer ab als von wechselnden Schulsystemen, meint der Wissenschafter.

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