Jeder Zehnte ist armutsgefährdet

166.000 in Niederösterreich lebende Menschen haben weniger als 1.000 Euro pro Monat zur Verfügung und gelten als armutsgefährdet oder arm. Die erste niederösterreichische Armutskonferenz hat am Donnerstag in St. Pölten stattgefunden.

Bei der Armutskonferenz standen vor allem die Themen Wohnen und Mobilität im Mittelpunkt. Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Doch für Menschen mit geringem Einkommen werde es immer schwieriger, dieses Bedürfnis abzudecken, sagt Barbara Bühler, die Obfrau des niederösterreichischen Armutsnetzwerks.

Hände mit Euromünzen

APA/dpa/Sebastian Willnow

„Es liegt zum einen daran, dass Mietpreise zum Teil nicht mehr leistbar sind und dass Wohnungen für Personen mit einem geringen Einkommen nicht mehr vorhanden sind. Eine Schwierigkeit ist auch, dass Menschen, welche die bedarfsorientierte Mindestsicherung beziehen, nur einen eingeschränkten Zugang zu geförderten Wohnraum haben, weil es bei der Anrechnung der bedarfsorientierten Mindestsicherung Überschneidungen oder Schwierigkeiten gibt“, erklärt Bühler.

Mobilität ist ein zentrales Thema

Wie man derartige Schwierigkeiten beheben kann, wurde bei der Armutskonferenz thematisiert. Für Martin Schenk, den Mitbegründer der Österreichischen Armutskonferenz, ist vor allem Mobilität ein zentrales Thema.

„Mobilität ist eine ganz wichtige Sache, an die man erst dann denkt, wenn man sie nicht hat: Nämlich von A nach B zu kommen, Freunde zu treffen, zum Arzt zu gehen, eine Schule nach Wahl zu besuchen oder am Arbeitsmarkt. Bei all diesen zentralen Lebensfragen ist Mobilität wichtig und wenn man kein Geld hat, kann man auch nicht von A nach B kommen“, so Schenk.

Viele Menschen von „verfestigter Armut“ betroffen

Betrachtet man nur die Einkommen, dann sei die Zahl jener Menschen, die nur sehr wenig Geld zur Verfügung haben, in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben, so der Armutsexperte: „Aber ganz unten, also bei Menschen, die viele Probleme wie Schulden, psychische Erkrankungen und vielleicht eine Suchterkrankung haben, sind die Zahlen angestiegen. Es gibt immer mehr Menschen, die über Jahre von verfestigter Armut betroffen sind und das bereitet große Sorgen“, sagt Martin Schenk.

Bettelnde Frau auf der Straße

dpa/Maurizio Gambarini

Um diese Not etwas zu lindern, habe man im Jahr 2013 in Niederösterreich 48 Millionen Euro für die bedarfsorientierte Mindestsicherung ausgegeben, sagt Maurice Androsch (SPÖ), Landesrat für Gesundheit und Soziale Verwaltung. Im Zuge der Budgetverhandlungen im Juni sei er nun dabei, diesen Betrag auf 50 Millionen Euro aufzustocken.

Neben einer Ausweitung der Mindestsicherung wurde bei der Armutskonferenz auch der Ausbau des sozialen Wohnbaus gefordert. Beim Thema Mobilität setzt man auf die Einführung eines Mobilitätspasses, der es ermöglichen soll, öffentliche Verkehrsmittel stark verbilligt zu nützen, wie es etwa in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz bereits der Fall ist.

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