Balkan-Engagement bringt EVN Verlust

Der börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Konzernverlust. Grund dafür sind Preisänderungen durch die Regulierungsbehörden in Bulgarien und Mazedonien.

Bisher war man bei der EVN von einem Gewinn über dem Vorjahresniveau von 115 Mio. Euro ausgegangen. Als Ergebnis der Tarifentscheidungen der Behörden in Verbindung mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation und dem Ausblick hätten die mittelfristigen Erwartungen an die Geschäftstätigkeit der EVN-Gruppe betreffend Bulgarien und Mazedonien neu bewertet werden müssen.

EVN-Firmen wegen Krise weniger wert

Das habe zu vollständigen Wertminderungen der Firmenwerte und Kundenstöcke (148,9 Mio. Euro und 43,0 Mio. Euro), einer Teilwertminderung von sonstigen Vermögenswerten (15,0 Mio. Euro) und einem negativen Nettoeffekt aus dem erstmaligen Ansatz einer regulatorischen Verbindlichkeit in Bulgarien (54,0 Mio. Euro) geführt.

Der kumulierte Effekt dieser Maßnahmen betrage bezogen auf das operative Ergebnis (EBIT) der EVN-Gruppe 260,9 Mio. Euro. Davon entfielen 210,1 Mio. Euro auf Bulgarien und 50,8 Mio. Euro auf Mazedonien. Diese Maßnahmen seien überwiegend nicht zahlungswirksam und sollten daher keinen Einfluss auf die erwarteten Dividendenzahlungen haben. Laut Regulatorentscheidung von Dienstag dürfen höhere Strombezugspreise nur zum Teil an die Endkunden weitergegeben werden.

Im operativen Geschäft weiter Gewinne

Die EVN nehme nun eine Bereinigung der historischen Firmenwerte vor, so ein Sprecher zur APA. Diese könnten trotz aller operativen Erfolge vor dem Hintergrund der Preisentscheidung der Regulierungsbehörden und der wirtschaftlichen Situation in den beiden Ländern nicht verdient werden. Die EVN verdiene in beiden Ländern operativ.

Die Stromkunden in Niederösterreich seien von der Gewinnwarnung nicht betroffen, so EVN-Sprecher Stefan Zach. Die EVN werde wie angekündigt mit 1. Oktober den Strompreis in Niederöstereich um zehn Prozent senken - mehr dazu in Strom ab Oktober billiger.

Deutliche Erhöhung des Strombezugspreises

Die zuständigen Regulierungsbehörden in Bulgarien und Mazedonien gaben laut EVN-Ad-hoc-Mitteilung am Dienstag folgende Änderungen der Stromtarife bekannt: Demnach sehen die neuen Tarife in Bulgarien im Zeitraum 1. Juli 2014 bis 30. Juni 2015 eine „deutliche Erhöhung des Strombezugspreise“ vor, gleichzeitig würden die Endkundenpreise nur geringfügig angehoben. Die effektive Kostenbasis der betroffenen EVN-Töchter werde nicht voll umfänglich berücksichtigt. Zudem werde ein Tarifbestandteil angewendet, der wirtschaftlich zu einer Rückführung von Erlösen aus vorangegangen Regulierungsperioden führe.

In Mazedonien würden mit Anfang Juli die Netzgebühren nur geringfügig angehoben, die Endkundenpreise stiegen unter den Erwartungen. Zudem würden zu erwartende Kosten beginnend mit der Anfang 2015 geplanten nächsten Stufe der Marktliberalisierung in der Tarifentscheidung nicht berücksichtigt.

EVN setzt Hälfte des Stroms in Südosteuropa ab

Die EVN war 2004/2005 in Bulgarien eingestiegen und hatte dort um 271 Mio. Euro zunächst je 67 Prozent an zwei regionalen Stromverteilunternehmen im Südosten des Landes erworben. 2011 kaufte die EVN dem bulgarischen Staat weitere Anteile um rund 45 Mio. Euro ab und hält nun fast 100 Prozent. In Mazedonien erwarben die Niederösterreicher im Jahr 2006 den staatlichen Stromverteiler Elektrostopanstvo na Makedonija (ESM) und steckten rund 321 Mio. Euro in den Kauf. Inzwischen setzt die EVN mehr als die Hälfte ihres Stroms in Südosteuropa ab.

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