Krieg im Landestheater: „FRONT“

„Deutschlands wichtigster theatraler Beitrag zum Weltkriegs-Gedenken“ (Matthias Heine in „Die Welt“) gastiert in St. Pölten: Im Landestheater wird als Gastspiel des Thalia Theaters Hamburg „FRONT“ in der Regie von Luc Perceval gezeigt.

„FRONT“ ist eine „Polyphonie nach ‚Im Westen nichts Neues‘ von Erich Maria Remarque, ‚Le Feu‘ von Henri Barbusse und Zeitdokumenten“, heißt es auf der Website des Landestheaters Niederösterreich, wo am 20. und 21. Februar dieses Stück erstmals in Österreich gezeigt wird. Es handelt sich um eine Koproduktion des Thalia Theaters Hamburg (Deutschland) mit dem NTGent (Belgien). Die Uraufführung von „FRONT“ war am 22. März 2014 im Thalia Theater.

Darsteller von links:
 Patrick Bartsch, Bernd Grawert, Benjamin-Lew Klon

Armin Smailovic

„FRONT:“ Patrick Bartsch, Bernd Grawert, Benjamin-Lew Klon (v.l.)

Belgien 1914 bis 1918: Franzosen, Engländer, Belgier und Deutsche liegen sich, kaum 100 Meter voneinander entfernt, in Schützengräben gegenüber, schießen aufeinander, graben sich ein und werden von Ratten, Läusen, Feuchtigkeit und Hunger geplagt. Figuren aus Remarques Weltkriegsroman „Im Westen nichts Neues“, Henri Barbusses „Tagebuch einer Korporalschaft: Le Feu“ („Das Feuer“) und Charaktere weiterer literarischer und historischer Quellen begegnen sich in diesem internationalen Abend, der in vier Sprachen stattfindet.

In „FRONT“ kommen die „einfachen Soldaten“ zu Wort

„Es sind die Frontschweine, einfache Soldaten, die hier zu Wort kommen, wie der Landwehrmann Stanislaus Katczinsky, der über den sechsten Sinn für dicke Luft und schöne Druckposten verfügt, oder der belgische Kompanieführer De Wit, der sich besinnungslos in den Krieg stürzt, aus Verzweiflung über die vermeintliche Untreue seiner Frau im besetzen Heimatdorf“, heißt es auf der Website des Thalia Theaters. Wir begegnen der flämischen Mutter, die vom Handel mit den Soldaten leben muss, und der englischen Krankenschwester, die nach dem Tod ihres Verlobten an die Front zieht, um verwundete Soldaten zu pflegen.

In dieser Koproduktion führt der in Hamburg lebende flämische Regisseur Luk Perceval die deutschen Schauspielerinnen und Schauspieler in sein ehemals besetztes Heimatland Belgien, das im „Groten Oorlog“, dem Großen Krieg, eine Sonderrolle spielt: Es wird trotz seiner Neutralität zum Schlachtfeld fremder Mächte.

Hinzu kommt ein innerbelgischer Konflikt: Die Frontsoldaten stammen oft aus der armen bäuerlichen Volksgruppe der Flamen, die meist nicht französisch sprechen, aber von Befehlshabern aus Frankreich bzw. der französischsprachigen Wallonie kommandiert werden. Auch dies ist ein Thema dieser internationalen Produktion, in der sich elf Darsteller aus vier Kulturen und Sprachräumen begegnen, um sich nach 100 Jahren dem Ereignis anzunähern, das als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen ist.

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