Wr. Neustadt: „Ideen statt Ideologien“

Am Freitag wird in Wiener Neustadt mit Klaus Schneeberger erstmals seit 70 Jahren ein ÖVP-Politiker zum Bürgermeister gewählt. Er setzt dabei auf die Zusammenarbeit aller Fraktionen. Für die SPÖ geht unterdessen eine Ära zu Ende.

Die blühenden Zeiten der SPÖ sind in Wiener Neustadt vorbei. Während man 2005 noch auf eine satte Mehrheit mit 61 Prozent blicken konnte, liegt man jetzt bei knapp 40 Prozent und 17 von 40 Mandaten. Bei der SPÖ macht man keinen Hehl daraus, dass das weh tut. „Es schmerzt, dass wir die absolute Mehrheit verloren haben und dass wir die Position des Bürgermeisters verloren haben, aber wir sehen das als neue Herausforderung“, sagt SPÖ-Stadtrat Horst Karas.

70 Jahre lang war die Welt der Sozialdemokratie in Wiener Neustadt in Ordnung. Satte Mehrheiten und erfreuliche Wahlergebnisse wurden immer wieder erzielt. Rudolf Wehrl war 20 Jahre lang Bürgermeister der Statutarstadt, von 1945 bis 1965, in der Aufbauzeit nach dem Krieg. Ihm folgten Hans Barwitzius, Gustav Kraupa und Peter Wittmann.

SPÖ: „Werden Fehler in unseren Gremien diskutieren“

Traude Dierdorf war bis 2005 Bürgermeisterin, danach waren die goldenen Zeiten für die SPÖ vorbei. Bernhard Müller gelang es nur mit Mühe die absolute Mehrheit 2010 zu halten, 2015 ging sie endgültig verloren. Peter Wittmann, Bürgermeister von 1993 bis 1997, hält sich bedeckt, was mögliche Fehler der Partei in den vergangenen Jahren und bei der heurigen Gemeinderatswahl betrifft. „Grundsätzlich werden wir die Fehler in unseren Gremien analysieren und nicht in der Öffentlichkeit.“ Man wolle daraus Lehren ziehen, das Ergebnis sei zu respektieren, so wie es ist, da gebe es nichts schön zu reden.

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Karas: „Es geht jetzt darum in die Zukunft zu blicken“

Arnold Grabner, langjähriger SPÖ Funktionär und früherer Bezirksparteiobmann ist sich sicher, dass er die Fehler der SPÖ schon kennt. „Man ist auf die Leute nicht eingegangen und man hat halt gesehen, dass vieles gemacht wurde was vielleicht für die Stadt gut war, aber die Leute haben das nicht zur Kenntnis genommen und das darf man heute nicht machen, gegen die Leute, sondern man muss für die Leute da sein“, so Grabner.

Das hat sich die SPÖ für die Zukunft auch vorgenommen, wie Karas betont. „Es geht jetzt darum in die Zukunft zu blicken. Daher ist es klar, dass wir keine fundamentale Opposition betreiben wollen, das auch nicht tun werden und auch nie beabsichtigt haben.“

„Habe Eindruck, dass alle an einem Strang ziehen“

Inhaltlich will sich die neue politische Führung zuerst mit den Stadtfinanzen beschäftigen. Ein Kassasturz mit externen Experten ist geplant. Ebenso wichtig seien Impulse für die Innenstadt - so wie Klaus Schneeberger am Montag im ORF NÖ-Interview betont. Von der Tragfähigkeit des Bündnisses aller bisherigen Oppositionsparteien zeigt sich der designierte Bürgermeister überzeugt.

„Weil alle wollen, dass sich etwas bewegt und in Wahrheit gibt es ja kein ideologisches Problem, sondern es geht um Ideen und Möglichkeiten, diese Stadt zu erneuern und da ist es völlig wurscht, ob Du Rot, Schwarz, Gelb, Grün, bist. Da ist es keine Frage von Ideologie, sondern von Kreativität, von Ideen, von Engagement und ich habe den Eindruck, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen und diese Ideen einbringen und diese Stadt erneuern wollen. Das ist unser Ziel, und da hab ich überhaupt kein Problem, dass das nicht halten könnte“, so Schneeberger.

Klaus Schneeberger

ORF

Klaus Schneeberger, künftiger Bürgermeister von Wiener Neustadt.

„Zusammenarbeit über ideologische Grenzen hinweg“

Angesprochen auf mögliche Themen, die diese bunte Regierung belasten könnten, wie etwa die Integration von Flüchtlingen, sieht Schneeberger hier „überhaupt keinen Sprengsatz“, im Gegenteil. Er spricht von einer „Chance den Menschen zu zeigen, dass es auf der untersten Basis, nämlich auf der Gemeindeebene Möglichkeiten gibt, über alle ideologischen Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Ich werde auch den Sozialdemokraten die Hand zur Zusammenarbeit reichen.“

Das Bürgermeisteramt war für Schneeberger ein erklärter Lebenstraum. Er wird ihn sich - 40 Jahre nachdem er als jüngster Gemeinderat der Stadt 1975 angetreten ist - nun mit bald 65 Jahren am Freitag erfüllen.

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