Die originalen Briefe von Renner und Stalin
Renner nahm damals mit dem Sowjet-Diktator Stalin Kontakt auf und bildete mit dessen Billigung die erste provisorische Regierung. Der Sozialist Karl Renner war damals schon 75 Jahre alt.
Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsforschung
Renner gewann Stalins Vertrauen
Es waren schmeichlerische Formulierungen an den „sehr geehrten Genossen“ Stalin, den „ruhmbedeckten Obersten Befehlshaber“, wie Renner schrieb, der die volle Bewunderung für die gewaltigen Leistungen der Sowjets zum Ausdruck bringt. Stalin sagte ihm in einem Telegramm daraufhin seine Unterstützung zu.
Er schien für Stalin der richtige Mann zu sein, um als Sowjet-Marionette die neue österreichische Regierung zu führen, sagte Landtagspräsident Johann Penz bei der Eröffnung der Ausstellung im Landesmuseum in St. Pölten. „Stalin war damals der Ansicht, leichtes Spiel mit dem Polit-Pensionär zu haben und bestellte ihn zum Staatskanzler. Renner erwies sich aber alles andere als dieser anpassungsfähige, alte Mann, für den er gehalten wurde.“ Renner legte mit diesen Winkelzügen den Grundstein für die Zweite Republik und wurde später Bundespräsident.
„Geschichte wird zu oft als Waffe benutzt“
Der originale Briefwechsel, teils handschriftlich, teils mit Schreibmaschine, zum Teil auf Russisch übersetzt, ist ein faszinierendes Dokument der Zeitgeschichte. Bis jetzt war es im russischen Staatsarchiv unter Verschluss, jetzt wurde es an das Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung übergeben.
„Es ist eine der ersten derartigen Ausstellungen. Wir wollen diese Dokumente zeigen, weil die Geschichte zu oft als Waffe benutzt wird, um Völker zu entzweien. Wir aber wollen das Wissen vermitteln, dass die Kulturen zusammengehören“, sagt der Direktor der Russischen Staatsarchives in Moskau, Andrey Sorokin bei der Eröffnung der Ausstellung, die noch bis dritten Mai im Landesmuseum zu sehen ist.
Links:
- Landesmuseum zeigt Renner-Stalin-Briefwechsel (noe.ORF.at; 7.4.2015)
- Landesmuseum St. Pölten (Website)