Kriegsgedenken und Kunst in Erlauf

Vor 70 Jahren ist in Erlauf (Bezirk Melk) per Handschlag das Ende des Zweiten Weltkriegs besiegelt worden. Diesem historischen Ereignis ist nun ein eigenes Friedensmuseum gewidmet, das am Samstag eröffnet wurde.

Am 8. Mai 1945 trafen sich in Erlauf der russische General Dmitri Dritschkin und der amerikanische General Stanley Reinhart. Sie besiegelten den Waffenstillstand, der Krieg in Europa war damit zu Ende. Raisa Gordijenko, die Tochter des russischen Generals Dritschkin, erinnert sich: „Es war ein lang ersehntes Zusamentreffen, ein freudiges und freundschaftliches Zusammentreffen mit den Amerikanern. Das hat mir mein Vater immer wieder gesagt.“

Generäle in Erlauf

© Erlauf Erinnert

Im Mittelpunkt des Museums steht der historische Handschlag

Das historische Ereignis ist das zentrale Thema des Museums „Erlauf erinnert“. Zahlreiche Briefe, Postkarten, Ton- und Videodokumente und natürlich viele Fotos dokumentieren die Kriegszeit und die Besatzung durch die Alliierten. Viele persönliche Schicksale wurden festgehalten. Unter anderem das von Charlotte El Shabrawy, Tochter von Ernst Brod, der in Erlauf ein Lebensmittelgeschäft hatte und 1934 vor dem Terror der Nationalsozialisten floh. Sein Bruder und seine Mutter schafften es nicht mehr. „Mein Vater kam noch einmal zurück nach Erlauf, um mit seinem Bruder und seiner Mutter zu reden. Sie sollten mit ihm in die Türkei kommen, doch sie wollten nicht. Sie wurden später in einem Konzentrationslager in Riga ermordet“, erzählt El Shabrawy.

Warnung vor dem Vergessen

In Erlauf gedenkt man seit 1965 mit den Friedenstagen jedes Jahr der Ereignisse, so auch Samstagabend mit einem Fackelzug. Aus einer Skulptur einer amerikanischen Künstlerin schoss ein Lichtstrahl in die Höhe - ein stilisierter Scheinwerfer der Fliegerabwehr. Es ist ein Bild des Krieges. Eines Krieges, der niemals wieder kommen darf. Davor wurde auch bei der Festveranstaltung zur Eröffnung des Museums eindringlich gewarnt. „Wir müssen unsere Anstrengungen vereinen, damit die verbrecherische Ideologie des Faschismus nie wieder kommt, das ist die gemeinsame Pflicht der kommenden Generationen“, sagte Sergej Netschajew, Botschafter der russischen Föderation.

Auch Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) warnte vor dem Vergessen: „Der zweite Weltkrieg ist zwar weit von uns weggerückt, aber je weiter diese Ereignisse von uns wegrücken, umso wichtiger wird das Erinnern.“ Zu diesem Erinnern will die Kulturabteilung des Landes und die Gemeinde mit dem Museum „Erlauf erinnert“ beitragen - mehr dazu in Friedensmuseum in Erlauf wird eröffnet (noe.ORF.at; 28.4.2015). Sonntagabend (18.00 Uhr) wird es außerdem noch ein Friedenskonzert in der Erlaufer Kirche geben.

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