Traiskirchen: Keine neue Betten

Das Innenministerium hat nach dem Auftauchen von Fotos aus dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen versichert, dass die Flüchtlinge dort ausreichend versorgt seien. Neue Betten könne man aber nicht aufstellen, hieß es am Donnerstag.

Aus baupolizeilichen Gründen könnten keine Betten mehr aufgestellt werden, sagte Gernot Maier, Leiter der Abteilung Grundversorgung, bei einer Begehung des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen am Donnerstag. Er betonte: „Wir arbeiten hier am Limit.“

„Was wir brauchen, sind Unterbringungsplätze“

Das Erstaufnahmezentrum ist für 1.800 Flüchtlinge ausgelegt, derzeit befinden sich knapp 3.500 in Traiskirchen, etwa 450 davon in Zelten. Manche finden aber nicht einmal in diesen Notunterkünften Platz: An die 1.200 Asylwerber übernachten im Freien. „Wir haben Gewand und Hygieneartikel, aber kein Bett“, fasste Maier die Situation zusammen. Darum würden auch Sachspenden von Organisationen nicht benötigt: „Das Einzige, was wir brauchen, sind Unterbringungsplätze“, so der Beamte.

Dennoch stehen in Traiskirchen 30 Räume leer, im Hauptgebäude ebenso wie in Garagen auf dem Areal. Das Hindernis: „Wir sind verpflichtet, baurechtliche Beschränkungen einzuhalten“ - etwa, um den Gang als Fluchtweg sicherzustellen, sagte Maier weiter. Aber nicht nur an Betten mangle es derzeit: Die Firma ORS, die das Areal und die Flüchtlinge betreut, suche derzeit dringend Mitarbeiter. Im besten Fall Sozialbetreuer mit Kenntnissen der Sprache der Flüchtlinge. Den stärksten Zustrom gebe es derzeit aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.

„Personen, die Transfers verweigerten“

Den Vorwurf, Flüchtlinge würden nicht über ihren Transfer in ein Bundesland informiert und müssten daraufhin vor den Toren von Traiskirchen ausharren, da sie nicht mehr aufgenommen würden, wies Maier zurück. Es gebe Personen, die die Transfers schlicht verweigerten. Ursache seien oft hartnäckige Gerüchte über manche Bundesländer, die Verfahren angeblich schnell negativ entscheiden würden. „Wir können uns hier nicht erpressen lassen“, so Maier.

Auch eine Überlastung der sanitären Einrichtungen bestritt Maier. Davon gebe es genügend, keinem Asylwerber werde der Zutritt verweigert. Und auch Verpflegung gebe es zur Genüge: „Es gibt ausreichend Essen. Wir schmeißen täglich Berge weg.“ Rücksicht genommen werde auch auf jene Muslime unter den Flüchtlingen, die derzeit den Fastenmonat Ramadan einhalten.

Die Zelte sind auf einem eigenen, durch Zäune und Sicherheitsbeamte abgetrennten Areal aufgestellt. Seien diese zuerst nur für allein angekommene Männer gedacht gewesen, müssten mittlerweile auch Frauen mit Kindern darin übernachten, so Maier. Und selbst das würde Unmut in gewissen (männlichen) Gruppen fördern, die kein Bett haben. „Tut mir leid, das ist in Mitteleuropa so“, heiße es dann. Grundsätzlich unterscheidet sich die Haltung Maiers nicht von der seiner Ministerin: „Zelte sind eine denkbar schlechte Option, noch schlechter ist Obdachlosigkeit.“

Die medizinische Versorgung der Flüchtlinge ist laut Maier ebenso gesichert und stelle kein Problem dar. Dass es unter Tausenden Menschen auch zu Krankheiten und Ansteckungen komme, sei nicht außergewöhnlich. Ebenso wenig verwunderlich sei, dass Muslime, die bei sommerlichen Rekordtemperaturen aufgrund des Ramadan nichts trinken würden, Probleme mit dem Kreislauf bekommen könnten. Aber auch diese Situation habe man im Griff, versicherte der Beamte.

Hoffen auf baldige Entlastung von Traiskirchen

Franz Schabhüttl, Leiter der Betreuungsstelle Traiskirchen, hofft nun auf eine baldige Entlastung seiner Einrichtung. Aussicht dafür liefert der Transfer von 500 Asylwerbern aus Traiskirchen in die Slowakei. Wann das geschehen soll, konnte das Innenministerium allerdings am Donnerstag noch nicht sagen. Und auch weitere rechtliche und praktische Details blieben weiter offen - mehr dazu in Slowakei nimmt Flüchtlinge aus Traiskirchen auf.

Links:

• Asyl: Private Quartiere gesucht (noe.ORF.at; 9.7.2015)
• Asyl: Niederösterreich übererfüllt Quote (noe.ORF.at; 1.7.2015)
• Sitzstreik im Erstaufnahmezentrum (noe.ORF.at; 1.7.2015)