Liebeserklärung an das Waldviertel

Das Waldviertler Hoftheater in Pürbach (Bezirk Gmünd) feiert heuer seine 30. Saison - ohne großes Fest, nur mit normalem Spielprogramm. noe.ORF.at blickt trotzdem zurück auf ein Theater, das aus einem Jux heraus entstanden ist.

30 Jahre ist es her, dass das Waldviertler Hoftheater in Pürbach entstanden ist. Eigentlich mehr aus einem Jux heraus, erinnert sich Intendant Harry Gugenberger: „Eigentlich war es ein Pokerspiel. Wir haben viel gemeinsam Karten gespielt, viele Schauspielerfreunde und Künstler. So, jetzt machen wir Theater. Wir haben das Glück, dass wir ein kleines Dorf sind, das in der Mitte der drei Bezirkshauptstädte Waidhofen, Gmünd und Zwettl liegt, insgesamt ein Gesamtpotential von 120.000 Menschen. Da müssen doch genügend dabei sein, die gerne ins Theater gehen, war unsere Überlegung.“

1986 veranstaltete Gugenberger in Pürbach für einen Ferienclub ein Kulturwochenende: „Wir waren alle selbst auf der Bühne, haben gelesen und musiziert - an diesem Wochenende ist das ‚Hoftheater‘ geboren worden. Ich hatte in Teneriffa Ferienwohnungen, bin dort hingefahren, habe alles verkauft und das gesamte Geld in das Theater investiert“, erzählt Gugenberger.

Die Statistik spricht für sich

400.000 Besucher marschierten in den 30 Jahren durch das Tor des umgebauten Bauernhofes in Pürbach, um sich eine der 150 Eigenproduktionen oder auch eines der vielen Gastspiele anzusehen. Als einzigartig gilt die hohe Zahl an Eigenproduktionen, ebenso wie die immerhin 120 Spieltage pro Jahr.

Begonnen hat es als Theater-Wochenende, mittlerweile ist das Hoftheater aber ein hochprofessioneller Betrieb, der sich regelmäßig neu erfindet. 2001 baute man das Haus für den Ganzjahresbetrieb um, es kam die „nightline“ dazu, eine offene Bühne für junge Musiker, eine „Theatermeisterschaft“ für Jugendliche, die Gesprächsreihe „Menschen“ und eine eigene „Theater-Autoren-Werkstatt“, in der an neuen Stücken gearbeitet wird. Die ersten Ergebnisse wie „Der Flaschengeist“ waren bereits erfolgreich auf der Bühne zu sehen.

Qualität als roter Faden

Im Mittelpunkt stand und steht jedoch immer der Qualitätsanspruch, sagt Intendant Harry Gugenberger: „Das Waldviertler Hoftheater lässt sich mit einem Feinkostladen vergleichen. Es bietet eine breite Palette an und wartet noch mit einer persönlichen Betreuung auf. Das ist unser roter Faden, egal aus welchem Genre, es wird immer Qualität geboten. Das gilt für die Eigenproduktionen ebenso wie für die Gastspiele. Mit Josef Hader ausverkauft zu sein ist ja keine Kunst, interessant ist es, Leute heranzuziehen, die unbekannt sind und trotzdem ist die Bude voll! Das heißt wahres Vertrauen haben zum Theater!“

Schwabs „Die Präsidentinnen“ ab 28. Oktober

Im heurigen Jahr stehen noch vier Theaterstücke und ein Konzert auf dem Spielplan des „nördlichsten Theaters Österreichs“, wie das Waldviertler Hoftheater in Pürbach von manchen auch noch liebevoll genannt wird.

Werner Schwab: „Die Präsidentinnen“: Die bitterböse Sprachattacke bringt mit Maria Hofstetter einmal mehr eine ganz große Schauspielerin auf die Bühne des Wald4tler Hoftheaters. Gemeinsam mit ihr treten Martina Spitzer und Dietmar Nigsch auf. Premiere ist am 28. Oktober.

Esther Vilar: „Der dressierte Mann“: Das Stück basiert auf einem Roman, der 1971 noch für veritable Skandale gesorgt hat und stellt sich heute als amüsantes Spiel mit alten und neuen Rollenbildern dar. Ein Mann wird von seiner Partnerin auf der Karriereleiter überholt, daraufhin platzt das Candle-Light-Dinner, das eigentlich einen Heiratsantrag einleiten sollte. Die leider-doch-nicht-Braut, ihre Mutter und ihre hoffentlich-bald-Schwiegermutter entwickeln schließlich die ultimative Gebrauchsanleitung für das Wesen „Mann“.

Woody Allen: „Spiel’s nochmal Sam“: Oliver Baier gibt sich und dem Wald4tler Hoftheater wieder einmal die Ehre und lässt in der romantischen Komödie sogar Woody Allens Filmhit vergessen. Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy: „Die Kaktusblüte“: Ein Komödienklassiker zum Saisonausklang!

Einmal noch wird das Wald4tler Hoftheater zum Konzerthaus: Theaterdirektor Harald Gugenberger & Die Angestellten präsentieren freche Chansons aus der Feder und Kehle von Harry Gugenberger, der damit „back tot he roots“ an seine wilden Jahre als Musiker in Linz anknüpft.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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