Jeder sechste Pfarrer aus dem Ausland

Jeder sechste Pfarrer in der Diözese St. Pölten kommt aus dem Ausland, insgesamt sind es mehr als 80. Mit ein Grund für die „Hilfe aus dem Ausland“ ist, dass sich in Österreich zu wenige Männer für den Priesterberuf entscheiden.

In der Diözese St. Pölten gibt es 267 Diözesanpriester und 222 Ordenspriester, von denen ein Großteil auch Pfarren betreut. Etwa jeder Sechste kommt aus dem Ausland. Mit 60 Priestern stammt die größte Gruppe der ausländischen Pfarrer aus Polen. Zehn kommen aus afrikanischen Ländern, etwa aus Nigeria, Uganda und dem Senegal, sechs Priester stammen aus Indien und zwei Pfarrer sind ursprünglich aus Rumänien.

Zu wenige Priesteramtskandidaten

Laut Diözesanbischof Klaus Küng bleibt die Zahl der ausländischen Priester in den vergangenen Jahren stabil. Derzeit gäbe es in der Diözese St. Pölten neun Priesteramtskandidaten, laut Küng sind das zu wenige. „Wir bräuchten mehr. Das hängt durchaus damit zusammen, dass wir uns in einem Umbruch befinden. Daher brauchen wir Priester aus dem Ausland, die uns hier helfen“, so Küng. Auf „Werbetour“ im Ausland gehe er aber nicht, sagt Küng. In der Regel würden sich die ausländischen Priester selbst melden oder sie werden von ihren Bischöfen geschickt.

Pfarrer Daniel Kostrzycki Neumarkt an der Ybbs

ORF

Pfarrer Daniel Kostrzycki aus Polen kam vor zehn Jahren nach Österreich

Ein Beispiel ist der Pfarrer von Neumarkt an der Ybbs (Bezirk Melk), Daniel Kostrzycki. Der gebürtige Pole kam vor zehn Jahren nach Österreich und hat mittlerweile in der Kirche quasi bereits Karriere gemacht: Als Dechant ist er für zwölf Pfarren zuständig. „Ich war immer schon weltinteressiert und habe vor zehn Jahren von einem Kollegen erfahren, dass es in Österreich zu wenige Priester gibt. Ich wollte immer Priester sein - wo war mir aber nicht so wichtig“, so Kostrzycki.

In Pottenbrunn (Bezirk St. Pölten) ist Pfarrer Sabinus Iweadighi aus Nigeria tätig. Der 49-Jährige kam vor 21 Jahren nach Österreich, er wurde gemeinsam mit einem Kollegen von seinem Bischof nach Österreich geschickt, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen. „Nur die Kälte hat uns damals zu schaffen gemacht“, erzählt Pfarrer Sabinus im Gespräch mit noe.ORF.at - mehr dazu in Pfarrer aus Nigeria: „Es war ein Kulturschock“.

Ausländische Priester stellen Pfarrbetrieb sicher

Die Priester aus dem Ausland seien wichtig, um den Pfarrbetrieb sicherzustellen, sagt Diözesanbischof Klaus Küng. „Es ist vielleicht ein hartes Wort, aber jedes Volk hat die Priester, die es verdient. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Seelsorge und der Zahl der Berufungen.“ Dass viele Priester aus dem Ausland kommen, sei laut Küng aber nicht nur ein Mittel, um auszugleichen, dass sich in Österreich zu wenige Männer für den Priesterberuf entscheiden. Es sei, so formuliert es der Diözesanbischof, auch ein Zeichen einer weltoffenen Kirche.

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