„Ich seh Ich seh“ großer Gewinner beim Filmpreis

Der Horrorfilm „Ich seh Ich seh“ ist der große Gewinner der Verleihung der Österreichischen Filmpreise. Der Film konnte bei der Gala in Grafenegg (Bezirk Krems) am Mittwochabend fünf von sechs Nominierungen in Preise ummünzen.

Sechsmal war der Horrorfilm „Ich seh Ich seh“ für den Filmpreis nominiert, und er wurde seiner Favoritenrolle gerecht - mehr dazu in Filmpreise werden in Grafenegg verliehen. Unter anderem in den beiden Hauptkategorien „Bester Spielfilm“ und „Beste Regie“ konnte der Film, den Ulrich Seidl produzierte, gewinnen. Einzig in der Drehbuchsparte war das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala dem Filmemacher Christian Frosch unterlegen, der für seinen Film „Von Jetzt an kein Zurück“ über deutsche Heimskandale ausgezeichnet wurde.

Darstellerpreise für Beimpold und Krisch

Bei den Schauspielern konnte Johannes Krisch als Jack Unterweger im dreifach gekürten „Jack“ die Trophäe des besten Hauptdarstellers mit nach Hause nehmen und grüßte aus gegebenem Anlass ironisch die „verehrten Neider“. Bei den Damen zeigte sich Ulrike Beimpold als mit Gott kommunizierende Supermarktkassierin in „Superwelt“ unschlagbar und überwältigt. In ihrer Dankesrede zitierte sie ihre Großmutter: „Weile braucht das gute Ding. Und jetzt habe ich es, das gute Ding.“

In der heuer erstmals bedachten Sparte der Nebendarsteller konnten Gerti Drassl („Ma Folie“) und Christopher Schärf („Einer von uns“) die von VALIE EXPORT gestaltete Statuette entgegennehmen. Überraschend erfolglos blieben hingegen der fünffach nominierte Brenner-Film „Das ewige Leben“ sowie die vierfach bedachte Literaturverfilmung „Gruber geht“. Zumindest zwei Preise räumte Michael Sturmingers „Casanova Variations“ ab (Schnitt und Kostümbild). Vor einem möglichen Oscar-Gewinn konnte Patrick Vollrath aus Deutschland, Absolvent der Wiener Filmakademie, mit „Alles wird gut“ noch in der Sparte Kurzfilm beim Österreichischen Filmpreis triumphieren.

Flüchtlingsthematik war präsent bei der Gala

Zum besten Dokumentarfilm wurde „Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann gekürt, der mit einer emotionalen Dankesrede die aktuelle Flüchtlingspolitik anklagte. Auch Schauspielerin Hilde Dalik, die gemeinsam mit jugendlichen Flüchtlingen eine Theatergruppe initiiert hat, die mit einer Tanzeinlage begeisterte, stellte klar: „Die Zeit der Unschuld ist vorbei.“

Landeshauptmann Erwin Pröll sprach von einer Herausforderung, „die eigene Kultur spüren zu können“. Nur so könne man tiefe Wurzeln in seinem Leben haben. „Jemand, der tiefe Wurzeln in seinem Leben hat, der hat auch die Chance entsprechend selbstbewusst durch die Welt zu gehen. Und jemand, der selbstbewusst in seiner Kultur ruhend durch die Welt geht, der kann auch weltoffen nach vorne gehen und die Hände öffnen für andere Kulturen“, so Pröll.

Preisträger Filmpreis

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44 Nominierungen, 15 Kategorien und 13 Auszeichnungen gab es für vom ORF kofinanzierte Kinofilme. Bei der Verleihung des Österreichischen Filmpreises am Mittwochabend versammelte sich ein Großteil der österreichischen Filmbranche, um in 16 Kategorien österreichische Kinoproduktionen zu würdigen. Im Rahmen der festlichen Gala kürten etwa Jessica Hausner, Philipp Hochmair, Christiane Hörbiger oder David Schalko die Preisträger. In 13 Kategorien gewannen österreichische Kinoproduktionen, an denen der ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens maßgeblich beteiligt war. ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner zeigt sich beeindruckt, „mit welcher Selbstverständlichkeit der ‚Österreichische Filmpreis‘ nach sechs Jahren seinen Weg in das österreichische Kulturleben gefunden hat. Am schönsten aber ist, dass es sich hier um eine wichtige Wertschätzung kreativer Menschen handelt.“

Der Österreichische Filmpreis 2016 – Die Gewinner im Überblick

  • Bester Spielfilm: „Ich seh Ich seh“ (Produzent: Ulrich Seidl, Regie: Veronika Franz, Severin Fiala)
  • Bester Dokumentarfilm: „Lampedusa im Winter“ (Regie und Produzent: Jakob Brossmann)
  • Bester Kurzfilm: „Alles wird gut“ (Regie: Patrick Vollrath)
  • Beste Regie: Veronika Franz, Severin Fiala („Ich seh Ich seh“)
  • Bestes Drehbuch: Christian Frosch („Von jetzt an kein zurück“)
  • Beste weibliche Hauptrolle: Ulrike Beimpold („Superwelt“)
  • Beste männliche Hauptrolle: Johannes Krisch („Jack“)
  • Beste weibliche Nebenrolle: Gerti Drassl („Ma Folie“)
  • Beste männliche Nebenrolle: Christopher Schärf („Einer von uns“)
  • Beste Kamera: Martin Gschlacht („Ich seh Ich seh“)
  • Bestes Kostümbild: Renate Martin, Andreas Donhauser („Casanova Variations“)
  • Beste Maske: Roman Braunhofer, Martha Ruess („Ich seh Ich seh“)
  • Beste Musik: Oliver Welter, Herwig Zamernik („Jack“)
  • Bester Schnitt: Evi Romen („Casanova Variations“)
  • Bestes Szenenbild: Johannes Salat, Hubert Klausner („Ich seh Ich seh“)
  • Beste Tongestaltung: William Edouard Franck, Veronika Hlawatsch, Bernhard Maisch („Jack“)