ATX-Rauswurf: Flughafen sieht Marktmissbrauch

Vor kurzem wurde bekannt, dass der Flughafen Schwechat aus dem Börsenindex ATX herausfällt. Der Flughafen vermutet dahinter Marktmissbrauch und will das von der Finanzmarktaufsicht FMA untersuchen lassen.

„Wir werden das am Montag offiziell der FMA melden, das ist ein untersuchungswürdiger Vorgang“, sagte ein Flughafen-Sprecher am Freitag im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA). Erst vor zwei Tagen war bekannt geworden, dass der Flughafen aus dem Index der 20 wichtigsten börsennotierten Firmen Österreichs (ATX) herausfällt - mehr dazu in Flughafen fällt aus dem Börsenindex ATX.

„Wir sind nicht wehleidig, wir wären sowieso in sechs Monaten aus dem ATX rausgeflogen, aber die Art und Weise, wie das jetzt passiert ist, gefällt uns nicht“, so der Sprecher weiter. Die Schuld, dass es zum Marktmissbrauch kommen konnte, gibt er ATX-Bestimmungen. Diese hätten den Missbrauch erst ermöglicht. Über die geplante Meldung hat heute auch die Tageszeitung „Österreich“ berichtet.

Flugfeld am Flughafen Schwechat, Gebäude Check-In 3

APA/Fohringer

In letzter Sekunde

Zum Hintergrund: Halbjährlich wird die Zusammensetzung des ATX überprüft, mit dem Ziel, die größten und umsatzstärksten Aktien in den Index zu bekommen. So geschehen auch Ende Februar. Am vergangenen Mittwoch nach Börseschluss hat dann das ATX-Komitee der Wiener Börse beschlossen, dass die Flughafen Wien-Aktie ab 21. März durch jene des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S ersetzt wird.

Ausschlaggebend für die Mitgliedschaft im ATX ist neben dem Handelsvolumen und Streubesitzfaktor auch die Marktkapitalisierung eines börsenotierten Unternehmens. Erst wenn ein Unternehmen bei der Marktkapitalisierung unter den 25 größten ist, kann es in den ATX aufgenommen werden, erläuterte der Sprecher. Und AT&S sei dies erst in der Schlussauktion Ende Februar quasi in letzter Sekunde gelungen.

Der Platzverbesserung vorangegangen sei allerdings eine ungewöhnlich Kursbewegung bei der Palfinger-Aktie. In der Schlussauktion sei es nämlich jemanden gelungen, den Kurs der Palfinger-Aktie durch eine Bestens-Order um sieben Prozent zu drücken, was sich dementsprechend auch auf ihren Börsenwert ausgewirkt hat. Am nächsten Tag habe sie aber wieder am ursprünglichen Kursniveau eröffnet. Das habe bewirkt, dass AT&S bei der Marktkapitalisierung - nur an diesem Stichtag - vom 26. auf den 25. Platz vorgerückt sei, und ihr damit die ATX-Teilnahme ermöglicht habe.

Börse Chart Grafik Kurse Fallen

APA / DPA / Frank Rumpenhorst

Sprecher: „Investoren sind einigermaßen erstaunt“

Ein Blick auf die Kursentwicklung der Palfinger-Aktie auf der Wiener Börse-Homepage zeigt: Am 29. Februar sackte der Kurs des Kranherstellers von über 24 auf 22,71 Euro ab, begleitet von einem überdurchschnittlich hohen Handelsvolumen. Am nächsten Tag eröffnete die Aktie allerdings wieder am ursprünglichen Niveau von über 24 Euro. Das Problem bei den ATX-Regularien liegt laut dem Sprecher darin, dass für die Berechnung des Handelsvolumens eine Durchschnittsbetrachtung vorgesehen sei, für die Marktkapitalisierung jedoch eine Stichtagsbewertung. „Ein einziger Tick kann entscheiden“.

„Wir wollen mit der Untersuchung nicht bewirken, dass die Flughafen-Aktien wieder hineinkommt“, so der Sprecher weiter. Aufgrund des geringen Streubesitzes und der gefallenen Handelsumsätze sei sie ein Ausstiegskandidat gewesen. Den ausländischen Flughafen-Aktionären habe man bisher aber immer vermittelt, dass das Ausscheiden wohl erst im September geschehen werde und man im März noch drin bleibe. „Die Investoren sind jetzt einigermaßen erstaunt“, so der Sprecher.

„Das ist ganz klar Marktmanipulation“

Die Wiener Börse habe auf Nachfrage erklärt, dass sie keine Manipulationen erkennen könne, meinte der Sprecher. Dies sei seltsam, weil selbst Palfinger diese Kursbewegungen für ungewöhnlich halte und so etwas noch nie gesehen hätte. „Das ist ganz klar Marktmanipulation.“ Wie der Sprecher weiter ausführte, sei diese Vorgangsweise sogar schon im Vorfeld von einem Börsenjournalisten angekündigt worden, nämlich, dass AT&S durch Wertpapierorder in den ATX gebracht werden solle. „Wir wollen eine Änderung der Indexbestimmungen erreichen“, so der Sprecher weiter. So sollte in Zukunft auch für die Berechnung der Marktkapitalisierung nicht ein einziger Schlusskurs ausschlaggebend sein, sondern der durchschnittliche Kurs in einem bestimmten Zeitraum.

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