Integration: Auf der Suche nach Antworten

Die Flüchtlingsbewegungen nach Europa beschäftigt viele Menschen. Eine Veranstaltung des Bildungs- und Heimatwerkes Niederösterreich in Michelhausen (Bezirk Tulln) versuchte Antworten auf zahlreiche Fragen zu geben.

Im Gemeindeamt in Michelhausen herrschte am Samstagvormittag großer Andrang. Viele Bewohner jener Gemeinden, die selbst Flüchtlinge untergebracht haben, wollten zum Thema „Flucht- und Integration“ Antworten bekommen. Dass man in jedem Fall helfen müsse, davon ist man seitens des Landes Niederösterreich überzeugt. „Es gibt eine Verantwortung für jene Menschen, die in unser Land gekommen sind, mit ihnen menschenwürdig und auf Augenhöhe und wertschätzend umzugehen“, sagte Sozial- und Familienlandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP).

Hahn: „Europa muss allwettertauglich werden“

Viele Mitgliedsländer hätten durchaus Verständnis für die österreichische Maßnahme, die Grenzen enger zu ziehen, sagte EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn. Nun gehe es darum, die Außengrenzen Europas wirksam zu sichern. „Ich kann mich nur innerhalb Europas frei bewegen, wenn sichergestellt ist, dass die Außengrenzen entsprechend geschützt werden. Hier geht es - jedenfalls aus meiner Warte - nicht darum, dass wir eine Festung Europa bauen, sondern ich würde sagen, Europa muss allwettertauglich werden.“

Christian Konrad und Johannes Hahn

ORF

Christian Konrad (l.) und Johannes Hahn (r.)

Im Vorjahr habe man österreichweit 85.000 Menschen untergebracht, so Christian Konrad, der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, zwischenzeitlich seien 2016 bereits 11.000 Asylanträge gestellt worden. Derzeit habe man für 3.500 Menschen Notquartiere gefunden. „Wir haben in Wien und in anderen Orten größere Einheiten schaffen müssen, damit wir alle unterbringen. Das möchte ich auflösen, weil wir gesehen haben, dass es überall dort, wo mehrere hundert Menschen zusammenwohnen, Spannungen gibt.“

Gemeinden setzen auf gezielte Aktivitäten

Mit gezielten Aktivitäten in den Gemeinden müsse man gegensteuern. „Wesentlich ist, dass die Menschen nicht herumsitzen und nichts zu tun haben, denn das verursacht entweder Aggressivität oder Depressivität“, so Peter Eisenschenk (ÖVP), Bürgermeister von Tulln, daher versuche man, Beschäftigungsprogramme zu entwickeln. Bürgermeister, deren Gemeinden sehr engagiert sind, kritisieren jene Gemeinden, die sich in der Flüchtlingshilfe ganz ausklammern: „Wenn ich mir unseren Bezirk so anschaue, dann stelle ich fest, dass circa 50 Prozent der Gemeinden noch keinen einzigen Flüchtling untergebracht haben“, sagt Richard Hemmer (SPÖ), Bürgermeister von Bruck an der Leitha.

Die Gemeinde Michelhausen brachte 38 junge Männer unter, kleine Wohneinheiten für Familien gibt es hier schlichtweg aber nicht. „Wenn ich die nicht habe, und dann auch noch von der Gemeinde zu verlangen, dass wir das bauen, das ist Überforderung“, sagte Rudolf Friewald (ÖVP), Bürgermeister von Michelhausen. Damit das nicht passiere, sei ein Miteinander nötig. Die Herausforderung werde Europa und auch Österreich aber noch lange beschäftigen, darüber waren sich die Experten bei der Diskussionsveranstaltung einig.

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