Jazz Gitti wird 70 - aber auf keinen Fall alt

Martha Butbul alias Jazz Gitti feiert am Freitag ihren 70. Geburtstag. Die vielseitige Entertainerin, die in Leobendorf (Bezirk Korneuburg) lebt, ist aktiv, authentisch und selbstbewusst wie eh und je.

Die Teilnahme bei der ORF-Unterhaltungsshow „Dancing Stars“ wurde von vielen belächelt, von einigen vehement kritisiert und von der Masse bejubelt. Anders ließe es sich nicht erklären, dass sie sich bis kurz vor dem Semifinale durchtanzte und für jede Menge Unterhaltung sorgte.

Von Jurymitglied Balazs Ekker heftig kritisiert, wurde sie vom Publikum umso mehr unterstützt, was ihr viel bedeutete. „Jetzt werdet ihr zwar keinen Spaß mehr haben, dafür seht ihr was G’scheites beim Tanzen“, war ihre Reaktion auf ihren Rauswurf.

Gittie

© ART FOTOS KARL SCHROTTER

Jazz Gitti: „A Wunda“, „Hoppala“, „Nimms leicht“ und „Es geht immer bergauf“

Jazz Gitti wurde am 13. Mai 1946 als Martha Bohdal in Wien geboren und gewann bereits mit 16 Jahren einen Jugendwettbewerb mit dem Lied „Lulila“. Ein Album war in Planung, allerdings kam ein Verwandtenbesuch in Israel und die Liebe dazwischen. Die Sängerin heiratete und lebte bis 1971 in Haifa, wo sie 1965 auch ihre Tochter Shlomit zur Welt brachte.

Nach der Rückkehr nach Österreich arbeitete sie zunächst als Kellnerin in einem Jazz-Club, bevor sie selbst als Gastronomin tätig wurde und 1973 das „Cafe Zuckerl“ gründete. Zwei Jahre später sollte der erste Wiener Jazz-Heurige folgen, dem sie auch ihren damaligen Spitz- und heutigen Künstlernamen zu verdanken hat.

14 Alben, Gold, Platin und den „World Music Award“

Erste musikalische Schritte in der heimischen Konzertlandschaft unternahm sie Anfang der 1980er Jahre mit den österreichischen Bühnen-Berserkern von Drahdiwaberl, mit ihrer eigenen Band „Jazz Gitti & her Discokillers“ tourte sie in den darauffolgenden Jahren mit einer Mischung aus Jazz-und Blues-Standards sowie Schlager-Songs durch Österreich und Deutschland.

1990 folgte schließlich das „Wunda“ und der Durchbruch, für 190.000 verkaufte Exemplare der Hitsingle „Kränk di net“ erhielt sie u.a. 1991 einen „World Music Award“. Bis heute veröffentlichte sie insgesamt 14 Studioalben, die teils Gold- und Platin-Status erlangten. Obwohl die Musik das fixe Standbein der stattlichen Sängerin ist, wagte Jazz Gitti immer wieder auch kleinere Ausflüge ins Theaterfach, trat in Musicals auf und war Anfang der 1990er Jahre Teil des ORF-Satireformats „Tohuwabohu“. Ebenfalls Fernsehauftritte bescherten ihr eine Rolle im „Kaisermühlen Blues“ oder das Ratequiz „Was gibt es Neues“.

Zehnte Staffel von ORF Dancing Stars

APA/ORF/Günther Pichlkostner

Jazz Gitti (2.v.r.) in der zehnten Staffel der ORF-„Dancing Stars“

Aus ihrem Herzen hat die in Leobendorf lebende extrovertierten Künstlerin nie eine Mördergrube gemacht. So unübersehbar sie in ihrer Körperfülle war, so direkt war ihr Ton - auf der Bühne und in Interviews. Offen erzählte sie kürzlich auf Radio Niederösterreich von Knieoperationen, einer Nervenwurzelentzündung, einer Hüftoperation und Diabetes - was dazu geführt habe, dass sie ihre Lebensweise radikal umgestellt und von 120 auf 75 Kilogramm abgespeckt hat. Dass am Ende nicht wie angedroht der Rollator, sondern das Tanzparkett wartete, ist einer ihrer persönlichen Triumphe.

Jazz Gitti: „Gib net auf!“

Ihrem 2014 erschienenen zweiten, autobiografischen Buch „Ich hab gelebt“ fügte sie in ihrem Leben längst neue, überraschende Kapitel hinzu. Programmatisch ist ihr jüngster Albumtitel: „Gib net auf!“ Den Titel ihres ersten Albums trägt eine Dokumentation, in der „Einblicke in ihr abwechslungsreiches Leben voller Höhen und Tiefen“ gegeben werden, und die ORF eins am Abend ihres Geburtstages um 23.35 Uhr ausstrahlt: „Jazz Gitti - ‚A Wunda‘ ist 70“.

Privat hofft sie zwar auf kein Wunder, sondern auf eine neue Liebe. Doch noch habe sich kein diesbezüglicher Anwärter in ihre Nähe gewagt, erzählte sie kürzlich der Tageszeitung „Österreich": „Die haben alle Angst vor mir. Und das, obwohl ich ja eigentlich eine Nette bin. Ich bin ein bisschen goschert, aber wenn ich verliebt bin, kann ich auch schweigen. Zumindest kurz.“

Links: