Zecken heuer besonders aktiv

Der vergangene Winter war der zweitwärmste seit Beginn der Messungen, das haben auch Zecken genossen. Nun warnen Experten, dass Zecken besonders aktiv sind, was das Risiko einer FSME- und einer Borreliose-Infektion erhöht.

Zecken fallen nicht von Bäumen, sie sitzen in Gräsern und Büschen und warten dort auf einen passenden Wirten. Je natürlicher die Umgebung, desto wohler fühlen sie sich. Wie viele dieser Tiere in der Natur vorkommen, ist für Experten schwierig zu sagen. Fest steht, dass Zecken, die mehrere Jahre überleben können, heuer besonders früh begonnen haben, ihre Opfer zu stechen.

„Wenn ein milder Winter ist, wenn die Temperaturen über fünf bis sieben Grad steigen, werden Zecken aktiv. Das heißt nicht, dass mehr Zecken vorhanden sind, es sind einfach nur mehr Zecken aktiv“, sagt Georg Duscher, Parasitologe und Biologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Jedes Jahr untersucht er die Tiere in der Natur und analysiert ihre Erreger. Außerordentlich früh, bereits im Jänner und Februar konnten die Forscher heuer die Zeckenaktivität beobachten.

Zecke auf Handrücken

APA/NOVARTIS VACCINES

Schutz vor FSME, nicht aber vor Borreliose

Tödlich enden kann ein Zeckenstich dann, wenn FSME übertragen wird. Fünf Erkrankungsfälle wurden im vergangenen Jahr etwa in Niederösterreich gemeldet, österreichweit waren es 64. Schutz vor der FSME-Erkrankung bietet die Impfung. Gegen Borreliose gibt es diesen Schutz aber nicht.

„Die meisten Borrelieninfektionen verlaufen ohne dass man Symptome entwickelt, 50 Prozent der Infektionen sind subklinisch, also ohne wesentliche Symptome. Ein sehr sicheres Zeichen ist an der Einstichstelle eine Wanderröte, also eine konzentrische Rötung, die langsam nach außen wandert“, sagt Stefan Oberndorfer, Abteilungsleiter der Neurologie im Universitätsklinikum St. Pölten.

Borreliose: Diagnostik kann komplex sein

Unbehandelt kann die Infektion auch nach Monaten zu sehr unterschiedlichen Symptomen führen, unter anderem auch zu einer Erkrankung des Nervensystems. Wenn etwa die Wanderröte, die bereits kurz nach dem Zeckenstich auftritt, nicht bemerkt wird, können Patienten nach Wochen oder Monaten unspezifische Symptome entwickeln, die auch im Rahmen vieler anderer Erkrankungen vorkommen können.

Wanderröte

ORF

Typisches Anzeichen für eine Borrelieninfektion: Die Wanderröte

Oberndorfer vergleicht die Diagnostik dann mit „Puzzleteilen“, die nach einigen Laboruntersuchungen in Summe die Infektionskrankheit bestätigen können. Von welchen Faktoren es letztlich abhängt, ob man nach einer Borrelieninfektion in Folge eines Zeckenstichs schwer erkrankt oder nahezu symptomfrei bleibt, sei derzeit noch unklar, so Oberndorfer. Es dürfte von „sehr individuellen Faktoren des Immunsystems abhängen, die wir bis dato noch nicht bestimmen konnten“, so der Mediziner.

Bis zu 40 Prozent der Zecken sind infiziert

30 bis 40 Prozent der Zecken in Österreich sind laut dem Mediziner infiziert. Dennoch liege die Wahrscheinlichkeit einer Infektion für den Menschen nur im einstelligen Prozentbereich, weil „man die Zecken meistens doch entdeckt und sie rasch entfernt und je früher man sie entfernt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man gesund davon kommt. Und das zweite ist, selbst wenn man von einem infizierten Zecken gebissen wird, ist es nicht immer so, dass man den Darminhalt des Zecken durch das Saugen in den Körper bekommt“.

Zecke auf Blatt

dpa/Patrick Pleul

Richtiges und rasches Entfernen entscheidend

Das Wichtigste ist die ständige Kontrolle nach Aufenthalten im Freien und die rasche und richtige Entfernung mit Zeckenlasso, Zeckenzange oder Zeckenhaken, wie die Experten empfehlen. Das Tier sollte dabei ganz bleiben, rät der Parasitologe. „Die Gefahr beim Rausnehmen ist nicht, dass man was reinpresst, sondern, dass man sie eröffnet und dadurch Bakterien freisetzt, die in die Wunde gelangen und es so zu einer Infektion kommen kann.“

Er rät dringend davon ab, die Zecke beim Entfernen mit Öl, Klebstoff oder sonstigen Flüssigkeiten zu beträufeln. Die Zecke atmet pro Stunde nur ein bis zwei Mal. Es würde also lange dauern, ehe sie dadurch erstickt. Und immerhin sei die Saugdauer der Zecke entscheidend für die Übertragung von Borrelien, sagt Duscher. „Mittlerweile geht man davon aus, dass es 12 Stunden dauert, bis sich die Borrelien so umgewandelt haben, dass sie von der Zecke übertragen werden können. Je rascher man die Zecke entfernt, desto besser ist es.“

Verbreitungsgebiet der Zecken

In knapp 30 europäischen Ländern sind FSME-Regionen bekannt. Welche Gebiete in Österreich verstärkt betroffen sind, sehen Sie hier.

FSME-Viren in allen Bundesländern

Schutz gibt es übrigens auch in den Bergen heutzutage nicht mehr. Durch den Klimawandel lauern die Zecken bereits auch in Höhen über 1.500 Metern. Österreich gehört zu den am stärksten von Zecken betroffenen Gebieten Europas. In allen Bundesländern kommen etwa mit FSME-Viren belastete Zecken vor und es werden jährlich Krankheitsfälle aus allen Bundesländern gemeldet.

Anna Wohlmuth, noe.ORF.at