Drei Schlepper verurteilt

Drei Schlepper, die 500 Menschen illegal von Ungarn nach Österreich gebracht hatten, sind im Landesgericht Korneuburg verurteilt worden: zwei Beschuldigte zu zwei Jahren Haft, der dritte Beschuldigte zu 18 Monaten.

Die Urteile sind am Mittwoch im Landesgericht Korneuburg kurz vor 12.00 Uhr gefällt worden. Die Rumänen waren laut Anklage die führenden Mitglieder einer kriminellen Vereinigung, die im Sommer des vergangenen Jahres fast 500 Flüchtlinge illegal über die Grenze gebracht haben soll - mehr dazu in Prozess: 500 Menschen geschleppt (noe.ORF.at; 1.6.2015).

Bandenchefin war ein 46-jährige Frau

Die Rollen unter den drei Beschuldigten waren klar verteilt: Der Kopf der Bande und laut dem Richter auch die Finanzchefin der Organisation, war eine 46-jährige Frau. Ihr Bruder war mit einem Kleinbus unterwegs, der dritte Beschuldigte hat die Flüchtlinge mit seinem privaten Auto von Ungarn nach Österreich gebracht.

In Summe sollen es vierzig Fahrten gewesen sein, bei denen die Beschuldigten laut Staatsanwaltschaft fast fünfhundert Flüchtlinge illegal über die Grenze gebracht und dabei zweihundertfünzigtausend Euro verdient haben. Nachdem unter den Beschuldigten zunächst darüber gestritten worden war, wer wie viele Flüchtlinge transportiert hat, waren am Ende alle geständig. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.

Schlepper verlangten 500 Euro pro Person

Beim Prozess am Mittwoch wurde als erstes die Frau einvernommen. Sie hatte aus Geldnot beschlossen, sich an dem im vergangenen Sommer „durch Europa ziehenden Flüchtlingsstrom zu bereichern“, räumte sie auf die entsprechende Frage von Richter Manfred Hohenecker ein, spielte dann aber ebenfalls das Ausmaß herunter. Hauptorganisator sei ein Syrer gewesen. Ihre Aufgabe war es u.a., Nachrichten weiterzuleiten, sagte sie. Im Juli und August 2015 verdiente sie damit 15.000 Euro - „ein stattliches Einkommen“, so Hohenecker.

Sie selbst habe kein Geld kassiert, beteuerte die Frau - im Gegensatz zum Vorverfahren - heute. Für die Fahrten seien zunächst drei Pkw verwendet und dann extra ein Bus angekauft worden, hielt der Richter ihr vor, als sie lediglich zehn Touren zugab, während es laut dem Vorsitzenden an die 40 waren. 500 Euro pro Person für eine 490-Kilometer-Strecke sei ein stolzer Preis für jene Menschen in Notlage, die insgesamt wohl 15.000 Euro für die „Reise“ nach Europa hinblätterten, sagte Hohenecker.

Der Drittangeklagte gab die Schleusungen als einziger unumwunden zu. Er hatte mit seinem BMW bei 40 Fahrten jeweils vier Passagiere nach Österreich gebracht. Die Zahl der Bustouren könne er nicht schätzen. Sein Entgelt betrug 500 Euro pro Tag, aber die Hälfte davon habe er für Treibstoff und Unterkunft ausgegeben. Dieses umfassende Geständnis wirkte sich ebenso mildernd auf die Strafbemessung aus wie die Tatsache, dass der Drittangeklagte nur als Fahrer tätig gewesen war. Auch wenn die Schleppungen relativ organisiert - und nicht unter menschenunwürdigen Umständen - vonstattengingen, so bleibe die hohe Zahl an Geschleppten. Das Trio - seit März in U-Haft - habe sich an den Flüchtlingen bereichert, so Hohenecker.