Anti-Gewaltberatungen für Männer

Jeden Tag werden in Niederösterreich durchschnittlich drei bis vier Männer wegen Gewalttaten von ihren Familien weggewiesen. Die Männerberatung der Caritas der Diözese St. Pölten bietet nun ein Anti-Gewalt-Programm an.

Jede vierte Frau im Alter zwischen 16 und 85 Jahren ist von Gewalt in der Partnerschaft betroffen, sagt Maria Reichartzeder vom Frauenhaus Amstetten, auch wenn das die Männer oft nicht erkennen. „Ich werde nicht vergessen, dass einmal ein Mann bei uns angerufen hat und gefragt hat, ja warum ist denn meine Frau davongelaufen. Und die Frau ist blau geschlagen gewesen, als sie zu uns gekommen ist.“ Das könne man laut Reichartzeder so weit ignorieren, dass man nicht einmal diese körperlichen Anzeichen wahrnimmt.

Täter suchen Schuld bei den Opfern

Oft ist es eine Taktik der Täter, die Schuld bei den Opfern zu suchen, sagt Marlies Leitner vom Gewaltschutzzentntrum Niederösterreich. „Wir wissen aufgrund der Unterstüztung der Gewaltopfer, dass die betroffenen Frauen oftmals mit ausgeprägten Täterstrategien konfrontiert sind, die von verharmlosen und verleugnen der Taten bis hin zu Schuldzuweisungen reichen“, so Leitner.

Eine Wegweisung sei ein wichtiger Schutzmechanismus für die Opfer. Die Täter sind mit dieser Situation oftmals überfordert, sagt Friedrich Schuhböck, der Direktor der Caritas St. Pölten. „In dieser für sie außergewöhnlichen Lage, stehen sie vor der Herausforderung, das Leben plötzlich außerhalb des bisherigen Wohnungsverbandes meistern zu müssen. Meist von einer Stunde auf die andere. Damit steht auch die Gefahr von Kurzschlusshandlungen im Raum“, sagt Schuhböck. Genau hier setzt das Gewaltschutzprogramm der Caritas-Männerberatung an, erklärt Matthias Geitzenauer.

Männer übertragen Inhalte auf eigenes Leben

Es wird nicht nur über die Entstehung und Dynamik von Gewalt gesprochen, sondern auch ein persönlicher Bezug zum eigenen Leben hergestellt. „Das heißt, die Männer nehmen nicht nur die Inhalte aus dem Programm wahr und hören, was alles theoretisch zu beachten wäre. Sie übertragen diese Inhalte auf ihr eigenes Erleben. Und wir arbeiten daran, zu schauen, was sind ihre eigenen Anteile an der Gewaltdynamik“, sagt Geitzenauer von der Männerberatung.

Bei der Polizei ist man froh über das Angebot, sagt Andreas Bandion von der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Um den Opferschutz zu verbessern, werden die Gewaltopfer über Beginn, Ende oder Abbruch des Programms durch ihre Partner informiert. Für 20 Männer gibt es 20 geförderte Einzelsitzungen. Das Innenministerium fordert das Projekt. Die Männerberatung hofft, das Angebot künftig aufstocken zu können.

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