Purkersdorf: Keine Kassenärztin für Kinder

Nicht nur in entlegenen Regionen wird es schwieriger, Planstellen für Kassenärzte zu besetzen, sondern auch im Wiener Umland. In Purkersdorf (Bezirk Wien-Umgebung) findet sich keine Kinderärztin für eine Planstelle der Krankenkasse.

Die Planstelle ist ausgeschrieben, doch eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger sind nicht in Sicht. Die jetzige Purkersdorfer Kinderärztin Christa Levin-Leitner hat pro Tag bis zu hundert Kinder in den letzten Jahren untersucht und behandelt. Jetzt, mit 62, will sie aber zurückstecken, und behandelt daher ab Oktober die große Gruppe der Gebietskrankenkassenversicherten nur mehr als Wahlärztin.

Das bedeutet konkret, dass die Familien für eine ärztliche Betreuung der Kinder zunächst zahlen müssen und dann einen Teil des Geldes von der Krankenkassa zurückbekommen. „Einige Familien haben sich gemeldet und haben gesagt, ah, jetzt kann ich wieder zu Ihnen kommen, viele haben aber gesagt, ich habe zwei oder drei Kinder, da kann ich mir den Besuch bei Ihnen nicht mehr leisten und nur in Notfällen können wir das Geld zusammenbringen, um Sie aufzusuchen“, erzählte Kinderärztin Levin-Leitner über die Reaktionen ihrer bisherigen Patienten.

Trotz langer Suche findet sich keine Nachfolgerin

Es hat sich trotz monatelanger Vorankündigung und Suche nach einem Kassen-Nachfolger sowohl durch sie persönlich als auch durch die Stadtgemeinde Purkersdorf bisher kein Nachfolger gefunden. „Ich habe auch drei Vertretungsärztinnen, denen ich angeboten habe, das zu übernehmen - ihre Antwort lautete: Nein, das tun wir uns nicht an“. Kritisiert wird von ihnen einerseits der hohe bürokratische Aufwand und anderersseits das Honorar. „Für die normale Ordination bekommt man acht Euro, dafür macht man eine normale Untersuchung und bespricht eventuelle Therapien“, erklärte Levin-Leitner.

Es wird auch sowohl westlich und südwestlich von Wien immer schwieriger, Kassenplanstellen mit Kinderärzten zu besetzen. „Der nächste Kassenarzt für Kinder ist einerseits in St. Pölten, andererseits in Tulln, wohin es keine öffentliche Verbindung gibt, und dann gibt es noch einen in Perchtoldsdorf“, sagte Levin-Leitner.

Moser: „Entlohnungsystem für Kassenärzte ändern“

Diese Probleme mit der Bestellung von Kassenstellen merkt man auch zunehmend. „Also, wenn es schon im Umfeld von Wien, nahe der Ballungsräume, im so genannten Speckgürtel, Probleme gibt, dann ist das natürlich im oberen Waldviertel, im Weinviertel oder Mostviertel umso schwieriger“, stellte Karl Moser, Vizepräsident des Niederösterreichischen Gemeindebundes fest.

Er fordert deshalb realistischere Honorarpositionen in den kassenärztlichen Verträgen - statt Untersuchung, Diagnose und Therapievorschlag zum All-Inklusive-Preis von acht Euro. „Ich denke, dass es ganz wichtig ist, im Entlohnungssystem des Arztes eine Umstellung zu machen und da sind die Sozialversicherungsträger gefordert, das nicht nur anzudenken, sondern auch tatsächlich zu machen“. Er fordert auch die Entflechtung von ärztlicher Tätigkeit und sogenanntem Hausapothekenbetrieb: Es könne nicht sein, dass ein Landarzt zum wirtschaftlichen Überleben auf den Verkauf von Medikamenten angewiesen ist.

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