Menschenhandel: Opferzahl dürfte steigen

Nachdem der Polizei ein Schlag gegen einen internationalen Menschenhändlerring gelungen ist, dürfte die Zahl der Opfer weiter steigen. Die Ermittler vermuten, dass bis zu 300 Frauen zur Prostitution gezwungen worden sein könnten.

Seit knapp einem Jahr sind die Ermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich bereits auf der Spur der chinesischen Bande. Wie Montagvormittag bekannt wurde, soll diese vermutlich 150 Frauen aus China nach Österreich geschleust und hier zur Prostution gezwungen haben. Aus Ermittlerkreisen ist nun zu hören, dass die Zahl der Opfer vermutlich steigen wird. Von möglicherweise 200, vielleicht sogar 300 betroffenen Frauen ist die Rede.

Viele der Frauen seien mittlerweile untergetaucht und nicht auffindbar, heißt es von Seiten der Ermittler. Hintergrund dürfte sein, dass viele der Opfer mit gefälschten Pässen illegal nach Österreich gebracht wurden und deshalb Angst haben, demnächst wieder abgeschoben zu werden. Sechs Beschuldigte konnten laut Polizei bereits verhaftet werden. Ein Mann sei nach wie vor flüchtig, heißt es.

Auto, Schmuck und Geld sichergestellt

Polizei

Bei Hausdurchsuchungen konnten die Ermittler zahlreiches Falschgeld sowie Bargeld in der Höhe von 30.000 Euro sicherstellen

Frauen wurden mit Jobversprechen gelockt

Um die Frauen aus China nach Österreich zu bringen, dürfte die Vorgangsweise der kriminellen Vereinigung stets dieselbe gewesen sein. Zwei Beschuldigte, die sich in Österreich aufhielten, sollen intensiven Kontakt zu einer in China ansässigen kriminellen Vereinigung gehabt haben. Dort sollen die Frauen mit dem Versprechen nach Österreich gelockt worden sein, hier als Masseurin oder als Kindermädchen arbeiten zu können.

Nachdem die Frauen eingewilligt hatten, wurde ihnen laut Polizei gegen Bezahlung einer Summe von bis zu 10.000 Euro ein Visum besorgt. Außerdem wurden sie von einem Bandenmitglied bis zum Flughafen Wien-Schwechat gebracht. „Nachdem sie der Begleiter nach Wien gebracht hat, war der Mann mit den Dokumenten und dem Reisegepäck der Opfer plötzlich weg“, sagte Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion Niederösterreich gegenüber noe.ORF.at. Stattdessen habe ein weiteres Bandenmitglied die Frauen abgeholt und nach Wien mitgenommen, wo sie zur Prostitution gezwungen worden sein sollen.

Prostuierte waren in etlichen Bundesländern tätig

Dazu wurden die Opfer zunächst in zahlreiche Sexstudios nach Wien gebracht, die den zwei in Wien ansässigen Bandenmitgliedern und der Mutter einer der beiden Beschuldigten gehören sollen. Dort mussten die Frauen offenbar für einige Wochen und Monate als Prostituierte arbeiten, ehe sie auf Laufhauser in Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten aufgeteilt wurden.

Laut Baumschlager seien die Opfer „willenlos und verängstigt“ gewesen. „Diese Opfer wurden ständig von Angehörigen der kriminellen Organisation beobachtet, kontrolliert und auch bedroht. Es gibt auch Fälle, bei denen sie in Wohnungen eingeschlossen wurden“, so Baumschlager gegenüber noe.ORF.at. Außerdem soll den Frauen von der Bande sämtlicher Lohn abgenommen worden sein.

Auto, Schmuck und Geld sichergestellt

Polizei

Die Polizei fand bei den Hausdurchsuchungen eine Faustfeuerwaffe und Schmuck

Die sechs Beschuldigten wurden von der Polizei in die Justizanstalt Wien-Josefstadt gebracht. Darüber hinaus wurden laut den Kriminalisten 13 Hausdurchsuchungen durchgeführt, bei denen unter anderem eine Faustfeuerwaffe, gefälschte Ausweise und Falschgeld sichergestellt wurde. Ebenso soll Bargeld in der Höhe von 30.000 Euro gefunden worden sein.