Hofburg-Wahl: Puchenstuben war „anders“

Puchenstuben (Bezirk Scheibbs) ist bei der Bundespräsidenten-Wahl am Sonntag „anders“ gewesen. Österreichweit gelang es Norbert Hofer (FPÖ) nur in der kleinen Mostviertler Gemeinde, das Ergebnis zu „drehen“.

Stimmengewinne von Alexander van der Bellen und -verluste von Norbert Hofer war ein Trend, der sich in fast allen Gemeindeergebnissen der Bundespräsidentschaftswahl am 4. Dezember widerspiegelte. In bundesweit 280 Gemeinden hat sich sogar die Mehrheit zugunsten von Van der Bellen gedreht. Dieser Trend war auch in Niederösterreich sichtbar - mit einer Ausnahme: Puchenstuben.

Bei 300 Einwohnern „macht jede Stimme etwas aus“

Bürgermeisterin Petra Jani (SPÖ) führte dies am Montag auf eine geringere Wahlbeteiligung zurück. „Bei uns macht jede Stimme etwas aus.“ Damit, dass das nur etwas mehr als 300 Einwohner zählende Puchenstuben seit Jahren Flüchtlinge aufnimmt, habe das Ergebnis nichts zu tun, sagte die Ortschefin zur APA. Wäre dem so, hätte es schon bei der später annullierten Stichwahl mehr Hofer-Wähler gegeben. Aktuell sind 30 bis 35 Flüchtlinge in einer ehemaligen Pension in der Gemeinde beheimatet, so Jani. Das seien wegen eines Teilumbaus weniger als die üblichen 40 bis 45.

Wechselgemeinden

ORF

In 65 Gemeinden in Niederösterreich drehte sich die Mehrheit in Richtung Van der Bellen, nur in Puchenstuben wechselte die Mehrheit von Van der Bellen zu Hofer

Bei der Gemeinderatswahl 2015 hatte die Plattform SPÖ-LUP (Liste Unabhängiger Puchenstubner) 63,14 Prozent und neun der 13 Mandate erhalten. Auf die ÖVP waren 34,57 Prozent und vier Sitze entfallen, die FPÖ war mit 2,29 Prozent leer ausgegangen.

Was die Bundespräsidenten-Wahl angeht, hatte Hofer im ersten Durchgang bei damals sechs Kandidaten mit 40 Stimmen (27,03 Prozent) die Nase vorne. Alexander Van der Bellen war mit 29 Stimmen (19,59 Prozent) Dritter. Bei der später annullierten Stichwahl lautete das Ergebnis 51,02 : 48,98 Prozent oder - nach Stimmen - 75:72 für den von den Grünen unterstützten Bewerber. Am Sonntag hieß es nunmehr 53,47 : 46,53 Prozent bzw. 77:67 nach Stimmen für Hofer.

Wechselgemeinden

ORF

Van der Bellen konnte im zweiten Anlauf in deutlich mehr Gemeinden die Mehrheit für sich gewinnen als noch im Mai

Ganz im Trend lag hingegen die Stadtgemeinde Wieselburg (Bezirk Scheibbs): Hatte Hofer bei der annullierten Stichwahl im Mai noch 50,25 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen erhalten, konnte Van der Bellen beim zweiten Anlauf um vier Prozentpunkte auf 53,59 Prozent zulegen und das Ergebnis somit drehen. „Dieser deutliche Abstand ist glaube ich dadurch zu erklären, dass die Menschen doch Zeit von Mai bis Dezember hatten, um nachzudenken, ob diese Entscheidung, die sie im Mai getroffen haben, tatsächlich die richtige gewesen ist“, sagte Bürgermeister Günther Leichtfried (SPÖ).

Bürgermeister-Zuspruch als Einflussfaktor

Noch deutlicher fiel das Plus für Van der Bellen in Melk mit fünf Prozentpunkten aus. Bei der annullierten Stichwahl im Mai hatte der Ex-Grünen-Chef mit 49,48 Prozent noch das Nachsehen gegenüber Hofer, bei der Wahl am 4. Dezember verbuchte er hingegen 54,38 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen.

Den Zuspruch von Bürgermeistern hatte Van der Bellen als mitentscheidend für seinen Erfolg bezeichnet. „Ich könnte mir schon vorstellen, dass das beeinflusst hat, genauer wird man es sicher bei Wahlanalysen sehen“, sagte Bürgermeister Thomas Widrich (ÖVP). „Ich denke, so wie es mir geht, dass Bürger kommen und mich nach meiner Meinung fragen, was sie tun sollen, wird es den anderen Kollegen auch gegangen sein.“

Links: