Medikamente als Unfallauslöser

Bis zu 9.000 Unfälle passieren jedes Jahr in Österreich, weil der Lenker offenbar unter Medikamenteneinfluss gestanden ist. Vor allem während einer Grippewelle ist die Gefahr besonders hoch, sagen Experten aus Niederösterreich.

Viele Menschen unterschätzen offenbar das Risiko, wenn sie unter Medikamenteneinfluss mit dem Auto fahren. Laut Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit ist die Dunkelziffer bei Unfällen sehr hoch, weil Medikamente als Unfallursache nicht extra ausgewiesen werden. „Internationale Experten sagen, dass zwischen zehn und 25 Prozent medikamentenrelevante Unfälle sind, also möglicherweise jeder Vierte“, so Kaltenegger.

Ein Drittel der Medikamente am Steuer gefährlich

Experten schätzen, dass bis zu ein Drittel der am Markt erhältlichen Medikamente die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen kann. Die Liste reicht von Schmerzmitteln über Psychopharmaka und Blutdrucktabletten bis hin zu Medikamenten gegen Grippe. „Es kann ein Hustensaft sein, der eine hustenreizdämpfende Substanz hat. Zum Beispiel wirkt Codein sehr stark beeinträchtigtend und ist dementsprechend fürs Autofahren absolut ungeeignet“, erklärt der St. Pöltner Apotheker Andreas Gentzsch.

Medikamente

APA/dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel

Medikamente am Steuer können zur Unfallgefahr werden

Außerdem können auch rezeptfreie Medikamente Nebenwirkungen haben. Laut Genztsch sollte man als Autofahrer unterschiedliche Symptome beachten: „Es kann Müdigkeit auftreten, es kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt werden und es können auch Schwindelsymptome hervorgerufen werden.“

Jeder Zweite fährt trotz Erkrankung

Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit ist die Zahl der Personen, die unter Medikamenteneinfluss Auto fahren, zu hoch. „Wir haben die Menschen befragt, wie sie damit umgehen und wie sie die Gefahr einschätzen. Das Ergebnis war fast ein wenig besorgniserregend.“ Jeder Fünfte habe schon Medikamente genommen und gemerkt, dass er beeinträchtigt ist, und sei dann trotzdem gefahren. Jeder Zweite fahre, auch wenn er krank ist. „Egal, ob er Medikamente nimmt oder nicht, er fährt einfach weiter“, so Kaltenegger.

Ein Unfall unter Medikamenteneinfluss kann, auch wenn niemand verletzt wurde, teuer werden. „Es kann mir passieren, wenn das grob fahrlässig und damit ein deutliches Missachten der Regeln war, dass ich den Schaden an meinem eigenen Fahrzeug, also in der Kaskoversicherung, selbst zahlen muss, weil die Versicherung dann berechtigterweise aussteigt“, sagt Kaltenegger. Empfohlen wird deshalb, bei Medikamenten den Beipackzettel zu lesen und sich in der Apotheke über mögliche Nebenwirkungen beraten zu lassen.