„Brücke der Freiheit“ verbindet Grenzland

Von Engelhartstetten (Bezirk Gänserndorf) ist es nur ein kurzer Weg mit dem Fahrrad in die Slowakei. Die „Brücke der Freiheit“, die Radfahrbrücke über die March, verbindet beide Länder. Grenzen wurden auch im Kopf abgebaut.

Das Gemeindegebiet von Engelhartstetten umfasst sieben Orte, dazu gehört auch Niederweiden mit dem gleichnamigen Jagdschloss. Noch bekannter ist das Ausflugsziel Schloss Hof. Dass die beiden Barockschlösser im Gemeindegebiet stehen, bringt Engelhartstetten einen entscheidenden Vorteil: Die Lustbarkeitsabgabe schafft einen Polster in der Gemeindekasse. Immerhin darf man sich auf Schloss Hof über 200.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr freuen. Die Gäste kommen auch aus dem Nachbarland. Vom barocken Garten in Schloss Hof blickt man direkt hinüber in die Slowakei.

Fahrradbrücke  Engelhartstetten

ORF

Skepsis der Bevölkerung war anfangs groß

Den Weg von Schloss Hof über die Grenze legt man in Engelhartstetten bevorzugt mit dem Fahrrad zurück. 2012 wurde die „Brücke der Freiheit“ über die March eröffnet. Anfänglich war die Skepsis groß, erinnert sich der Bürgermeister von Engelhartstetten Josef Reiter (ÖVP). „Zunächst kamen die Slowaken nach Schloss Hof, um das Schloss zu besichtigen, dann fuhren irgendwann auch die Einheimischen mit dem Rad hinüber in die Slowakei oder gingen zu Fuß über die Grenze“, so Reiter.

Die wellenförmige Brücke ist 550 Meter lang. Sie wurde so konzipiert, dass bei Hochwasser Schiffe unter der Brücke noch hindurch fahren können. Am höchsten Punkt misst sie 136 Meter. Den Bau finanzierte großteils die EU. Sie war als symbolischer Brückenschlag gedacht. Mittlerweile fielen die Grenzen auch im Kopf, sagen die Einheimischen.

Fahrradbrücke  Engelhartstetten

ORF

Steigende Einwohnerzahlen in Engelhartstetten

Günter Gulz aus Leopoldsdorf im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf) erzählt, dass er oft über die Fahrradbrücke in die Slowakei fährt. „Auf der anderen Seite gibt es ein Gasthaus, dort ist es billiger als Zuhause“, sagt Gulz. Ein Krügerl Bier koste dort einen Euro 30 und ein Borovička, ein slowakischer Wacholderschnaps, koste gar nur 80 Cent, so der Radfahrer. Gertraud Nentwich aus Leopoldsdorf im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf) schätzt die Fahrradbrücke als Spazierweg. „Wir nutzen die Brücke auch wenn es nicht so schön ist, wir spazieren gerne im Herbst zu Fuß hinüber in die Slowakei.“, sagt die Leopoldsdorferin.

Die anfänglichen Vorbehalte lösten sich auf. Die Befürchtung, dass wegen der Brücke die Zahl der Einbrüche steigen würde, bestätigte sich nicht, so Bürgermeister Josef Reiter. Und während andere Grenzlandgemeinden gegen die Abwanderung kämpfen, freut man sich in Engelhartstetten sogar über steigende Einwohnerzahlen. Vor zehn Jahren zählte man 1.700 Bewohnerinnen und Bewohner. Heute sind es im gesamten Gemeindegebiet 2.000.

Link: