Ratschenkinder besuchen blinden Andreas

Weil die Glocken „nach Rom geflogen“ sind, rücken in diesen Tagen wieder tausende Ratschenkinder in ganz Niederösterreich aus. In St. Valentin (Bezirk Amstetten) besuchten sie den blinden Andreas und seine Kapelle.

Der 20-jährige Andreas ist seit seiner Geburt blind. Eine Kapelle aus Pappkarton hatte dem Wetter nicht mehr standgehalten, daher half der ganze Ort mit, ihm seinen größten Traum zu erfüllen: eine richtige Kapelle im eigenen Garten. „Wir sind schon bei sehr, sehr vielen Häusern gewesen, aber so etwas haben wir noch nie gesehen“, sagt die zehnjährige Theresa, eines der Ratschenkinder. „Die haben einen Traktor, das finde ich cool. Und die haben eine Kapelle, das finde ich auch relativ cool“, so ihr Kollege, der zehnjährige Florian.

Kapelle Ratschenkinder

ORF

Eine Kapelle im eigenen Garten: ein besonderer Zwischenstopp für die Ratschenkinder am Karfreitag

Ratschenkinder tragen Botschaft durch das Land

Etwa 100 Ratschenkinder und Begleiter sind am Karfreitag in der Früh in St. Valentin losgezogen, um anstelle der Glocken die Menschen an die Gebetszeiten zu erinnern. „Wir bereiten die Kinder im Pfarrhaus vor, stimmen sie ein, sagen ihnen, welche Aufgaben sie haben“, sagt der Pfarrer von St. Valentin, Johann Zarl. „Dass sie nicht einfach so lustig durch die Gegend gehen, sondern dass sie eine Botschaft haben. Heute sind sie die Glocken, die ja schweigen.“

Die Glocken fliegen dem Volksmund nach bei der Abendmahlsliturgie am Gründonnerstag nach Rom und schweigen bis zur Verkündigung der Auferstehung Jesu in der Osternacht. Daher ziehen die Ratschenbuben und -mädchen mit den schnarrenden und knatternden „Lärminstrumenten“ durch das ganze Land und erinnern drei Mal täglich - morgen, mittags und abends - an die Gebetszeiten.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Ratschenkinder sind wieder unterwegs

In St. Valentin wird das Ratschen besonders hoch gehalten: Etwa 100 Kinder und Begleiter zogen am Karfreitag mit ihren „Lärminstrumenten“ los.

Das Ratschen zählt seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Laut Diözese St. Pölten lebt dieser jahrhundertealte christliche Brauch zuletzt in den Gemeinden wieder verstärkt auf. „Ich glaube, dass die Leute wieder nach etwas suchen“, sagt Zarl. „Wir hängen von Dingen ab, die sichtbar und hörbar sind. Durch die Kinder wird deutlich, was zu Ostern geschieht.“