Bergland: Ein Ort mit sieben Dörfern

Die Gemeinde Bergland (Bezirk Melk) im Mostviertel ist ein weitläufiger Zusammenschluss von sieben Dörfern. Die Struktur ist ursprünglich aus finanzellen Gründen entstanden, heute bringt sie aber viele Vorteile für die Bewohner.

Viel Gegend, weite Wege, große Abstände zwischen den Dörfern: In der Gemeinde Bergland wohnen auf 34 Quadratkilometern 1.900 Menschen. Das heißt: Pro Quadratkilometer leben 57 Menschen. Die Gemeinde entstand Ende der Sechziger-Jahre als sich vier kleine Landgemeinden zu Bergland zusammenschlossen. Ganz freiwillig passierte das nicht. Das Geld war der ausschlaggebende Punkt. „Es ist die Vorgabe des Landes gewesen, wegen den erhöhten Ertragsanteilen. Bei über tausend Einwohnern gibt es eine höhere Zuwendung“, erzählt Bürgermeister Franz Wieser.

Im Blickpunkt Bergland

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Die weitläufige Gegend führt oft zu Verwirrungen bei Ortsfremden. Missverständnisse gibt es beispielsweise oft vor internationalen Viehversteigerungen in der Berglandhalle. Die Transport-Lkw landen dann im sechs Kilometer entfernten Gemeindezentrum. „Das kommt oft vor und in der Nacht finden die Lkw dann nicht hin. Die Bewohner erklären sich dann dazu bereit mit ihnen hinzufahren, weil ja die Chaffeure kein Deutsch sprechen“, sagt die geschäftsführende Gemeinderätin Anna Scheuchelbauer.

Beachtlicher Zuzug in die sieben Dörfer

In den Gründungsjahren stand das Gemeindeamt noch allein auf weiter Flur. Heute zeigt sich ein anderes Bild: Es ist von Häusern umgeben, denn Bergland hat den Vorteil aus dieser Lage zwischen dichter bewohnten Orten genützt und ist zur Wohngemeinde mit beachtlichem Zuzug geworden. In den schmucken Dörfern finden sich viele neu gebaute Häuser.

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Das Dorfhaus in Wohlfahrtsbrunn wurde aus einem verfallenen Kellerstöckl gemacht

Dorfhäuser ersetzen Wirtshäuser

Für die nach und nach verschwundenen Wirtshäuser wurde heute eine Lösung gefunden. Es wurden so genannte Dorfhäuser errichtet. „Mit den Bewohnern der Dörfer haben wir das installiert und dort spielt sich das dörfliche Leben unter einer eigenen Führung ab“, erklärt der Bürgermeister. In Wohlfahrtsbrunn wurde etwa ein echtes Dorfzentrum von den Bewohnern aus einem verfallenen Kellerstöckl gemacht. Hier treffen sich die Bewohner und pflegen die sozialen Kontakte.

Anton Bicker, der Obmann der Dorferneuerung Wohlfahrtsbrunn sagt: „Da können wir ein Achterl Wein trinken und zu Fuß nach Hause gehen, und sonst müssen wir zu einem Wirten vier, fünf Kilometer fahren.“ Der dörfliche Zusammenhalt schlägt sich auch in einem regen Vereinsleben nieder. Im Laufe der fast fünf Jahrzehnte ist es gelungen aus einem künstlich zusammengefassten Dörfer-Verbund eine funktionierende Großgemeinde mit weiterhin dörflichem Charakter zu machen.