NS-Mahnmal: „Zeichen des Anfangs erkennen“

In Baden ist am Sonntag ein Mahnmal für die Opfer der NS-Zeit präsentiert worden. „Wir müssen die Zeichen des Anfangs erkennen“, warnte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Rede. Auch Zeitzeugen erinnerten sich.

Die 36 Metallstäbe der Installation am Josefsplatz bilden in ihrer virtuellen Verlängerung der Achsen Richtung Himmel einen imaginären Davidstern, der über dem Platz schwebt. Das Kunstwerk mit dem Titel „Widerstäbe/Counterpoles“ des Künstlers Peter Kozek wurde von einer Jury der Abteilung Kunst im öffentlichen Raum des Landes Niederösterreich ausgewählt. Die jüdische Gemeinde der Stadt Baden war bis zum Jahr 1938 die drittgrößte Österreichs, wurde anlässlich der Eröffnung des Mahnmals am Sonntag betont.

Karl Pfeifer, ein Zeitzeuge des „Anschlusses“ 1938, wohnte damals in der Marchetstraße und besuchte in Baden auch die Volksschule. „Kurz nach dem ‚Anschluss‘, im April, wurde ich einmal von Hitlerjungen verfolgt, als ich von der Volksschule kam“, erinnerte sich Pfeifer gegenüber noe.ORF.at. „Die drängten mich an den Zaun. Einer hielt mir die Kehle zu und sagte, ‚Saujud, sag Heil Hitler‘.“ Damals sei eine Nachbarin dazwischengegangen. Kurze Zeit später verließ Pfeifer mit seiner Familie Baden. Er kam erst 1951 wieder zurück.

„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass das, was wir einmal erreicht haben an gesellschaftlichem Fortschritt, auch so bleibt“, warnte Bundespräsident Van der Bellen in seiner Rede bei der Eröffnungsfeier. „Wir müssen darauf achten, dass sich das nicht wiederholt - natürlich unter anderem Namen. Es wird andere Inhalte haben, es wird andere Ausdrucksformen haben. Es wird unter Anführungszeichen moderner sein. Aber wir müssen die Zeichen des Anfangs erkennen.“

Mikl-Leitner: „Richtige Entscheidungen treffen“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass man sich mit der Vergangenheit beschäftigen und aus der Geschichte auch Lehren ziehen müsse. „Geschichte definiert, was wir heute sind und wo wir heute stehen. Nur mit diesem Wissen können wir die richtigen Entscheidungen auch für die Zukunft treffen, für die Zukunft nach vorne.“

Badens Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP) sprach in seiner Rede von der Ablehnung und dem Unverständnis, auf das das Mahnmal treffe. „Die Reaktionen in den sogenannten Sozialen Medien und Netzwerken sind beschämend bis abstoßend. Das ist auch eine Antwort auf die Frage, warum das Mahnmal auch beinahe 85 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland notwendig ist.“

Elie Rosen, der Präsident der jüdischen Gemeinde Baden, lobte das Engagement des Bürgermeisters. „Das Mahnmal soll aber nicht der Endpunkt der ohnehin spät begonnenen Aufarbeitung der eigenen Geschichte sein“, so Rosen. „Erinnern tut weh, aber es ist wichtig für unsere Zukunft und für die Zukunft unserer Kinder.“ Nur so könne man der „Verpflichtung gegenüber den Opfern und den zukünftigen Generationen“ nachkommen.

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