Karikaturmuseum ist wieder „zeitlos kritisch“

Das Karikaturmuseum in Krems hat nach Sanierungsarbeiten wieder seine Tore geöffnet. „Karikaturen sind zeitlos kritisch“, sagt Gottfried Gusenbauer, der künstlerische Direktor. Das sollen die beiden neuen Ausstellungen zeigen.

Das 2001 von Gustav Peichl erbaute Karikaturmuseum wurde seit Mitte Jänner thermisch saniert und noch barrierefreier gestaltet. Etwa 350.000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Bis zum 10. September wird jetzt die Eduard-Thöny-Ausstellung „Meisterzeichner, Zeichenmeister: Simplicissimus“ und die neu gestaltete Manfred-Deix-Dauerausstellung „Immer wieder Deix!“ gezeigt. Der künstlerische Direktor des Karikaturmuseums, Gottfried Gusenbauer, ist froh, dass die Besucher nach fünf Monaten wieder Leben in die Räumlichkeiten bringen, wie er im Gespräch mit noe.ORF.at sagt.

Gottfried Gusenbauer, künstlerischer Direktor Karikaturmuseum Krems

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Gottfried Gusenbauer ist seit 2012 künstlerischer Direktor des Karikaturmuseums Krems

noe.ORF.at: Die Wiedereröffnung des Karikaturmuseums wird mit gleich zwei neuen Ausstellungen gefeiert. Was darf man sich erwarten?

Gottfried Gusenbauer: Einerseits gibt es den neu gestalteten Deix-Raum. Da zeigen wir großartige Klassiker seiner Arbeit, aber auch seine Underground-Comics aus den 1970er Jahren - die Arbeiten, die er gemacht hat, bevor er als Karikaturist durchgestartet ist. Und dann gibt es eine sehr interessante historische Ausstellung von Karikaturen - und zwar das Thema „Simplicissimus“. Das war wirklich eines der international renommiertesten Magazine von 1900 bis 1930, ein unglaubliches politisches Magazin. Da haben wir uns einen der besten Zeichner herrausgesucht: Eduard Thöny.

noe.ORF.at: Wie kann man den Stil der historischen Karikaturen von Eduard Thöny beschreiben?

Gusenbauer: Eduard Thöny war ein begabter Zeichner und interessanterweise ist es bei ihm so, dass er sehr perspektivisch gezeichnet hat. Früher war es eher modern, dass man für ein Plakat flächig und grafisch gearbeitet hat. Aber Thöny hat in allen seinen Arbeiten sehr tolle Perspektiven und unglaublich interessante Blickwinkel angelegt.

noe.ORF.at: In der Ausstellung „Meisterzeichner, Zeichenmeister: Simplicissimus“ sind 50 originale Zeichnungen von Eduard Thöny zu sehen. Was zeigen seine Arbeiten?

Gusenbauer: Er hat ein gesellschaftliches Bild gezeichnet, das auch die Stimmung dieses Jahrhunderts unglaublich hervor gebracht hat. Es war die Zeit des fin de siècle, die Zeit der Dekadenz, eine Endzeitstimmung. Einerseits rauschende Feste, andererseits diese Unsicherheit vor der Zukunft, und das sind oft auch heute noch ganz aktuelle Geschichten.

Zeichnung von Eduard Thöny

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Bekannt wurde Eduard Thöny für seine pointierten Gesellschafts- und Militärkarikaturen

noe.ORF.at: Eduard Thöny hat für den „Simplicissimus“ mehr als 3.000 Zeichnungen angefertigt, aber nur ganz wenige sind erhalten. Woher kommen die Werke für die Ausstellung im Karikaturmuseum?

Gusenbauer: Wir haben das Glück, dass wir von der Enkelin des Künstlers einige Leihgaben bekommen haben. Dann gibt es noch großartige Sammler wie etwa Michael Seeber, der uns Werke aus seiner privaten Sammlung zur Verfügung stellt. In dieser Ausstellung sieht man eben Arbeiten, die man nicht oft sehen wird.

noe.ORF.at: Was fasziniert Sie persönlich an den Zeichnungen Eduard Thönys?

Gusenbauer: Bei Eduard Thöny gibt es viele interessante Punkte. Eduard Thöny hat ein Praktikum bei wichtigen Schlachtenmalern gemacht und hat das für seinen Stil genutzt. Wenn Sie einen guten Zeichner erkennen wollen, dann müssen Sie sich immer ansehen, wie er Hände und Pferde zeichnen kann. Das ist ein ganz einfacher Trick, und Thöny ist ein unglaublicher Pferdemaler.

Das Gespräch mit Gottfried Gusenbauer führte Julia Ernstorfer, noe.ORF.at

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