Stockerau: Welt steht „auf kein’ Fall mehr lang“

Wer kennt nicht die drei vagabundierenden Handwerksgesellen Knieriem, Leim und Zwirn, die durch einen Lotteriegewinn reich werden? Nestroys adaptierte Zauberposse heißt daher bei den Festspielen Stockerau „Lumpazi Vagabundus“.

Knieriem, Leim und Zwirn werden auf Grund einer Wette im Feenreich plötzlich durch einen Lottogewinn reich und bringen auf unterschiedliche Art und Weise ihr gewonnenes Geld an. Schuster Knieriem (Christian Strasser) sucht Trost im Alkohol, denn „Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“, Schneider Zwirn (Martin Bermoser) lebt verschwenderisch auf großem Fuß, nur Tischler Leim (Tobias Eiselt) entdeckt die „wahre Liebe“ und wird „seriös“ – aber kann sein biederes Leben denn wirklich die Erfüllung sein?

Was macht plötzlicher Reichtum aus einem Menschen?

Johann Nestroy hatte mit „Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt“ schon zu seiner Zeit einen seiner größten Erfolge, bis heute ist das Interesse an dem Stoff untgebrochen. „Offensichtlich ist es die Geschichte, die fasziniert: Ausgangspunkt ist ein Konflikt im Reich der Feen und Zauberer, die daraus resultierend ein Experiment in der Menschenwelt starten. Es wird gewettet, ob plötzlicher Reichtum aus einem armen und verkommenen Menschen einen braven und guten macht“, sagt Zeno Stanek, Intendant der Festspiele Stockerau.

Theaterfest 2017 Festspiele Stockerau Lumpazivagabundus

Festspiele Stockerau/Stephan Mussil

Nestroys „liederliches Kleeblatt“ in Stockerau: Christian Strasser als Knieriem, Martin Bermoser als Zwirn und Tobias Eiselt als Leim (v.l.)

Kann die Frage beantwortet werden? Nein, vermutlich genausowenig wie sie zu Nestroys Zeit beantwortet werden konnte. „Schlussendlich stellt sich natürlich die Frage nach unserem Sein und auch nach der Existenz des vierherbeizitierten Kometen, der die Welt nicht mehr lang, lang, lang... stehen lassen wird“, so Stanek.

Joesi Prokopetz verkörpert im Stockerauer Ensemble den Feenkönig Stellaris und weitere Figuren, Erika Mottl ist ebenfalls in mehreren Rollen zu sehen, und Okan Cömert beobachtet als böser Geist Lumpazivagabundus das Treiben auf der irdischen Handwerker-Bühne. Die Stückfassung, die Stanek mit Karl Ferdinand Kratzl und Joesi Prokopetz verfasst, folgt sorgfältig dem Original „mit dem einen oder anderen Seitenhieb auf das, was uns in ‚diesen zeiten‘ aktuell beschäftigt. Denn Stoff für Nestroys fein geschliffene Satire gibt es ja genug“, meint der intendant schmunzelnd.

Intendanz und Regie: Zeno Stanek
Bühne: Roland Ploner
Kostüme: Ingrid Leibezeder und Anna Katharina Jaritz
Musik: Karl Ritter
Mitwirkende: Joesi Prokopetz, Okan Cömert, Christian Strasser, Martin Bermoser, Tobias Eiselt, Erika Mottl, Karin Lischka, Claudia Waldherr, Alexander T.T. Müller, Stefanie Frischeis, Anton Widauer, Christian Paul und Peter Dworzak
Vorstellungen von 27. Juni bis 5. August (Beginn jeweils um 20.00 Uhr), Dr. Karl Renner Platz, Stockerau

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