Messies: Ein Leben in Müllbergen

Was oft mit einer harmlosen Sammelleidenschaft beginnt, endet bei sogenannten „Messies“ mit unendlichen Müllbergen, die sich im Wohnraum stapeln. Die Weinviertler Unternehmerin Rosalia Zelenka räumt solche Wohnungen.

Rosalia Zelenka betreibt ein Reinigungsunternehmen mit Stammsitz in Hautzendorf (Bezirk Mistelbach), das sich auf die Reinigung von Tatorten spezialisiert hat. Immer häufiger wird sie auch mit der Räumung sogenannter Messie-Wohnungen konfrontiert. Das sind Haushalte, in denen sich der Unrat oft meterhoch stapelt. Betroffene leben in dem Müll, bis Angehörige oder Vermieter Alarm schlagen. Dann kommt Rosalia Zelenka ins Spiel. Nun hat die Weinviertlerin ein Buch über Messies geschrieben. noe.ORF.at hat mit ihr über ihre Erfahrungen gesprochen.

Messiewohnungen aufräumen

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Rosalia Zelenka im Interview

noe.ORF.at: Was war Ihr Beweggrund, diese Eindrücke niederzuschreiben?

Rosalia Zelenka: Man nimmt diese Bilder auch mit nach Hause und für mich ist es eine Art der Bewältigung. Deshalb schreibe ich das auf.

noe.ORF.at: Warum ist Ihnen das Thema ein Anliegen?

Zelenka: Ich halte es für sehr wichtig, dass wir als Gesellschaft darauf reagieren, weil es dabei auch einen gesundheitspolitischen Aspekt gibt. In solchen Messie-Wohnungen gibt es oft Tiere wie etwa Mikroorganismen, Milben oder Maden. Also sehe ich uns auch ein wenig als Gesundheitspolizei. Wenn in einem Haus so ein Missstand vorliegt, dann ist es wichtig, diesen Missstand zu beseitigen, damit sich keine Krankheiten verbreiten können.

noe.ORF.at: Nimmt das Messietum zu? Gibt es Ihrer Meinung nach immer mehr Betroffene?

Zelenka: Ja, das zeigt sich allein schon an unserer Auftragslage. Wir haben momentan sicher zwei Mal pro Monat einen Messie-Haushalt zu räumen.

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Der Blick in eine typische Messie-Wohnung

noe.ORF.at: Was ist Ihr erster Eindruck, wenn Sie in eine Messie-Wohnung kommen?

Zelenka: Wenn ich an einen solchen Platz komme, bin ich immer wieder überwältigt von der riesigen Müllansammlung. Ich habe auch immer wieder das Gefühl, dass ein bisschen Verzweiflung in dem steckt, wie dieser Mensch dort gelebt hat.

noe.ORF.at: Leiden Messies Ihrer Meinung nach an einer Krankheit?

Zelenka: Ja, es ist sicherlich eine Art psychisches Leiden, es geht immer mit einer gewissen Depression einher.

noe.ORF.at: Gibt es ein klassisches Messie-Profil?

Zelenka: Nein, das gibt es nicht. Das geht quer durch die Bank, durch die ganze Gesellschaft. Teilweise sind es hochgebildete Menschen, die studiert haben und gut situiert sind, aber natürlich kommen viele Betroffene auch aus ärmlichen Verhältnissen.

noe.ORF.at: Was ist das Schlimmste bei der Räumung eines Messie-Haushaltes?

Zelenka: Das sind ganz sicher die Gerüche. Am schlimmsten ist für mich der Geruch von Zigarettenrückständen. Aber man darf sich da nicht ein oder zwei volle Aschenbecher vorstellen, sondern ganze Berge. Wir hatten einen Messie, der hat die Zigarettenasche auf einen Berg gestapelt, daneben lagen zuerst die Zigarettenstummel und dann die Zigarettenschachteln.

Messiewohnungen aufräumen

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Rosalia Zelenka ist nicht nur mit der Räumung von Messie-Wohnungen beschäftigt. Die Weinviertlerin hat sich österreichweit einen Namen als Tatortreinigerin gemacht. Sie wird oft von Behörden engagiert, so wurde sie etwa mit der Räumung des Flüchtlings-Lkws im burgenländischen Parndorf beauftragt - der wohl härteste Fall ihrer Karriere. Mittlerweile hat Zelenka zwei Bücher über ihre außergewöhnliche Tätigkeit verfasst. „Messies - ein Leben zwischen Licht und Schatten“ ist der Titel des aktuellen Werkes der Weinviertlerin.

Das Interview führte Doris Henninger, noe.ORF.at.

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