Studie: Wölfe kooperieren besser als Hunde

Wölfe arbeiten, anders als bisher angenommen, untereinander besser zusammen als ihre domestizierten Verwandten, die Hunde. Das fanden Verhaltensbiologen des Wolf Science Centers (WSC) in Ernstbrunn (Bezirk Korneuburg) heraus.

Die Forscher um Sarah Marshall-Pescini stellten den Wölfen und Hunden, die im Wolf Science Center leben, eine spezielle Aufgabe: Hinter einem Zaun lag unerreichbar für die Tiere Fleisch auf einem Futtertablett. Um das Futter zu sich heranziehen zu können, mussten die Tiere gleichzeitig jeweils an einem Ende des Seils ziehen, das um das Tablett gefädelt war. Die Wolfspärchen schafften dies bei jedem vierten Versuch (insgesamt 100 von 416), die Hundepärchen nur bei zwei von 472 Versuchen, berichteten die Forscher.

Einzelgänger Hund versus Wolf als Rudeltier

Das Ergebnis überraschte. Anders als bisher angenommen, wurde die Kooperationsbereitschaft von Hunden demnach nicht wesentlich von der Haustierwerdung beeinflusst. Durch die Domestizierung verlor der Hund sein Rudel und wurde vom Menschen abhängig. Aber auch frei lebende Hunde, die immerhin 80 Prozent der weltweiten Hundepopulation ausmachen, sind in der Regel Einzelgänger.

Wolf

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Anders ist es bei Wölfen in freier Wildbahn: Wölfe leben in sehr eng geknüpften Familiengruppen und sind darauf angewiesen, zusammenzuarbeiten, um zu überleben. Sie jagen gemeinsam, ziehen die Jungen zusammen auf und verteidigen ihr Territorium.

Die Hunde waren zwar an dem spielerischen Versuch und dem Futter genauso interessiert wie die Wölfe, zogen aber fast nie gemeinsam am Seil, um soziale Konflikte um das Futter zu vermeiden, meinten die Forscher. „Wölfe streiten durchaus um Futterressourcen, aber am Ende bekommen beide ihren Anteil", so Sarah Marshall-Pescini. Bei Hunden hole sich das dominantere Tier alles, und das andere hält sich von ihm und dem Futter fern, damit es zu keinem Konflikt kommt. Die Forscher wollen nun bei Wölfen und Hunden untersuchen, wie gut sie jeweils mit Menschen kooperieren.

Spaziergang mit einem Wolf

Gegründet wurde das WSC im Mai 2008. Hier wird das Verhalten von Hunden und Wölfen sowie deren Beziehung zum Menschen erforscht und analysiert. Die Tiere kommen bereits als Junge ins WSC und werden von Menschen aufgezogen, um sich an diese zu gewöhnen.

Im heurigen Jahr wurde das Wolf Science Center Teil der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Aktuell leben hier sieben Rudel mit zwei bis drei Tieren sowie15 Hunde aus ungarischen Tierheimen. Im Wildpark Ernstbrunn können Interessierte die Tiere besuchen, unter anderem werden auch Führungen und Spaziergänge mit Wölfen angeboten. So möchte man das Bild des „großen, bösen Wolfs“ aus den Köpfen der Menschen entfernen.

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