Verdächtiger 17 Jahre nach Doppelmord gefasst

Nach 17 Jahren Flucht hat die Polizei einen mutmaßlichen Doppelmörder festgenommen. Der 35-Jährige soll im August 2000 auf brutalste Art und Weise zwei chinesische Staatsangehörige ermordet haben.

Es war eine der grausamsten Taten in Niederösterreich in den vergangenen Jahren. Am 23. August 2000 wurden die Leichen einer Asiatin und eines Asiaten bei Leobersdorf (Bezirk Baden) beziehungsweise Bruck an der Leitha entdeckt. Beide waren mit Klebebändern an den Händen gefesselt. Der Frau war die Kehle durchtrennt, dem Mann bei offensichtlichen Folterungen das Gesicht zerschnitten worden. Er wies Hieb-, Stich- und Schnittverletzungen am ganzen Körper auf und soll mit einem Hackbeil zu Tode gefoltert worden sein.

Doppelmord im Jahr 2000

ORF

Fehde einer chinesischen Schlepperbande

Bei dem Mord dürfte es sich um eine Fehde einer Schlepperbande gehandelt haben. Dabei ging es laut Polizei um Rangordnung und Geld. Das Mordopfer dürfte eine führende Kraft der Schlepperbande gewesen sein. Bei der Asiatin handelte es sich um seine Freundin. Sie musste den Mord an ihrem Partner offenbar mitansehen und wurde anschließend ebenfalls ermordet.

Unmittelbar nach der Tat konnten vier Verdächtige festgenommen werden, die alle ein Geständnis ablegten. Ein Jahr später standen drei von ihnen vor Gericht, einer hatte in der Zwischenzeit Suizid begangen. Drei weiteren Verdächtigen gelang nach der Tat die Flucht. Einer von ihnen konnte schließlich am Montag nach mehr als 17 Jahren festgenommen werden.

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„NÖ heute“-Beitrag am 23. August 2000

Nach dem Fund der beiden Leichen vor mehr als 17 Jahren berichtete auch „NÖ heute“ über den Aufsehen erregenden Mordfall.

Wie die Landespolizeidirektion Niederösterreich am Freitag mitteilte, wurde im heurigen Jahr die Zielfahndungseinheit des Bundeskriminalamtes in die internationale Fahndung nach dem Tatverdächtigen eingebunden. Nach umfangreichen Erhebungen konnte festgestellt werden, dass sich die Zielperson in Shanghai in China aufhielt und dort offensichtlich eine Namensänderung durchgeführt hatte.

Verdächtiger flog von Shanghai nach München

Durch das Landeskriminalamt Oberösterreich, das in die Fahndungsarbeit gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich intensiv eingebunden war, konnten weiterführende und enge Bezüge des Gesuchten nach Bayern ermittelt werden, heißt es vonseiten der Polizei. Weitere Ermittlungen ergaben, dass der Tatverdächtige einen Flug von Shanghai nach München plante.

Diese Information wurde sofort über das internationale Zielfahndungsnetzwerk European Network of Fugitive Active Search Teams (ENFAST) an Deutschland und in weiterer Folge an die Zielfahnder des Polizeipräsidiums München weitergeleitet. Der Verdächtige konnte schließlich unmittelbar nach seiner Ankunft am Flughafen München festgenommen werden. Laut Polizei verlief die Festnahme widerstandslos. Der Mann soll bis jetzt allerdings jede Aussage verweigert haben. Der Verdächtige wird nun nach Österreich überstellt.