Vroni Aigner: Die Medaillenhoffnung von morgen

Veronika Aigner ist 14 Jahre alt und der beste Beweis dafür, dass man nicht gut sehen können muss, um gut Ski zu fahren. Die von Geburt an sehbehinderte Gloggnitzerin will in Zukunft bei den Paralympics starten und eine Medaille holen.

Veronika Aigner ist mehrfache Staatsmeisterin, Europacupsiegerin und ab kommender Saison Weltcupstarterin. Mit erst 14 Jahren erreichte sie mehr als andere Läuferinnen in einer kompletten Karriere. Ihre Sehbehinderung konnte Vroni, wie sie von ihren Freunden und der Familie genannt wird, schon als Kind nie vom Skifahren abhalten. „Sie hat nie gesagt, dass sie nicht will oder nicht mag. Das hat es nie gegeben. Sie wollte immer noch einmal fahren“, erzählt ihre Mutter Petra gegenüber noe.ORF.at.

Vroni und Lisi (Veronika und Elisabeth) Aigner

Familie Aigner

Elisabeth Aigner (l.) und Veronika Aigner (r.)

Vroni Aigner: „Für mich ist alles weiß“

Skifahren ist Vronis große Leidenschaft. „Ich habe schon mit eineinhalb Jahren begonnen“, sagt sie, „das habe ich mir von meinen großen Geschwistern abgeschaut. Seitdem bin ich dabei.“ Dabei liefern Vronis Augen nur fünf bis sieben Prozent Sehleistung.

Elisabeth und ihre Schwester Veronika

Die beiden Schwestern sind auf der Piste ein perfekt eingespieltes Team. Vertrauen spielt dabei eine große Rolle.

Was sie sieht, ist verschwommen. „Für mich ist der Schnee weiß, der Himmel weiß, für mich ist alles weiß“, beschreibt Vroni ihr Sehvermögen. „Es ist gerade so, dass ich den Wald noch erkenne. Lisi sehe ich auch nur verschwommen. Sie ist ein bunter Fleck, der aus der Menge herausstrahlt.“

Vertrauen unter Schwestern

Lisi (Elisabeth) ist Vronis fünf Jahre ältere Schwester und ihr sogenannter Guide. Weil Vroni durch ihre Sehschwäche weder Kurssetzung noch Pistenunebenheiten ausreichend erkennen kann, fährt Lisi voraus, gibt ihrer Schwester die Linie vor und versorgt sie mit den nötigen Kommandos.

Veronika Elisabeth Aigner am Podium

Familie Aigner

Die Aigner-Schwestern Veronika (M., vorne) und Elisabeth bei ihrem ersten Europacupsieg in Landgraaf (Niederlande)

Damit das alles bei höchstem Tempo funktioniert, müssen die beiden Schwestern perfekt aufeinander eingespielt sein. „Wir sind über Funk miteinander verbunden“, erklärt Lisi. „Meine Aufgabe ist es, ihr die Kombinationen und Wellen anzusagen, die im Lauf enthalten sind. Das ist wichtig, damit sie sich darauf vorbereiten kann, nicht erschrickt, und dadurch Fehler macht.“

Skifahren ist Bestandteil von Familie Aigner

In der Familie Aigner wird der Skisport gelebt. Alle fünf Kinder sind begeisterte Skifahrer, neben Veronika und Elisabeth auch noch die älteste Schwester Irmgard sowie die Zwillinge Johannes und Barbara. Damit sie den Sport ausüben können, nehmen Mutter Petra und Vater Christian viele Entbehrungen in Kauf.

„Man bringt mit dem Auto irrsinnig viele Kilometer zusammen“, erzählt Petra Aigner. „Von Gloggnitz bis nach Lilienfeld, wo Vroni in die Schule geht. Auch die Rennen finden meistens nicht in Niederösterreich statt, sondern ganz im Westen. Es ist oft so, dass wir sonntags nach den Rennen spät in der Nacht heimkommen und am nächsten Tag beginnen Schule und Arbeit wieder. Das ist nicht immer leicht, aber wir beißen uns durch.“

Vroni ist ihren Eltern für die Anstrengungen sehr dankbar. Mit 14 Jahren ist sie für eine Teilnahme an den Paralympics in Südkorea heuer noch zu jung. In vier Jahren will sie sich ihren großen Traum aber erfüllen. „Mein großes Ziel ist eine Medaille für Österreich mitzubringen", so Aigner gegenüber noe.ORF.at.

Mathias Eßmeister, noe.ORF.at